Das gefrorene Lachen
halte!«
Laurentio ging auf den scherzhaften Ton nicht ein. »Wenn du verlierst? Dann möchte ich, dass du dieses Land verlässt und niemals wiederkehrst«, sagte er. »Du sollst mich, meinen König, unsere Familien und all die Menschen, die hier leben, in Ruhe lassen. Verschwinde einfach.«
Ostwind ließ Laurentio los und schnitt eine beleidigte Miene. »Das war deutlich, danke«, sagte er. Er stieß Laurentio in die Rippen. »Los, jetzt du. Frag mich.«
Laurentio zögerte. Sein rotes Haar schien sich zu sträuben und sein Blick wanderte zu dem unheilvoll aus dem geborstenen Bühnenboden ragenden Tonkrug. »Ist es das, was ich vermute?«, fragte er.
Ostwind tat die Frage mit einer ungeduldigen Handbewegung ab. »Das ist doch gleichgültig«, sagte er scharf. »Los jetzt. Frag mich.«
Laurentio seufzte. »Was verlangst du, wenn du das Duell gewinnst?«
Ostwind sah in Pippas gespanntes Gesicht, schaute dann Laurentio an, lachte, breitete die Arme aus, legte den Kopf in den Nacken und rief: »Das wird eine Überraschung!« Er lachte wieder und schnippte mit den Fingern. »Geehrtes Publikum, darf ich vorstellen: mein Assistent.«
Aus dem Tonkrug stieg eine dunkle Wolke auf, die größer und größer wurde, mühelos die magische Schutzkuppel durchstieß und weiterwuchs, bis sie beinahe so hoch war wie das Schloss. Gleichzeitig verfestigte sie sich, wurde undurchsichtig und nahm eine menschenähnliche Form an. Weit oben, auf Höhe des Kopfes, leuchteten zwei dunkelrote Lichter wie unheimliche Augen.
Laurentio stieß den angehaltenen Atem aus und nickte finster. »Wie ich befürchtet hatte«, murmelte er. »Ein Ifrit.«
Philippa wagte nicht, den Blick von dem riesigen Ding zu wenden, das aus dem Tonkrug ragte. »Wirklich? Das da ist ein Dschinn?«, sagte sie fasziniert und wiederholte eine Passage aus einem Buch über dienstbare Geister und Dämonen (Abschnitt »Geheimnisvoller Orient und benachbarte Regionen«): » Sein Kopf ist wie eine Kuppel, seine Hände wie Heugabeln, seine Beine so lang wie Masten und sein Mund weit wie eine Höhle; seine Zähne gleichen großen Steinen, seine Nasenlöcher Wasserspeiern, seine Augen zweiLampen und sein Blick ist wild und drohend. Stimmt alles. Bis auf die Wasserspeier.«
Der Ifrit, der mittlerweile das Aussehen eines turmhohen, muskelbepackten Kahlkopfs mit rot glühenden Augen angenommen hatte, stieg aus dem Tonkrug, verschränkte seine Arme vor der mächtigen Brust und verneigte sich vor Ostwind. »Mein Meister«, donnerte der grollende Bass des Dschinns. »Was befiehlst du?«
»Töte sie alle«, sagte Ostwind beiläufig.
»Halt«, schrie Laurentio, »das verstößt gegen die Regeln des Magischen Duells!«
Die beiden Zauberer begannen sich zu streiten, aber Pippas Aufmerksamkeit war völlig von dem stumm und still dastehenden Ifriten gefesselt. Sie näherte sich dem Dschinn und sah an ihm empor. »Hallo«, sagte sie.
Der Ifrit zuckte zusammen und beugte sich vor, um zu sehen, wer mit ihm gesprochen hatte. »Ah«, sagte er. »Hallo.« Seine Stimme klang wie rollender Donner und kehrte als Echo von den Mauern des Innenhofs zurück.
»Bist du aus freien Stücken hier?«, fragte Philippa, der nach und nach einfiel, was sie über Dschinn gelernt hatte.
Der Ifrit zuckte mit den Schultern, was die Luft rundum heftig in Bewegung brachte und Pippas Haare zerzauste. »Wer von uns ist schon freiwillig dort, wo er sich befindet?«, erwiderte er melancholisch.
Philippa renkte sich fast den Nacken aus, um ihm ins Gesicht sehen zu können. Hinter ihr ging das Streitgespräch der Zauberer in die nächste Runde.
»Kannst du nicht ein bisschen schrumpfen?«, bat sie.»Ich bekomme einen steifen Hals, wenn ich so an dir hochschauen muss.«
Der Dschinn warf einen unbehaglichen, beinahe ängstlichen Blick auf seinen Herrn, dann nickte er und atmete aus. Und atmete aus. Und atmete aus. Atmete aus und schrumpfte dabei fortwährend zusammen, bis er nur noch so groß wie ein sehr großer Mann war. »Besser?«, fragte er.
Philippa nickte erleichtert. »Viel besser. Danke schön.«
»Bitte sehr.« Der Ifrit schien ein höflicher Unhold zu sein.
»Wirst du uns alle töten?«, fragte Philippa ohne Umschweife.
Der Ifrit runzelte die Stirn, und seine glühend roten Augen flackerten unheimlich. »Wenn ER es mir befiehlt, werde ich gehorchen müssen. Es tut mir leid.«
»Mir auch«, sagte Philippa und schauderte. »Kannst du dich nicht weigern? Mein Vater und die anderen hier haben deinem
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