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Das Gastgeschenk der Transsolaren

Das Gastgeschenk der Transsolaren

Titel: Das Gastgeschenk der Transsolaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Leman , Hans Taubert
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Gesicht war nun still, blicklos die nahe beieinanderstehenden Augen. Auch er lauschte. Der Biologe neigte den Helm und berührte damit das schwammig lose Material der Wand. Wyman verstand die Absicht und tat es ihm nach. Die Schwätzer rückten näher heran. Nach einer Minute hörten sie das Raunen auch ohne Kontakt mit der Wand lauter. Plötzlich stieß Kreik mit dem Finger demonstrativ aufwärts. Der Planetologe bestätigte die neue Wahrnehmung nickend: Auch die Tonlage, die Frequenz stieg kaum merklich, aber sie stieg.
      Dann trat Kreik kurz in die Vox ein, sprach einige Worte, um die Gefährten nicht zu beunruhigen. Wyman beobachtete, wie er den Sprechkreis wieder löste. Er sah auch genau seine rasche Bewegung danach. Kreik schaute zu ihm hinauf. Einen Moment lang blitzte ein Reflex auf Kreiks feuchten Zähnen. Er grub sie fest in die Unterlippe. Wyman sah das, deutlicher als alles andere. Dann senkte Kreik den Blick und richtete ihn auf das Chronometer. Auch Wyman sah nach der Zeit. Vierzehn Uhr einundzwanzig, registrierte er. Lautstärke und Tonlage stiegen zu schrillem Geheul. Wyman versuchte, seinen Mangel an kühler Besonnenheit auf den eben überstandenen Schock zu schieben. Kaum zehn Minuten waren seither vergangen. Dieses Geheul machte ihn verrückt. Geheul? Das oszillographische Bild würde anders aussehen. Aber er war kein Oszillograph! Er hatte Nerven! Da stand wieder das farbige Lupenbild jener Bruchfläche vor seinen Augen. Er begriff das Bild nicht. Jetzt erst recht nicht. Zusammen mit der Unerbittlichkeit des anschwellenden Jaulens fühlte er nur eines: einen Schauer, Kälte, unter der Haut. Das übersteuerte Schrillen könnte sich aufschaukeln zum Pfeifen. Wie eine Sirene. Das würde es sogar gewiß. Es könnte weiterklettern, immer weiter zu irgendeinem unsinnigen Diskant. Aber einmal müßte ein Ende sein, das vielleicht ein Ziel war. Was kam dann?
      Da endlich drückte er die Taste seiner Vox.
      Als er Kreiks Stimme wieder in den Membranen hatte, wurde er sich bewußt, wie seine eigenen Zähne die Lippen zerbissen. Ein Blick zu Kreik. Er traf mitten in dessen Augen. Der hatte ihn beobachtet. Was? Zwei Stunden? Auftragsprogramm? Hundert Minuten? Wie lange nun also?
      »Ja, ich verstehe«, hörte er sich sagen. Zwei Stunden waren vorgesehen für die Erkundung hier. »Du rechnest mit zwanzig Minuten Ausstieg und Zusammenpacken. Aufwärts also!«

  Wyman schaute Kreik an, blinzelnd, denn der vereinbarte Zeitpunkt zur Rückkehr kam seinem Fortdrängen von hier zu sehr entgegen. Die Flucht kratzte sein Gewissen. Kreik grinste verklemmt. Es geht ihm nicht besser, dachte Wyman.
      »Los! Hinauf!« sagte Kreik, langte mit der Hand hinauf und klopfte seinem Gefährten aufmunternd und verständnisvoll an den Schaft des klobigen Stiefels.
      Mit dem Skaphander fiel alle Energie von Wyman ab, als sie die Schleuse passiert hatten. Dogromzik schnitt am Tonspeicher. Zwischen wisperndem Schnellauf klangen Satzfetzen. »Protokoll von Rwows Gruppe.« Aber die leisen Worte glitten an Wyman ab. Doch einmal erreichten sie ihr Ziel. »… Vierzehn Uhr neunzehn«, das mußte Rwow sein. »… Wir steigen jetzt abwärts.«
      »Wann?« fuhr Wyman auf.
      »Zwei Minuten vorher«, flüsterte Kreik gespannt.
      »Haben sie denn nichts gehört?«
      Kreik zuckte die Achseln. Später gab Rwow an, unten pfiffe etwas. Zermürbend, sagte er. Er schätze zehntausend Hertz. Mindestens. Immer gleichbleibend.
      Also nur bis zehntausend, dachte Wyman verschwommen. Dann versank er vollends.

    Sie versuchten, jeweils zwei Trupps in die Schächte zu senden. Sutomeinen schaute die Heimkehrenden durchdringend an. Nach vier Schichten beorderte er nur noch drei Mann zur Außenarbeit. Brilleputzend, erwartete er mit verkniffenen Augen die Reaktion seiner Mannschaft. Niemand widersprach. Die Zahl der aufgenommenen Schlünde wuchs. Nicht aber das Verständnis für das Gefundene. Alle glichen einander, und sie glichen sich auch wieder nicht.
      »Wie ein Ei dem anderen«, schloß Rwow eine Debatte ab, die er für fruchtlos hielt, »auf den ersten Blick. Schaut man noch mal hin, schlüpft aus dem einen ein Hahn, aus dem anderen eine Ente.«
      Sie sammelten dokumentierendes Material, unguten Gefühls, denn ihr Vorgehen schien ihnen willkürlich. Einerseits fehlte es an Kriterien des Auswählens und an der Zeit, solche zu erarbeiten, und war es andererseits nicht zerstörende Willkür, die sie übten?
      Sie

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