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Das gebrochene Versprechen

Das gebrochene Versprechen

Titel: Das gebrochene Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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eigenen Traum.«
    »Aber musstest du dafür deine
Ehe hinschmeißen?«
    »Ich liebe Vic«, sagte sie
weich. »Er ist Teil des Traums.«
    »Und die Kinder? Liebst du die
nicht? Findest du in ihnen nichts von der Erfüllung, die du suchst?« Meine
Stimme war rau vor Zorn. Dachte denn niemand an meine Nichten und Neffen?
Charlene legte mir die Hand auf den Arm. »Shar, ich war nie eine Mutter, die
sich in ihren Kindern verwirklicht. Das reicht mir nicht, und außerdem wäre es
auch gar nicht gut für sie. Als Mutter muss man wissen, dass man irgendwann
loslassen muss, damit sie ihren eigenen Weg gehen können. Wenn sie alles wären,
was ich hätte, würde ich mich an sie klammern, und sie würden nur drunter
leiden.«
    »Aber muss man als Mutter nicht
auch die Bedürfnisse der Kinder über die eigenen stellen?«
    »Doch, und mir ist seit langem
klar, dass die Kinder vor allem ein friedliches und liebevolles Zuhause
brauchen. Ricky ist ein guter Mensch und ein wunderbarer Vater, aber er ist
auch begabt und ganz auf sein eigenes Ding fixiert, und solche Menschen nehmen
immer mehr, als sie geben. Wir hatten eine leidenschaftliche Beziehung, aber
wir haben uns, auch wehgetan, und in den letzten Jahren war es destruktiv für
uns beide. Kinder sollten nicht in so einer Atmosphäre aufwachsen, und mit Vic
und mir wird das anders.«
    »Du willst sie also einfach
ihrem Vater wegnehmen, den sie lieben und der sie liebt?«
    Sie seufzte. »Das würde ich
weder Ricky noch ihnen je antun. Er kann die Kinder jederzeit haben, wenn er es
will oder wenn sie’s wollen. Aber du musst der Wahrheit ins Auge sehen, Shar:
Ricky ist viel auf Tour. Seine Musik nimmt den größten Teil seiner Zeit in
Anspruch, und mit dem neuen Label wird das noch mehr.«
    »Du hast dich also
entschieden.«
    »Ja.«
    Ich schwieg und ließ mir ihre
Worte durch den Kopf gehen. Hatte nicht auch Ricky gestern Abend dieses
Destruktive in ihrer Ehe angedeutet, als er davon geredet hatte, dass er sich
nicht mehr an den scharfen Ecken und Kanten ihrer Beziehung wund reiben wolle?
Vielleicht war es ja besser, es kam zu einem Ende, bevor noch mehr kaputtging?
    »Okay«, sagte ich schließlich.
»Ich verstehe deine Gründe, und ich helfe dir — vor allem, wenn Ma sich
einmischen will.« Dann wandte ich mich wieder unserem anderen akuten Problem
zu. »Diese Patricia Terriss — Ricky hat sie nicht erwähnt, als wir überlegt
haben, wer hinter den Drohungen stecken könnte. Das ist doch seltsam.«
    »Ja, ziemlich.«
    Ich dachte an Raes Überzeugung,
dass mein Schwager Schuldgefühle mit sich herumschleppte, wegen irgendetwas,
das nichts mit Charlene und den Kindern zu tun hatte. Vielleicht aber mit
dieser Patricia Terriss? »Na ja«, sagte ich. »Jetzt wird er mir von ihr
erzählen müssen. Gehen wir rüber ins Büro, mal schauen, ob Kurt ihn gefunden
hat.«
    Sie stand auf und führte mich
durch das Labyrinth von Fluren. An der Bürotür blieb sie stehen und sagte:
»Weißt du was? Ich mag dieses Haus genauso wenig wie Ricky. Ich werde es mit
Freuden verkaufen.«
    Als wir den Raum betraten,
standen Ethan Amory, Kurt Girdwood und Hy ins Gespräch vertieft am Fenster, das
auf einen bewaldeten Abhang hinausging. Amory funkelte Charlene wütend an, weil
er ihr die Schuld für diese neue Krise gab, doch Girdwood machte ein paar
Schritte auf uns zu und streckte ihr die Hände entgegen. »Tut mir ja so Leid«,
sagte er. Sie ging zu ihm.
    »Irgendwas Neues?«, fragte ich
Hy.
    Er schüttelte den Kopf. »Kurt
hat es über Ricks Autotelefon versucht. Es war besetzt, also hat er mit
jemandem geredet. Ich habe schon ein Team nach Little Savages geschickt.«
    »Gut. Ich finde, wir beide
sollten auch hinfliegen und —«
    Das Telefon auf dem Tisch
klingelte. Hy nahm ab. »...Ja, sie ist hier, einen Moment.« Er reichte mir den
Hörer. »Rae.«
    Mein erster Gedanke galt Mick,
und ich sagte ängstlich: »Hallo, Rae, was ist los?«
    »Können wir reden? Ungestört,
meine ich?«
    »Äh, klar. Ich rufe dich
zurück.« Ich drückte Hy den Hörer in die Hand, entschuldigte mich und hastete
hinaus, jetzt vollends alarmiert. Mick bot sich als Zielscheibe geradezu an,
als ein weiterer Beweis dafür, dass der Briefeschreiber jederzeit und überall
an Ricky und seine Familie herankommen konnte.
    Im Gästehaus setzte ich mich
aufs Bett und wählte meine Privatnummer in San Francisco. Beim ersten Klingeln
nahm Rae ab. »Was ist passiert?«, fragte ich. »Ist Mick okay?«
    »Mick geht’s gut. Er ist in

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