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Das geborstene Schwert

Das geborstene Schwert

Titel: Das geborstene Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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bereits genug Leid zugefügt. «
    » Doch, diese beiden! Denn wenn Illrede dich in seinen Dienst nehmen soll, muß er sicher sein, daß du alle menschlichen Bindungen zerrissen hast. «
    Von neuem weigerte Valgard sich. Aber sie schmiegte sich an ihn und küßte ihn und erzählte ihm so lange von den dunklen Herrlichkeiten, die er zu erwarten habe, bis er einwilligte.
    » Ich möchte nur wissen, wer du bist, du schlechteste und schönste Frau in der ganzen Welt «, sagte er.
    Sie lachte leise an seiner Brust.» Du wirst mich vergessen, wenn du erst einmal ein paar Elfenfrauen gehabt hast. «
    » Nein – nie werde ich dich vergessen, Geliebte, die du aus mir gemacht hast, was du wolltest. «
    Nun behielt die Frau Valgard für einige Zeit in ihrem Haus. Sie sagte, sie müsse Zaubertränke brauen, die seine Hexensicht wiederherstellen würden, und versuchte, ihn mit Erzählungen über das Feenreich zu fesseln. Das wäre jedoch gar nicht nötig gewesen, denn schon ihre Schönheit und ihr Geschick in der Liebeskunst banden ihn sicherer als Ketten.
    Schnee erfüllte die Dämmerung, als sie schließlich riet:» Jetzt solltest du am besten aufbrechen. «
    » Wir sollten aufbrechen «, antwortete er.» Du mußt mitkommen, denn ich kann nicht leben ohne dich. «Seine großen Hände streichelten sie.» Tust du es nicht freiwillig, trage ich dich weg, aber mitkommen mußt du. «
    » Gut denn «, seufzte sie.» obwohl du vielleicht anders empfindest, wenn ich dir die Hexensicht gegeben habe. «
    Sie stand auf, sah auf ihn, der saß, herab, und zog die Linien seines Gesichts mit dem Finger nach. Ihr Mund verzog sich zu einem beinahe sehnsüchtigen Lächeln.
    » Der Haß ist ein strenger Herr «, flüsterte sie.» Ich hätte nicht gedacht, daß ich noch einmal Freude empfinden würde, Valgard, aber jetzt tut es mir weh, dir Lebewohl sagen zu müssen. Ich wünsche dir alles Glück, Liebster. Und jetzt – «ihre Fingerspitzen berührten seine Augen.» – Sieh! «
    Und Valgard sah.
    Das saubere kleine Haus und die hohe weiße Frau schwankten vor seinen Augen wie Rauch im Wind. Trotz seines Entsetzens wollte er nun alles sehen, wie es wirklich war, nicht, wie er es mit von Zauber geblendeten sterblichen Augen gesehen hatte.
    Er saß in einer Hütte aus Flechtwerk und Lehm. Ein winziges Dungfeuer warf einen schwachen Schein auf Haufen von Knochen und Lumpen, verrosteten Werkzeugen und merkwürdigen Hexengeräten. Er sah hoch in die trüben Augen eines alten Weibes, dessen verrunzelte Haut sich über einen wackelnden, zahnlosen Schädel spannte und an dessen verschrumpfter Brust eine Ratte hing.
    Halb wahnsinnig vor Schrecken richtete er sich auf. Die Hexe betrachtete ihn lauernd.» Mein Geliebter «, gackerte sie.» sollen wir uns nicht auf den Weg zu deinem Schiff machen? Du hast geschworen, du wolltest dich nie von mir trennen. «
    » Und deinetwegen bin ich ein Gesetzloser! «heulte Valgard. Er packte seine Axt und schlug nach ihr. Aber ihr Körper schrumpfte zusammen. Zwei Ratten sprangen davon. Die Axt fuhr in den Fußboden.
    Valgard schäumte. Er nahm ein Stück Holz und hielt es ins Feuer. Als es hell brannte, stieß er es in die Lumpen und das Stroh. Er stand draußen, während die Hütte abbrannte, bereit, alles zu erschlagen, was sich außerhalb zeigen würde. Doch da waren nur die lodernden Flammen und der heulende Wind und der Schnee, der zischend in das Feuer fiel.
    Als nur noch Asche übrig war, brüllte Valgard:» Deinetwegen habe ich Heimat und Sippe und Hoffnung verloren, deinetwegen habe ich mich entschlossen, ins Reich der Dunkelheit zu ziehen, deinetwegen bin ich ein Troll geworden! Hör mich, Hexe, wenn du noch lebst. Ich werde deinem Rat folgen. Ich werde Graf der Trolle in England werden – vielleicht eines Nachts König von ganz Trollheim – und ich werde dich jagen mit aller Macht, die mir dann zur Verfügung steht. Auch du sollst meine Rache fühlen wie die Menschen und die Elfen und jeder, der sich mir in den Weg stellt, und ich werde keine Ruhe finden, bis ich dich, die du mein Herz mit einem Schatten gebrochen hast, lebendig geschunden habe! «
    Er drehte sich um und rannte ostwärts, und bald war er im fallenden Schnee verschwunden. Unter der Erde in ihrem Versteck grinsten die Hexe und der Rattenmann sich an. Es war genauso verlaufen, wie sie es geplant hatten.
     
    *
     

Die Männer von Valgards Schiffen waren die schlimmsten der Wikinger, die meisten als Gesetzlose aus ihrer Heimat entflohen

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