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Das Gebot der Rache

Das Gebot der Rache

Titel: Das Gebot der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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Walt.«
    Wir nippten an unserem Kaffee. »Apropos hart. Wie kommen Sie mit den Vorbereitungen für den Winter voran?«, fragte ich, um das Gespräch auf ein anderes Thema zu lenken.
    »Besser als letztes Jahr, immerhin weiß ich jetzt, was mich erwartet. Ich meine, natürlich war mir klar, dass es kalt werden würde. Ich hatte nur nicht …«
    »Ging mir die ersten zwei Jahre genauso, Irene. Sammy und ihre Familie finden das völlig normal. Unglaublich, bei was für einem Wetter die noch Auto fahren …«
    »Ich habe sämtliche Fensterläden erneuert. Letzte Woche war der Klempner da und hat die Rohre überprüft. Die Schneeketten habe ich auch schon aufgezogen. Laut Wetterkanal geht’s übernächste Woche los.« Sie nickte Richtung Fernseher.
    »Stimmt.«
    »Oh, da fällt mir ein: Steht der Termin für Walts Hockeyspiel am Samstag noch? Ich habe ihm versprochen, ihn anzufeuern.«
    »Jep. Um zehn Uhr an der Schule.«
    »Prima. Und am fünften komme ich zum Babysitten, oder?«
    »Das wäre toll. Ich bin auch früh wieder zurück. Sammy wird allerdings in Regina bleiben.«
    »Das hat sie mir auch erzählt. Eine Party bei ihren Eltern, richtig?«
    »Richtig. Der König und die Königin laden an den Hof ein, bevor sie sich über den Winter verabschieden.«
    »Oh, so ein Leben müsste man führen!«, seufzte sie.
    Wir tranken unseren Kaffee und blickten durch die Panoramafenster der Küche hinaus in das im Sonnenlicht gleißende Weiß, das sich um uns herum erstreckte. »Von diesem Ausblick kann ich einfach nicht genug kriegen«, sagte sie. »Ich schwöre, ich habe keinen Schimmer, wie Sie hier jemals etwas geschafft kriegen.«
    Manche von Irenes Formulierungen, zum Beispiel dieses »Ich schwöre«, mit dem sie ständig ihre Sätze begann, klangen so klischeehaft, dass Sammy und ich uns darüber schlapplachten, wenn Irene nicht da war. Als wäre sie Blanche aus Endstation Sehnsucht . Sammy hegte die Vermutung, dass dies einem Gefühl von Heimweh entsprang, der unbewussten Angst, hier im Nirgendwo von Saskatchewan einen Teil ihrer Identität zu verlieren.
    »Ich auch nicht. Oh«, ich blickte auf meine Uhr. »Wo wir gerade darüber sprechen. Ich muss gleich einen Artikel abliefern.«
    »Du meine Güte, natürlich. Tut mir leid, Donnie. Ich möchte Sie nicht länger von Ihrer Arbeit abhalten. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«
    »Nein, alles in Ordnung. Aber danke für das Angebot, Irene.« Wir standen auf. Irene war genauso groß wie ich.
    »Viel Glück nachher mit Walt. Das arme Lämmchen.«
    »O ja«, seufzte ich. »Allerdings.«
    Als wir Walt an diesem Abend erzählten, dass Herby von einem Wagen überfahren und getötet worden war, sah es einen Moment lang so aus, als hätten wir mit dieser Lüge ein übles Eigentor geschossen. »Aber wer hat das getan, Daddy?!« Der Junge war außer sich. »Ihr müsst ihn einfangen!«, brüllte er. »Holt die Polizei! Holt Opa zu Hilfe!« Nachdem wir ihm erklärt hatten, dass es Dinge gibt, die nicht in unserer Macht stehen, dass Herbys Tod ein Unfall war und dass die Polizei keine Großfahndung nach jemandem einleiten könne, der einen Labrador getötet und dann Fahrerflucht begangen hatte, schien er das grausame Ereignis zu akzeptieren, und seine Wut verwandelte sich in Trauer. Schluchzend warf er sich an Sammys Brust. Wir trösteten ihn damit, dass Herby jetzt im Hundehimmel Knochen verbuddelte ( es ist keine besonders große Lüge, Walt ) , und erinnerten uns gemeinsam daran, was für ein braver Hund er gewesen war, wobei sogar Sammy in Tränen ausbrach.
    Später brachte ich ihn in seinem Spiderman-Pyjama ins Bett. Einige Zeit danach hörte Sammy ihn wieder weinen und ging zu ihm. Walt kauerte in der Ecke, in der Hand ein Foto von ihm und Herby beim Herumtollen am Pool.
    »So eine Schande«, sagte Sammy traurig, als sie in unser Bett zurückkam, und gab mir das Foto. Es schmerzte, dem treuen Blick des Hundes zu begegnen. Seine rote Zunge – nach der Kamera schlabbernd – hatte nichts mit diesem dunklen, geschwollenen Etwas gemein, das zwischen seinen toten Zähnen gebaumelt hatte. Als hätte er sie sich abgebissen. Diese schwarzen Löcher, die mal seine Augen waren. Ich verdrängte das Bild – auch aus Furcht vor den anderen, die hinter ihm im Dunkel lauerten – aus meinem Kopf und zog Sammy zu mir unter die warme Decke, während hinter den dicken Fensterscheiben leise der klagende Wind vorbeistrich.
    »Stimmt irgendetwas nicht?«, fragte sie. »Ich meine abgesehen von

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