Das gebrochene Versprechen
der
Küche und macht uns Tacos, ich bin im Gästezimmer und habe die Tür zu, er kann
uns also nicht hören. Was, zum Teufel, war denn bei euch los?«
»Woher weißt du davon?«
»Ricky hat mich seit gestern
mehrmals angerufen. Das letzte Mal vor ein paar Minuten, aus seinem Wagen. Er
hat gesagt, es gab eine furchtbare Szene zwischen ihm und deiner Schwester, und
jetzt sei alles aus. Was war denn der Auslöser?«
»Da kam vieles zusammen. Aber,
glaub mir, es ist wirklich aus. Ich war beim letzten Akt dabei. Wo ist er?«
»Auf dem Weg nach Arizona.«
»Gott sei Dank! Ein Security-Team
ist unterwegs dorthin. Wie klang er?«
»Zornig. Verletzt. Und auch
erleichtert.« Sie zögerte. »Shar, er möchte, dass ich zu ihm komme.«
Einen Augenblick war ich zu
schockiert, um zu antworten. Dann sagte ich sarkastisch: »Er hat nicht lange
gebraucht, um sich von diesem Zorn und dieser Verletztheit zu erholen, was?«
Jetzt herrschte am anderen Ende
Schweigen.
»Und? Fährst du hin?«, fragte
ich.
»Ich denke, schon. Er versucht,
bei seiner Chartergesellschaft einen Flug für mich zu kriegen.«
»Gott, Rae, das ist nicht dein
Ernst!«
»Shar, er ist mein Freund. Er
braucht jemanden zum Reden.«
»Bloß zum Reden?«
Schweigen.
»Die ganze Sache könnte dir
über den Kopf wachsen, weißt du.«
»Es ist mein Kopf, Shar.«
Ich schloss die Augen und
umklammerte den Hörer viel zu fest. Ich ging es nicht richtig an. Mit Anwürfen
erreichte man bei Rae nie etwas, eher mit Argumenten.
Ich sagte: »Was ist mit der
Arbeit? Ich bin die ganze Zeit hier, und jemand muss sich um die Detektei
kümmern.«
»Die zwei Fälle von Freitag
sind erledigt.«
»Und was ist mit Mick? Du
solltest ihn doch im Auge behalten.«
»Ricky hat es ihm am Telefon
gesagt. Für Mick war das keine Überraschung. Er hat bei dem Konzert ja gehört,
wie Ricky Charlene diesen Song gewidmet hat. Ricky hat ihn gebeten heimzufahren
und sich um seine Mutter zu kümmern. Der Flug ist schon gebucht.«
Allmählich geriet alles außer
Kontrolle; ich fühlte geradezu, wie mir die Dinge aus den Händen glitten. »Aber
dann ist niemand mehr im Büro.«
»Ich habe Ted angerufen. Er
meldet sich bei dir, wenn es was Dringendes gibt, und Routinesachen leitet er
an deinen Freund Wolf weiter.«
Die Dinge entglitten mir nicht
nur, sondern landeten direkt in anderer Leute Händen! »Hast du je daran
gedacht, dass wir die Klienten brauchen, Rae?«
»Shar; in letzter Zeit läuft es
sehr gut, und außerdem weiß ich, wie viel dir Rickys Sache einbringen wird.«
Was? Hatte er etwa gesagt, dass
ich zu viel verlangte? Ich hatte einen geringeren Vorschuss genommen als
üblich, weil er zur Familie gehörte! Nein, so etwas würde Ricky nie tun. Rae
wollte nur sagen, sie wusste, dass ich gut daran verdienen würde, weil das ein
großer Auftrag war.
Reiß dich zusammen, McCone!
Ich atmete einmal tief durch
und fragte ruhig: »Ich kann dir also nicht ausreden, dorthin zu fliegen?«
»Nein.«
Und alle weiteren Versuche
würden damit enden, dass ich sie anschrie und ihr drohte, sie rauszuschmeißen.
Was würde das bringen? Ich hatte meinen Standpunkt klargemacht und sie ihren
ebenfalls.
»Shar«, setzte sie hinzu. »Es
tut mir Leid. Ich weiß, dass du dagegen bist, aber mein Gefühl sagt mir, ich
muss es tun.«
Es war Zeit, einen
friedlicheren Ton anzuschlagen, um der Freundschaft willen. »Okay, ich versteh
dich.«
»Kann ich dir noch irgendwie
mit den Ermittlungen helfen? Brauchst du irgendwelche Informationen von ihm?«
Ich überlegte kurz, sagte dann:
»Ja, schon. Der Briefeschreiber hat eine neue Stufe gezündet.«
»Du meinst den Schuss?«
»Nein, da ist noch mehr; Dinge,
von denen ich Ricky bisher noch nicht mal erzählen konnte.« Ich berichtete ihr
von dem gelben Jasmin, den jemand in den Trailer gelegt hatte, und von der cd, die zwischen Jamies
Geburtstagsgeschenken aufgetaucht war. »Weißt du noch, ich habe dir doch von
der Frau aus Texas erzählt, die hinter ihm her war? Ich weiß jetzt ihren Namen.
Bring Ricky dazu, dir von Patricia Terriss zu erzählen. Charlene hat eine
Rechnung von einem Anwalt gefunden, den Ricky wegen dieser Terriss konsultiert
hat, und sie hat den Namen bei der Streiterei heute Morgen fallen lassen. Das
war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat.«
»Patricia Terriss. Buchstabier
mal den Nachnamen.«
»T-e-r-r-i-s-s.«
»Okay.«
»Weißt du, du hattest Recht,
was seine Schuldgefühle angeht. Er verbirgt etwas
Weitere Kostenlose Bücher