Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das gefrorene Lachen

Das gefrorene Lachen

Titel: Das gefrorene Lachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
Vom Netzwerk:
Herrn nichts zuleide getan.«
    Der Dschinn kratzte sich an der Nase. »Es steht mir nicht zu, eine eigene Meinung zu haben. Ich bin an diesen vermaledeiten Krug dort gebunden, und wer ihn besitzt, besitzt auch Macht über mich. So sind die Regeln.«
    »Armer Kerl«, meinte Philippa. Der Dschinn nickte traurig.
    »Kann ich dich da rausholen? Aus dem Krug, meine ich?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Ich bin gebannt, und das schließt ein, dass ich über einen Ausbruch aus meiner Gefangenschaft nicht nachdenkenkann, ohne schreckliche Kopfschmerzen zu bekommen.« Er breitete bedauernd die riesigen Hände aus. »Ich kann leider nichts daran ändern. Ich werde euch töten müssen, junge Dame. Aber ich verspreche dir, dass es nicht wehtun wird.« Er seufzte donnernd.
    »Ich heiße Philippa Saffronia«, stellte Philippa sich vor. »Und du?«
    Der Ifrit riss die Augen so weit auf, dass kleine rot züngelnde Flämmchen herausschlugen und Rußstreifen unter seine Lider malten. Er sah aus, als hätte er sich die Augen geschminkt. »Mein Name«, stotterte er. »Du hast mich unaufgefordert gefragt, die Gestirne sind meine Zeugen!« Er blickte sich wild um und beugte sich vor. »Wenn du meinen Namen kennst und ihn dreimal laut aussprichst …«, begann er, aber sein Flüstern war so laut, dass die beiden Zauberer sich in ihrem Streit unterbrachen und zu Philippa und dem Dschinn blickten.
    »Was ist denn das?«, brüllte Ostwind. »Geh zurück an deinen Platz, Sklave! Aber schleunigst!«
    »Ja, Meister«, seufzte der Ifrit. Er atmete ein, atmete ein, atmete ein … und schwoll wieder zu seiner ursprünglichen Größe an. Von dort oben warf er Philippa einen bedauernden Blick zu.
    »Ich bin es leid«, sagte Ostwind jetzt und schlug die Hände gegeneinander. »Wir werden uns nun duellieren und der Bessere wird gewinnen. Basta. Und dann töte ich vielleicht alle anderen auch noch, wer sollte mich daran hindern?«
    Er hob beide Hände, zischte einen Zauberspruch undPippas Vater war verschwunden. Philippa schrie auf und sprang vorwärts, aber Laurentios ruhige Stimme, die sagte: »Werde Luft«, ließ sie innehalten.
    Ostwind verschwand nun ebenfalls mit einem leisen Knall. Philippa hörte sein Lachen, das aus dem Nichts kam. »Das war dumm, Provinzzauberer«, sagte er. »Jetzt weißt du nicht, wo ich bin.« Etwas klatschte laut.
    Laurentio tauchte wieder auf, er sah zerrauft aus und seine Augen blitzten. »Das war der falsche Spruch«, murmelte er. »Ich bin etwas aus der Übung.«
    »Versuch es mit ›Weizenschnee‹«, schlug Philippa vor.
    Laurentio lächelte sie stolz an. »Ich lasse dir den Vortritt.«
    »Seid ihr bald fertig mit eurer Tuschelei?«, rief der unsichtbare Ostwind.
    »Weizenschnee!«, schrie Philippa.
    Pudriger Staub fiel über sie nieder, brachte Philippa zum Niesen und legte sich auf alle Oberflächen.
    »Mehl?«, rief Ostwind, der inzwischen wieder sichtbar und von oben bis unten weiß gepudert war. »Sind wir hier in der Backstube?« Er schüttelte seinen bemehlten Turban aus und wedelte mit den Händen. Das Mehl verschwand.
    »Genug gescherzt«, sagte er nun drohend. Seine juwelenbesetzten Ärmel rollten sich von alleine auf und gaben den Blick auf sehnige Arme frei. Ostwind reckte sich, zeichnete ein kompliziertes Muster in die Luft, pustete sacht dagegen und ein feines Netz materialisierte sich vor ihm und begann langsam auf Laurentio zuzuschweben.
    »Autsch«, sagte der und zog ein abgegriffenes Notizbüchlein aus seiner Tasche, in dem er zu blättern anfing. Philippa hörte ihn Zauberworte murmeln, sah, wie er den Kopf schüttelte und hektisch weiterblätterte.
    »Papa?«, fragte sie beklommen. Sie beobachtete, wie das silbern schimmernde Netz näher und näher trieb. Ostwind lächelte höhnisch, während er den Bemühungen seines Gegners zusah.
    »Trenne dich auf«, rief Laurentio, ohne von seinem Notizbuch aufzublicken.
    »Nichts«, sagte Philippa, denn das Netz zuckte nur kurz, schwebte aber weiter. Es hatte Laurentio beinahe erreicht und der Zauberer wich ein paar Schritte zurück. »Löse dich auf«, sagte er. »Ah – Vernichtung. Verformung. Verdammt.« Das Netz kam unbeirrt näher und Laurentio wich ihm erneut aus.
    »Nun bleib doch stehen«, rief Ostwind. »Mir wird ganz schwindelig.«
    »Ich hab’s: Erstarre!«
    »Nein, das war es auch nicht«, sagte Philippa zitternd. Das Netz hob sich tanzend in die Luft und fiel über den immer noch blätternden Zauberer. Es glänzte hell und

Weitere Kostenlose Bücher