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Das gebrochene Versprechen

Das gebrochene Versprechen

Titel: Das gebrochene Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Hemd.«
    »Shit, so, wie es dieses Jahr
für mich läuft, können wir froh sein, wenn das Ding nicht floppt.«
    »Nie und nimmer! Du kriegst so
eine Masse Leute dazu, mucksmäuschenstill zu sein —«
    »Und das bringt den nächsten
Grammy und wieder solides Platin —«
    »Und eine fette Prämie für die
Band —«
    »Und die goldene Tomate für
Norm, für die unsichersten Gitarrenriffs, die ich je gehört hab.«
    »Das konntest du dir wohl nicht
verkneifen, was, Curtin? Meine Güte, habt ihr gehört, wie ich...«
    Ich wandte mich ab, überließ
sie ihrer Party. Flocht meine Hand in Hys Hand und zog ihn in Richtung Trailer.
Wir stiegen die Stufen hinauf, und er öffnete die Tür.
    »Was ist das?«, fragte er.
    Ich starrte auf das Häufchen
welken Unkrauts, das unmittelbar hinter der Schwelle lag.
    »O Himmel!«
    »McCone, was ist denn?«
    Ich kniete mich hin und griff
in das welke Zeug. Hielt eine Handvoll in das schummrige Licht aus dem
Trailerinneren und rief mir in Erinnerung, was ich heute Nachmittag bei diesen
scheinbar so irrelevanten Recherchen in der Naturwissenschaftsabteilung der
Bibliothek erfahren hatte.
    Glänzend grüne Blätter an
langen, geschmeidigen Zweigen... Stark duftende, röhrchenförmige Blüten...
    Der Duft war süßlich schwer.
Wie hatte jemand diese Pflanze dazu gekriegt, so spät im Jahr noch zu blühen?
Dem Gartenbuch zufolge tat sie das normalerweise im frühen Frühjahr.
    In allen Teilen giftig...
    »McCone!«
    Verursacht Muskelschwäche,
Krämpfe, Schweißausbrüche und Atemnot...
    Ich erklärte: »Das Zeug hier
heißt gelber Jasmin.«
    An seinen Augen sah ich, dass
ihm das etwas sagte. Ich nickte.
    ... rührt schon des Todes
Hand sie an, ist’s um sie geschehn.
     
    Ich setzte mich auf meine
Fersen und starrte auf das Häufchen Jasmin. Der Briefschreiber hatte nicht nur
auf einer neuen Stufe zugeschlagen, sondern außerdem auch etwas Entscheidendes
demonstriert: dass es möglich war, an Ricky heranzukommen. An einem so
bevölkerten Ort, inmitten eines Heers von Sicherheitsleuten, war es möglich, zu
ihm vorzudringen.
    »McCone?« Hy hockte sich neben
mich.
    Ich sah mich um. Ricky und die
Band diskutierten immer noch über das Konzert, hatten nichts mitgekriegt. Ich
fasste rasch einen Vorgehensplan. »Sag keinem von ihnen was davon«, sagte ich.
»Ich werde — verdammt, ich brauche einen Plastikbeutel.«
    »Vielleicht gibt’s ja im
Trailer einen.« Hy stand auf, stieg über den Jasmin hinweg und verschwand im
Trailerinneren. Als er wieder herauskam, händigte er mir einen verschließbaren
Plastikbeutel aus. Ich tütete eine Probe von dem Zeug ein, wobei ich den Beutel
gleichzeitig als Handschuh benutzte. Ein Labor konnte mir vermutlich auch nicht
mehr sagen, als ich bereits wüsste, aber ich wollte die Probe unverfälscht
sichern, für den Fall, dass sie irgendwelche Spuren aufwies.
    »Den Rest schmeiße ich weg«,
erklärte ich Hy. »Ich möchte nicht, dass Ricky es mitkriegt.«
    »Wieso? Er sollte doch wissen
—«
    »Ja, aber nicht jetzt, nicht
hier. Ich finde, einer von euren Leuten sollte ihn sofort übernehmen; dann
sagen wir’s ihm.«
    »Ich regle das über das
Autotelefon in der Limousine; jemand wird in seinem Hotel sein, ehe er
zurückkommt.« Hy turnte die Stufen hinunter und verschwand in Richtung
Limousine.
    Ich steckte den Plastikbeutel
in meine Umhängetasche, warf dann den Rest Jasmin in einen Mülleimer drinnen im
Trailer. Ich sah mich um, befand, dass sich hier niemand an irgendetwas zu
schaffen gemacht hatte, ging wieder hinaus und befragte ein paar
Sicherheitsleute. Nein, niemand hatte irgendeine unbefugte Person im engeren
Umkreis bemerkt.
    Hy war gerade vom Telefonieren
zurück und Ricky dabei, die Bandmitglieder zu verabschieden, als plötzlich Rae
auftauchte, auf einem Golf-Cart, mit einem der Sicherheitsleute. Sie war barfuß
und hatte die Bluse so unter der Brust gebunden, dass ihr Bauch frei war. Ihre
Jeans war eng, ihr Lächeln sinnlich und ihre Augen glänzten wie die eines
verzückten Groupies.
    Ricky warf einen Blick auf sie
und bekam seinerseits die glänzenden Augen von jemandem, der ein Groupie ganz
schön interessant findet.
    Rae stieg vom Golf-Cart und kam
auf uns zu. Sie hatte genug getrunken, um beim Gehen einen aufreizenden — und
ungewohnten — Hüftschwung zu entfalten. »Die anderen«, verkündete sie, »haben
beschlossen, noch in diese supergeile Bar in Penngrove zu gehen, von der ihnen
irgendwer erzählt hat.«
    »Was machen sie mit

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