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Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Titel: Das gefrorene Licht. Island-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurðardóttir
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Vigdís in einen Teich mit Piranhas stürzen würde, aber das behielt sie lieber für sich. »Tun? Ich weiß es nicht. Sollte man nicht zumindest Jónas darüber informieren, dass ein Schloss zu einem verriegelten Lagerraum aufgebrochen wurde? Wer weiß, vielleicht war es ein Drogensüchtiger auf der Suche nach Stoff?«
    »Stoff? Wer würde denn in deinem Lager nach Stoff suchen? Schließlich sind wir ein auf Naturheilkunde und seelische Angelegenheiten spezialisiertes Hotel. In ganz Snæfellsnes gibt es wohl kaum einen Ort, der weniger geeignet wäre, um nach Drogen oder Medikamenten zu suchen.«
    Stefanía atmete heftig. »Entschuldige, aber wer tief im Drogensumpf steckt, ist vielleicht nicht unbedingt über die Spezialangebote von Hotels informiert. Abgesehen davon, dass es ein Gast gewesen sein könnte.« Mit honigsüßem Lächeln fügte sie hinzu: »Oder ein Mitarbeiter.«
    Vigdís reagierte unwirsch: »Ein Mitarbeiter? Hast du noch alle Tassen im Schrank?«
    »Ich meine ja nur. Wenn es kein Drogensüchtiger war, dann muss es wohl ein normaler Mitbürger gewesen sein. Oder jemand wollte unbedingt an die Sachen, die ich verkaufe, hat sich aber nicht getraut, mich einfach darauf anzusprechen? Wer weiß?« Stefanía riss mit gespieltem Staunen die Augen auf.
    Vigdís wollte sich auf keinen Fall in ein Gespräch über Gleitcremes und andere Hilfsmittel für das Liebesleben verwickeln lassen. Stefanía wusste, dass ihr das Thema unangenehm war, und Vigdís wollte ihr nicht den Gefallen tun, rot zu werden. »Und warum wurde dann nichts gestohlen?«
    Stefanía zögerte einen Moment. »Tja, weiß ich auch nicht. Ich hab natürlich noch nicht jeden Karton und jedes Teil kontrolliert. Vielleicht wurde doch was geklaut.« Sie kam mit ihren Vermutungen nicht weiter.
    »Im Moment ist hier einfach zu viel los, als dass man um einen Einbruch, bei dem
vielleicht
etwas gestohlen wurde, viel Aufhebens machen würde.« Vigdís machte mit den Fingern ein Symbol für Gänsefüßchen, als sie »vielleicht« sagte.
    »Ach?«, fragte Stefanía neugierig. »Was ist denn passiert?« Sie ärgerte sich darüber, wie häufig etwas passierte, wenn sie gerade nicht da war. Sie fuhr abends heim nach Hellnar und arbeitete nur selten am Wochenende, vielleicht kam sie deshalb so schlecht mit den Kollegen zurecht, denn die meisten wohnten in kleinen Häuschen, die Jónas beim Hotel gebaut hatte.
    »Am Strand ist eine Leiche gefunden worden. Unten am Anlegeplatz, direkt bei der Schlucht.« Vigdís machte eine dramatische Pause, bevor sie weiterredete. »Vermutlich ist es Birna, die Architektin.« Wieder wartete sie einen Moment. »Ist wahrscheinlich ermordet worden.« Als Stefanía blass wurde und sich die Hand auf die Brust legte, jauchzte sie innerlich.
    »Denkst du dir das gerade aus?«, stammelte Stefanía.
    »Nö. Ist die reine Wahrheit. Tot, wahrscheinlich ermordet.« Vigdís wandte sich wieder ihrem Computer zu und wechselte das Thema, um Stefanía zu ärgern. »Kannst du der Rechtsanwältin vielleicht einen leeren Karton besorgen? Sie braucht eine große Kiste für irgendwelchen Kram.«
    »Was? Ja, ja«, sagte Stefanía abwesend. Was zum Teufel war geschehen? Sie musste an die Ratschläge denken, die sie der armen Frau vor kurzem noch gegeben hatte. Hatten die womöglich dazu geführt, dass Birna nicht mehr am Leben war? Stefanía murmelte einen Abschiedsgruß und eilte davon. Sie wollte nicht, dass man sah, wie sehr ihr diese Neuigkeit zu schaffen machte. Aber eins musste sie unbedingt wissen. Sie machte kehrt. »War Sex mit im Spiel? Weißt du, ob sie vergewaltigt wurde oder so was?«
    »Ja, ich glaube schon«, antwortete Vigdís, obwohl sie keinen blassen Schimmer hatte.
    Feuerrot im Gesicht ging Stefanía zu ihrem Büro. Das sollten besser nicht noch mehr Leute sehen.
     
    Dóra ließ den schweren Pappkarton auf das frisch gemachte Bett in ihrem Hotelzimmer fallen. Als sie den Karton an der Rezeption abgeholt hatte, hatte sie zuerst geglaubt, es handele sich um einen Witz – versteckte Kamera oder so. Der Karton trug auf allen Seiten mit großen schwarzen Lettern die Aufschrift:
»Vibrating Dildo – Genuine Rubber – New Aloe Vera Action!«
Für diejenigen, die des Englischen nicht so mächtig waren, gab es unter dem Text eine Abbildung des Inhalts. Dóra war puterrot geworden, als sie den Karton von Vigdís entgegengenommen hatte, die bei der Gelegenheit sagte: »Der hier war nicht ganz so schlimm wie der mit den künstlichen

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