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Das Gastgeschenk der Transsolaren

Das Gastgeschenk der Transsolaren

Titel: Das Gastgeschenk der Transsolaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Leman , Hans Taubert
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Schlüssel nicht an. Kreik stürzte abwärts, offenbar tief, jedenfalls unerreichbar. Wir empfangen seine Atemsignale. Sie sind unregelmäßig. Er scheint sich zu bewegen. Rwow bittet um Sauerstoff, Heizenergie, viel Seillänge. Schickt Tomar, falls Kreik versorgt werden muß. Ich habe eure Empfangsbestätigung. Nicht antworten. Gehe auf Rwows Welle. Nächste Meldung elf fünfzig. Jetzt elf vierundvierzig«, endete die Botschaft. Ein Knacken trennte das Rauschen der Extravox von gähnender Stille.
      Einen Augenblick später waren alle in der Funkzelle. Sutomeinen hatte das angeordnet, einem ersten Impuls folgend, um der Quelle der Informationen näher zu sein. Dogromzik fand das verständlich, aber nicht weitblickend. Betroffen wurde er dessen inne. Die nach Tätigkeit drängende Unruhe der Gefährten wirkte empfindlich auf seinen Willen zur Konzentration, deren er dringend bedurfte. Seine Aufmerksamkeit lief nun zwiefach: Sie gehörte Rotluff als Partner seiner Welle. Sie gehörte aber auch Sutomeinen. Die Blicke der Männer hier in dieser Enge kreuzten sich in einem Punkt: im Gesicht ihres Kommandanten, das ihnen aus aller Nähe preisgegeben war. Sein Mund hatte sich sogleich zu öffnen zu Anweisungen, die alles noch ruhende Potential ihrer Hirne, Muskeln und ihrer Technik richtig in Bewegung setzen mußten. Richtig – das hieß Wärme und Atemgas für Kreik in kürzester Frist, denn nach menschlichem Ermessen begrenzten diese Faktoren die Dauer, die das Herz ihres Gefährten noch schlagen würde.
      Reflektorisch griff Sutomeinen nach seiner Brille und begann, sie zu putzen. Aber er brach mitten in der Bewegung ab und schob die Gläser hastig wieder über die Augen. Er gönnt sich keine erschwindelte Zeit, dachte Dogromzik und erschrak bei dem Gedanken, daß er diesen Mann immer nur so gesehen hatte, als sei er gegen jede Situation gewappnet, sicher und mit fertigen Urteilen versehen. Dann meldete sich Rotluff vom Schacht. Dogromzik nahm die rasche Wechselrede der Männer mit zunehmender Aufmerksamkeit wahr. Was sagte der Chef? Will er denn selber gehen?
      Als Rotluff schwieg, sah sich der Pilot mit Sutomeinen allein im Raum. Nun hielt der seine Brille doch in der Hand. Mit der anderen stützte er sich auf den Tisch. Dann hob er die Hand von der Tischplatte, beobachtete aufmerksam, wie die gespreizten Finger zitterten. Langsam schloß er sie zur Faust. Dogromzik sah weg. Die Zeit würde diese Minuten destillieren. Was blieb, würde vom Ergebnis bestimmt: ob sie Kreik retteten. Nur von daher würde entschieden: Urteil oder Verurteilung. Auch Sutomeinen wußte das. Sekunden tropften dahin. Dann hörte der Pilot die brüchige Stimme des Mannes hinter sich: »Bitte rufe Wyman. Er wird für mich gehen müssen. Michalsen bleibt als Bereitschaft in der Schleuse. Leitung von hier aus. Was sagte Rotluff? Hat sich Kreik gemeldet? – Also nicht.«

    Sie hatten es nicht anders erwartet: Selbst in die Tiefe zu gelangen, in der er lag, war aus den gleichen Gründen unmöglich, weswegen sie auch vorher nicht dorthin hatten vordringen können. Unter dem entnervenden Eindruck der Atemsignale, die erst flatternd, dann gleichmäßig, aber langsam ersterbend über Dogromziks Welle auch die MAKROVAL erreichten, waren Sutomeinen die Bildleitkabel eingefallen.
      Rwow fädelte den kunststoffumhüllten Strang aus Glasfasern in den Kanal, den Kreiks Körper beim Sturz in das schaumig schwerelose Material gerissen hatte. Das füllte in diesen Tiefen fast lückenlos aus, was sie noch immer Schacht nannten. Die Öffnung schluckte Meter um Meter des Kabels. Wyman und Tomar, die, an ihren Leinen hängend, bis zu Rwow eingefahren waren, forschten in seinem Gesicht nach einer Regung, ob er in der Kabeloptik endlich sähe, was sie erhofften, voll zuversichtlicher Spannung, zweifelnd, in Resignation, die sie verlegen voreinander zu verbergen suchten, als Kreiks Atem verstummt war. Durch die Klarscheibe sahen sie die Muskelstränge in Rwows Gesicht zucken vor angestrengter Konzentration, wenn seine großen Hände Schwingungen des Kabels erfühlten, dessen fernes Ende in die Tiefe an Hindernisse stieß.
      Als nähme er davon nichts wahr, ertastete Rwow mit gleichförmigen Bewegungen den Weg, der ihm der richtige schien. Stereotyp koppelte er Abschnitt für Abschnitt des Leitkabels, das sie ihm zureichten und dessen Auge nach Stunden Hunderte Meter unter ihnen seinen Weg suchte. Der Rhythmus seines Tuns irrte nicht ab, als sie ihm

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