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Das Gastgeschenk der Transsolaren

Das Gastgeschenk der Transsolaren

Titel: Das Gastgeschenk der Transsolaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Leman , Hans Taubert
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Protuberanzen und die zahllosen größeren und kleineren Flecken, deren Ränder aber nicht gestochen scharf kamen wie sonst.
      Dogromzik wollte es eben scheinen, als könne er das Wallen der glühenden Gasmassen wahrnehmen, die aus unermeßlichen Schlünden chaotisch emporgeschleudert wurden, da blinkte inmitten der Fläche ein grünes Markierungsdreieck auf. Nach kurzer Korrektur saß seine untere Spitze auf einem winzigen dunklen Flecken, der, auffällig rund, ziemlich genau auf dem scheinbaren Äquator lag, etwa ein Drittel des Sonnendurchmessers vom rechten Rand entfernt.
      »Danke«, sagte Sutomeinen, »Michalsen, wie lange läuft er vor der Sonne?«
      »Sechzehn Strich zu zehn Sekunden«, antwortete Michalsen gleich darauf, »das sind rund fünfundzwanzig Minuten Laufzeit. Reichlich die Hälfte haben wir noch.«
      »Also fünfzehn Minuten«, sagte Sutomeinen. »Wir messen nach Programmvariante vier. Versuchen Sie, das möglich zu machen. Ich weiß, Kreik, daß das knapp ist«, schnitt er einen in der Luft liegenden Einwand ab.
      Dogromzik sah, daß sich der runde Sonnenfleck wenig von der grünen Markierung entfernte, und jetzt erst begriff er: Das schwarze Fleckchen ist Nummer zwölf. Ein winziger Bursche, und wie er saust! Als er daran dachte, daß dies im Grunde eine Sonnenfinsternis war, mußte er lächeln. Der Ausdruck zaghaft erwachender Heiterkeit verflog jedoch rasch. Sein Gewissen war in keinem guten Zustand: Die wortlose Stille im Raum trog. Dogromzik wußte, was sich hinter den sparsamen Bewegungen der Gefährten verbarg, hinter dem leisen, pulsierenden Sirren, dem Klicken der Relais und dem verhaltenen Flackern der Signale. In tausend Kanälen durchdrangen Impulse, entsandt von beiden Gestirnen, von den Sensoren außenbords empfangen, umgemünzt in Elektronenströme, die Häute des Schiffes. Zerhackt, gesiebt, verstärkt, entmischt verbargen sie sich als unübersehbares Heer von Zahlen, Symbolen und Kennlinien in den Meß- und Dokumentiersystemen hier drinnen. Die Männer konzentrierten ihren Willen und alle Energie auf diese Minuten. Sie teilten die Zeit geizig in Sekunden, um aus der Unzahl der möglichen die Werte auszusondern, die Information über jenen winzigen Trabanten von Omega sechzehn lieferten. Sutomeinen verlangte eine vierstellige Zahl von Messungen in Minuten – in fünfzehn Minuten, und sechs davon waren schon verstrichen. Aber er, Dogromzik, stand hier, untätig, abwartend, ausgeschlossen von der Möglichkeit zu helfen. Er ergab sich dem Genuß, außerhalb aller Verantwortung hier als Zuschauer zu stehen, auf der Galerie, abseits der Gefahr, etwas falsch zu machen, jenseits der Reichweite der Kritik Sutomeinens, deren brisante Sprengkraft er hinreichend kannte.
      In einzelnen Feldern des ganzen Rechtecks über dem Frontalschirm waren gleich nach Beginn der Aktion Ziffern erschienen. Die ersten Ergebnisse. In der fünften Minute wuchs ihre Zahl rasch, aber viele Felder blieben noch leer. »Die Serie der atmosphärischen Daten fehlt, Wyman. Was ist los?« Sutomeinen ging es zu langsam.
      Der Kopfhörerbügel lief schief über Wymans graue Bürstenfrisur, das freie Ohr gehörte dem Chef. Prüfend gingen seine Augen über die Anzeigefelder. Die linke Hand regelte, glich ab. Der Ellbogen fixierte den Schreibblock, auf dem seine Rechte Überschlagsrechnungen kritzelte, dazwischen spielte sie in gemessenen Bewegungen auf der Pulttastatur. »Es ist nichts zu messen, fast nichts«, sagte Wyman ruhig.
      »Wenigstens meistens«, fügte er unglücklicherweise noch hinzu.
      »Wie bitte?«
      Armer Wyman, dachte Dogromzik. Und Sutomeinen sprach bedrohlich ruhig weiter: »Beschränken Sie sich auf Stickstoff, Sauerstoff, Wasserstoff, Wasserdampf, organischen Kohlenstoff. Partialdrucke, Temperaturen, Schichtung, Stabilität, Isotope, bitte ansagen, rasch!«
      Zu Dogromziks Erleichterung konnte Wyman antworten. Dessen Stimme klang so, als habe er seine Nerven geerdet und fühle sich blitzsicher.
      »Sauerstoff null; Wasserstoff, atomarer, molekularer und ionisierter: null. Organischer Kohlenstoff schwankend, meist unter der Meßgrenze. Stickstoff nur als Kryptoionen null bis vierzig Torr auf Oberfläche. Wasserdampf…«
      »Wieviel Stickstoff?«
      »Null bis vierzig Torr«, wiederholte Wyman, und Dogromzik schien es, als schwinge ein Schuß Galgenhumor in Wymans Worten.
      »Wohl wieder meistens!«
      Sekunden Pause, dramatische Pause. Aber nur Wyman

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