Das gefrorene Licht. Island-Krimi
eintrat. REK könnte etwa ein Hinweis auf Baldvins Tätigkeit als städtischer Abgeordneter sein.«
Der Richter nickte langsam. »Ich denke, dass wir hier nicht voreilig handeln sollten. Baldvin Baldvinsson ist städtischer Abgeordneter, und sein Großvater Magnús ehemaliger Minister. Es muss sorgfältig darauf geachtet werden, keine vagen Behauptungen in die Welt zu setzen und die beiden schwerwiegender Gesetzesverstöße zu bezichtigen. Ich muss wohl nicht viele Worte darüber verlieren, welche Auswirkungen es hätte, wenn solche Diskussionen unbegründet losgetreten würden.«
»Für meinen Mandanten ist ein solcher Verdacht nicht weniger gravierend«, sagte Dóra. »Er hat ebenfalls einen Ruf zu verlieren.« Sie dankte Gott dafür, dass Jónas’ Passwort für den Computer nicht allen bekannt war. »Mein Mandant hat zugegeben, am fraglichen Donnerstag mit der Verstorbenen Verkehr gehabt zu haben, allerdings lange vor der mutmaßlichen Tatzeit. Dies erklärt seine Fingerabdrücke auf ihrem Gürtel, denn sie hat sich an dem fraglichen Tag nicht umgezogen, zumindest ist mir nichts Gegenteiliges bekannt. Zudem hat mein Mandant dargelegt, wo er sich an den beiden Tagen aufgehalten hat, auch wenn noch nicht genügend Zeit war, seine Aussage zu untermauern. Er hat sich bei der polizeilichen Vernehmung bezüglich seiner Fahrt nach Reykjavík am vergangenen Sonntag vertan, aber das kann jedem passieren.«
Der Richter gab dem Bezirksanwalt das Wort. »Das einzige Ergebnis der Diskussion ist«, sagte dieser, »dass die Ermittlungen vor Ort längst noch nicht abgeschlossen sind, wenn immer noch Indizien gefunden werden. Aber es gibt zum jetzigen Zeitpunkt keinen Anlass, den Verdächtigen auf freien Fuß zu setzen. Wir können nicht wissen, ob er möglicherweise versuchen wird, weitere Indizien zu beseitigen. Die Theorie über Baldvin ist natürlich beachtenswert, aber doch sehr weit hergeholt, und keineswegs räumt sie die Vorwürfe gegen Jónas aus. Beispielsweise wurde keinerlei Verbindung zwischen Baldvin und Eiríkur aufgezeigt. Daher halten wir an unserer Forderung einer 14 -tägigen Untersuchungshaft fest.«
»Mit Verweis auf Paragraph 103 , Absatz eins der Strafprozessordnung«, sagte Dóra, »gehen wir davon aus, dass meinem Mandanten die Vorwürfe keineswegs ausreichend bewiesen wurden, zumal die Grundlagen des genannten Paragraphen nicht erfüllt sind. Bezüglich der Diskussion über die fahrlässigen polizeilichen Ermittlungen möchte ich nachdrücklich darauf hinweisen, dass es vollkommen abwegig ist, anzunehmen, der Angeklagte könne diese durch die Beseitigung von Indizien behindern. Falls mein Mandant Kenntnis von dem fraglichen Foto gehabt hätte, hätte er ausreichend Gelegenheit gehabt, es zu entfernen oder öffentlich zu machen. Es ist unwahrscheinlich, dass er Indizien oder Ähnliches beschädigt, denn das hätte er in den vergangenen Tagen bereits tun können. Dies hat er jedoch, wie das Foto beweist, nicht getan, und daher fordern wir, dem Antrag nicht stattzugeben, beziehungsweise die Untersuchungshaft auf einen kürzeren Zeitraum zu beschränken. Sollte das Hohe Gericht zu diesem Entschluss kommen, fordere ich des Weiteren unverzügliche Einsicht in sämtliche polizeilichen Ermittlungsunterlagen.«
»Wenn ich hinzufügen darf, Hohes Gericht«, ergriff der Bezirksanwalt das Wort, »wir haben es eindeutig mit zwei Opfern ein und desselben Mörders zu tun, und es gibt triftige Gründe für die Schuld des Angeklagten. Derartige Verbrechen verstoßen eindeutig gegen das Gemeinwohl. Es ist völlig unklar, ob der Mörder seine Opfer nicht nach reiner Willkür auswählt. Jeder könnte der Nächste sein. Sollten die Grundlagen von Absatz eins als nicht erfüllt angesehen werden, fordern wir, den Angeklagten auf Grundlage von Absatz zwei bezüglich des Gemeinwohls in Untersuchungshaft zu nehmen.«
Der Richter verkündete, das Gericht würde sich bis zum Mittag zur Beratung zurückziehen und anschließend das Urteil verkünden; es solle sich also niemand entfernen. Er erklärte die Verhandlung für beendet und erhob sich. Mit dem Gerichtsschreiber im Schlepptau verließ er den Saal. Dóra drehte sich zu Jónas. »Jetzt heißt es nur noch hoffen und warten«, sagte sie leise zu ihm.
»Was glaubst du, was er sagen wird?«, flüsterte Jónas zurück. »Ich finde, du hast dich großartig geschlagen, und die Position der Gestirne ist vorsichtig ausgedrückt günstig. Ich kann mir nichts anderes vorstellen,
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