Das gefrorene Lachen
wischte sich über die Stirn. »Liebe Freunde, liebe Amtskollegen, ich bitte für die Störung des Festes um Vergebung. Es ist mir nicht bekannt, was dieser Possenreißer dort von mir will.«
Der fremde Zauberer rief aufgebracht: »Ich bin der mächtige Ostwind!«
»Und ich bin ein schöner Sonnenuntergang«, sagte laut jemand im Publikum. Ein paar Gäste lachten.
»Oh«, murmelte der König, der an den seltsamen Boten von vorhin dachte, und wurde blass.
»Nun werft den Kerl schon raus«, rief eine Frauenstimme schrill.
Der fremde Zauberer riss die Hände empor und alle erstarrten wie zuvor, bis auf den König und die Königin,Prinz Augustin, Philippa und ihren Vater. »So, jetzt sind wir unter uns«, sagte Ostwind schwer atmend.
»Also bitte!«, rief der König aus. »Dann duelliert euch meinetwegen, aber muss das denn ausgerechnet heute stattfinden? Morgen, was haltet ihr von morgen Mittag, gleich nach dem Frühstück?«
Der fremde Zauberer verschränkte die Arme und reckte hochmütig das Kinn. »Ich bin hier, um mich jetzt mit deinem Zauberer zu messen. Wie willst du mich daran hindern, König?« Sein Blick wanderte bedeutungsvoll über die regungslos dastehenden Gäste und die im Laufschritt erstarrten Diener.
»Was kann ich dir anbieten, damit du von deiner Forderung Abstand nimmst?«, fragte König Ferdinand. »Gold?«
»Gold!« Der fremde Zauberer lachte abschätzig. »Ich besitze so viel davon, dass ich dein Gesinde damit aufwiegen könnte. Du und dein Zauberer, ihr beide habt mich tödlich gekränkt, König Ferdinand. Meine verletzte Ehre kann nur durch ein Duell oder einen Krieg wiederhergestellt werden. Du kannst es dir aussuchen.«
Der König wandte sich mit einer hilflosen Geste an seinen Hofzauberer, der resigniert die Schultern hob. »Dies liegt allein in meiner Verantwortung. Ich nehme die Herausforderung selbstverständlich an«, erwiderte Laurentio. Er wandte den Blick nicht von dem fremden Zauberer. »Verlasst nun besser alle die Bühne. Ich kann euch nicht vor magischen Querschlägern schützen.«
König Ferdinand klopfte seinem Zauberer auf die Schulter und murmelte: »Du wirst das Duell gewinnen,Laurentio, das weiß ich!« Er schob seinen Sohn zur Rampe und reichte seiner Gemahlin die Hand, um ihr über die Treppe zu helfen.
Philippa rührte sich nicht vom Fleck. »Ich bleibe – ich bin dein Lehrling und habe das Recht, dir zu assistieren.«
Ostwind lachte. »Das ist dein Lehrling? Wie provinziell!«
Laurentio sah seine Tochter besorgt an. »Ich möchte nicht, dass du hierbleibst«, sagte er leise. »Du bist erst im zweiten Lehrjahr, Philippa Saffronia. Es ist zu gefährlich.«
Philippa schüttelte den Kopf. »Ich bleibe, Papa.«
Der Fremde klatschte auffordernd und ungeduldig in die Hände. »Seid ihr dann so weit?«, rief er. »Ich ziehe den Kreis.« Er wirbelte seinen Mantel um sich, bis das Kleidungsstück wie ein Rad in der Luft schwebte. Dann ließ er den Stoff los, und der Mantel wurde größer, verlor seine Festigkeit, schwebte weit empor und sank dann wie ein Hauch zur Erde. Auf dem Bühnenboden war nun ein großer golden schimmernder Kreis zu sehen, in dem die beiden Zauberer und Philippa standen.
»Nun du«, forderte Ostwind Laurentio auf.
Der machte keine großen Umstände, sondern murmelte nur: »Schließe dich«, und der goldene Kreis wuchs empor und formte sich zu einer schimmernden Kuppel, die die Zauberer samt Lehrling einschloss.
»Alsdann«, sagte Ostwind und lächelte boshaft. »Du hast dich entschieden, mit einem Gehilfen gegen mich anzutreten. Das gleiche Recht steht nun mir zu.«
Er schnippte mit den Fingern und deutete befehlendauf den Boden. Der wölbte sich ächzend, begann zu zersplittern, und ein großer Tonkrug schob sich aus den geborstenen Brettern ans Licht. Er trug ein Siegel aus Wachs, das der fremde Zauberer mit einem zweiten Fingerschnippen brach.
»Verflucht«, murmelte Laurentio. »Wenn der Krug enthält, was ich vermute …«
Der Stopfen, der den Krug verschlossen hielt, sprang mit einem Knall heraus. Philippa blickte gespannt auf die Öffnung, aber nichts geschah.
»Wir haben noch nicht darüber gesprochen, welcher Preis dem Sieger zusteht«, sagte Ostwind, dessen Laune sich inzwischen erstaunlich gebessert zu haben schien. Er lächelte strahlend und legte Laurentio den Arm um die Schultern. »Sag, lieber Schüler, was verlangst du von mir, wenn ich dieses Duell verlieren sollte? Was ich im Übrigen für höchst unwahrscheinlich
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