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Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Titel: Das gefrorene Licht. Island-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurðardóttir
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Öskjuhlíð.« Sie wandte ihren Blick vom Bildschirm ab. »Erinnerst du dich an die Zeichnung mit dem Glasgebäude an der Wand in Kreppa? Es gibt in Island nicht viele bewaldete Stellen. Eine davon ist der Hügel Öskjuhlíð. Auf dem Entwurf waren Busse.« Sie gestikulierte mit den Händen. »Anscheinend wollte sie unbedingt diesen Auftrag haben. Das würde auch das Telefonat mit Baldvin erklären.«
    Matthias war skeptisch. »Willst du damit sagen, sie wollte ihn unter Druck setzen, damit er die Jury dazu überredet, ihr den Auftrag zu geben?« Er schüttelte den Kopf. »Da würde ich aber ein großes Fragezeichen hintersetzen.«
    »Für einen isländischen Architekten ist ein solcher Auftrag wie ein Lottogewinn«, erklärte Dóra. »Es handelt sich um ein großes Gebäude an einer vielbefahrenen Straße; wer es entwerfen darf, wird auf einen Schlag bekannt. Und kriegt anschließend einen Auftrag nach dem anderen. So läuft das bei uns und anderswo wahrscheinlich auch.«
    »Aber wie kann ein einzelner Mann in einer kompletten Jury die Entscheidung fällen?«, fragte Matthias. »Die anderen haben doch auch etwas zu sagen.«
    »Klar«, entgegnete Dóra, »aber er hat Zugang zu Informationen, die den Bewerbern nicht vorliegen, und er könnte die anderen Jurymitglieder befragen, worauf sie am meisten Wert legen. Auch wenn bei solchen Ausschreibungen alle Anforderungen vorliegen sollten, wird sehr oft die Bewerbung ausgewählt, die ein kleines bisschen vom ursprünglich gesetzten Rahmen abweicht. Wenn der Architekt zum Beispiel weiß, dass die Jury im Grunde ein größeres Gebäude bevorzugt, als ausgeschrieben war ...«, Dóra zuckte die Achseln, » ... dann hat er einen gewissen Vorteil. Außerdem bin ich mir sicher, dass Baldvin eine große Überzeugungskraft besitzt.«
    »Und was willst du jetzt tun?«, fragte Matthias. »Das ist ja wohl kaum schon wasserdicht genug, um den Mord an Eiríkur zu erklären.«
    »Erinnerst du dich an Baldvins E-Mail-Adresse in Birnas Notizbuch?«
    »Ja«, antwortete Matthias. »Willst du ihm eine Mail schicken?«
    »Nein. Ich würde gerne einen kleinen Test machen.« Sie reckte sich nach dem Telefon. »Ich bitte die Polizei, in Birnas Computer nach Mails an Baldvin zu suchen. Sie müssen den Computer haben, und es ist keinesfalls gesagt, dass sie den Mails sonderlich viel Beachtung geschenkt haben.«
    Sie ließ sich mit þórólfur Kjartansson verbinden und pfiff das alberne Lied mit, das in der Warteschleife leierte. Nach einer ganzen Weile verstummte es, und þórólfurs müde Stimme sagte: »Ja?«
     
    Dóra lag, ihre kleine Tochter im Arm, auf dem Bett. Sie hatte das fest schlafende Kind aus Gylfis und Siggas Zimmer herübergetragen, in erster Linie aus Sorge, Sigga könnte vor Sóleys Augen das Baby zur Welt bringen. Matthias hatte sich ohne langes Murren in sein eigenes Zimmer zurückgezogen. Er verstand ihre Lage und beklagte sich überhaupt nicht darüber. Dóra war ihm unendlich dankbar, denn sie musste über einiges nachdenken. Sie hatte Angst vor dem morgigen Tag. Sie fürchtete, þórólfur würde nicht anbeißen, und sie könnte nicht viel mehr für Jónas tun als eine routinemäßige Verteidigung. Eine deprimierende Vorstellung.
    Aber sie hatte noch mehr Sorgen. Wenn Magnús und Baldvin Birna ermordet hatten, gab es keinen einzigen Hinweis, warum sie auch Eiríkur etwas hätten antun sollen und wie sie mit ihm in Verbindung standen. Vielleicht war er Birnas Komplize? Welchen Zweck hatte dann der Fuchs, und was bedeutete RER ? Falls die Buchstaben überhaupt eine Rolle spielten.
    Zu guter Letzt plagte sie die Sache mit Kristín. Sie hatte herausgefunden, dass sie Guðný Bjarnadóttirs Tochter war, aber gleichzeitig schien sie nichts mit dem Fall zu tun zu haben. Dóra gingen noch mehr Dinge durch den Kopf, aber sie war zu müde, um sich darauf zu konzentrieren, und schon bald vermischte sich alles zu einem Wirrwarr: Kohle, Wände, Pferde, Kaufverträge, Verjährungen, Beinbrüche ...
    Sie schreckte aus ihren traumähnlichen Grübeleien hoch, als sie Kinderweinen hörte. Konfus schob sie den Kopf ihrer schlafenden Tochter von ihrem Arm und setzte sich auf. Das Geräusch ertönte erneut. Sie stieg aus dem Bett und trat ans Fenster, konnte aber in der Dämmerung nichts erkennen. Abermals erklang, irgendwo da draußen, das seltsame Weinen. Genauso plötzlich, wie es eingesetzt hatte, hörte es wieder auf. Dóra schloss das Fenster und zog die Gardinen sorgfältig zu, damit

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