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Das Gastgeschenk der Transsolaren

Das Gastgeschenk der Transsolaren

Titel: Das Gastgeschenk der Transsolaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Leman , Hans Taubert
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war«.
      Zuerst rührte ihn die Schönheit der Strukturen an. Augenblicklich gewahrte er den lebendigen Rhythmus ihrer geometrischen Regelmäßigkeit, deren Idee und Maße in wunderbar vielfältigen Variationen einander durchdrangen. Wellig mäandrierende Simse und wie schwerelos im Raum schwebende Lamellen liefen rundum. Als Wyman den Blick auf einzelnes richtete, bemerkte er das kunstvoll grazile Filigran der Bauweise. Ihre Zartheit schien ihm unfaßbar. Die massiven Grenzen der Höhlung waren unsichtbar zurückgewichen und der Raum angefüllt mit feinem Gefüge, das eher einem Hauch als körperlicher Materie glich.
      Wyman zerrte am Seil, um sich in vertikale Lage zu bringen. Es drängte ihn, dieses Stückchen fremder Welt genau zu betrachten, und er empfand es lästig, wie eine Spinne am Faden zu hängen. Hilflos drehte er sich um sich selbst, und die Ornamente zogen dicht an seinen Augen vorüber. Er streckte eine Hand aus, um Halt zu finden. Es war, als griffe er in nichts. Bruchstücke und Splitter segelten abwärts. Beklommen sah er ihnen nach. Langsam schwebten sie hinab auf Kreik, dessen Körper manche von ihnen sekundenlang aufhielt auf ihrem Weg ins Grundlose, wohin sie sich verloren.
      Endlich gewann er Halt. Er versank ins Schauen. Tief erschrocken zuckte er zusammen, als ihn sein Gefährte von unten her prosaisch am Bein zog.
      »Na«, sagte der, »zuviel gesagt? Was du suchst, ist hieran besser zu sehen.« Als Wyman die hellen Augen des Biologen durch die bestaubte Helmscheibe hindurch leuchten sah, verzieh er ihm rasch. Kreik hangelte einen Meter aufwärts und reichte ein federleichtes Bruchstück hinauf. Einen Moment zögerte er und sah Wyman forschend ins Gesicht. »Ich hätte mir denken können, daß du erst ein bißchen Zeit brauchst…«
      Wyman klappte eines der optischen Systeme vor die Helmscheibe und erkannte an dem durchscheinend porösen Stück sofort, daß sich das Prinzip der hin und her schlängelnden Leisten und Membranen im mikroskopischen Größenbereich wiederholte.
      »Oberflächenvergrößerung, auf die Spitze getrieben«, hörte er Kreik erläutern. Der wandte sich als Berichterstatter an alle Gefährten über Tage: »Beschreiben? Das hier? Unmöglich! Die Formen entstanden bei verminderter Gravitation. Sie sind unseren schweregewohnten Augen einfach unglaubwürdig. Man könnte sie allenfalls Unterwasserformen vergleichen, gewissen Korallen vielleicht. Ich sagte es wohl schon. Oberflächenvergrößerung ist eine Erfindung des Lebens!« fügte Kreik nach einer Pause hinzu, fast trotzig. Er hatte zu dieser Behauptung eines Anlaufs bedurft, aber seine Hoffnung durchbrach die Barriere aus Unsicherheit und notwendiger Skepsis und trieb ihn zum Angriff. Abwartend schwieg er nun.
      Wyman konterte. Nebenhin, mehr des Gewissens als der Sache wegen, denn das Bruchstück riß seine Aufmerksamkeit mächtig in andere Richtungen. Was ihn hier umgab, hatte bisher das Licht ihrer Lampen in der Farbe alten Elfenbeins zurückgeworfen. Es schienen die frischen Bruchstellen des Fragmentes in seiner Hand zu sein, die jetzt in schüchtern färbigem Schimmer aufglommen. Er folgte einer Eingebung und polarisierte das Licht des Brenners. Als er einen Blick durch die Lupe warf, traf ihn wie eine heiße Welle erste Ahnung, welch ungeheuerliches Ausmaß die Organisation dieses Materials erreicht haben mußte. War da noch an mineralisch natürliche Bildung zu denken? Er wußte nicht, ob der Ausdruck »kunstvoll« für das treffend sei, was er sah. Sogleich kamen ihm Zweifel, was er selbst denn als kunstvoll empfand. Ein anderer Begriff drängte sich in den Vordergrund der anstürmenden Ideen, der den Ursprung dieser Strukturen weniger dehnbar und ungewiß umreißen würde: Er dachte an Künstliches! Der Versuch, diesen Gedanken vorerst gänzlich beiseite zu schieben, mißlang.
      Kreik wurde von nicht weniger Problematischem bewegt. Seiner Natur folgend, stritt er herum, und im informationshungrigen Sutomeinen fand er einen willfährigen Kontrahenten. Wyman störte die beiden nur ungern. Er ließ sich ein wenig am Seil hinabgleiten bis nahe an Kreik heran, stieß ihn leicht mit dem Skaphanderstiefel an den Helm und ver suchte mit Gesten zu erklären, daß er indessen weiter vordringen wolle. Kreik nickte verstehend. Obgleich es verboten war, schaltete der Planetologe den Anschluß seiner Extravox aus, denn er hatte das Bedürfnis nach Besinnung.
      Er drang in einen nahezu

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