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Das Gegenkreuz

Das Gegenkreuz

Titel: Das Gegenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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einstufte.
    »Fremde um diese Zeit sind nie gut«, erklärte er. »Meistens bedeuten sie Ärger.«
    »Sie kennen sich aus.«
    »Sonst hätte ich es nicht gesagt.«
    Bill erkundigte sich im freundlichen Tonfall: »Können Sie uns denn helfen?«
    Eine Antwort gab es zunächst nicht. So schaute ich mich zusammen mit Suko in diesem Laden um, der praktisch in zwei Hälften geteilt war. In der einen hockte Shuman und beschäftigte sich mit den Netzen, in der anderen Hälfte konnte man einige Dingen kaufen, die für eine Fahrt aufs Meer wichtig waren. Von der Angel bis hin zu den Rettungsringen, die an den Wänden hingen.
    »Was wollt ihr denn?«
    »Eventuell ein Boot leihen. Dafür sind Sie doch zuständig, habe ich mir sagen lassen.«
    »Im Prinzip schon.«
    »Aber...«
    »Nicht im Winter.«
    Bill lachte. »Wieso?«
    »Da habe ich geschlossen.«
    »Tatsächlich?«
    »Wenn ich es sage.«
    Bill deutete zur Tür. »Aber wir sind nicht durch’s Fenster gestiegen. Hier war offen.«
    »Klar. Nur mache ich im Winter keine Geschäfte. Da müssen gewisse Arbeiten durchgezogen werden. Nicht nur die Nachbearbeitung der Netze, nein, ich muss auch die Boot aufpolieren. Wenn ihr rauswollt, sucht euch eine andere Jahreszeit aus.«
    Das hörte sich endgültig an. Bill gab so schnell nicht auf. Er rieb Daumen und Zeigefinger gegeneinander. »Das würden wir uns auch etwas kosten lassen.«
    Der alte Shuman sah augenblicklich interessierter aus. »Nun ja, an was haben Sie denn gedacht, Mister?«
    Bill nannte eine Summe. »Zweihundert Pfund?«
    Shuman schluckte. Es war gut zu sehen, weil sein Adamsapfel hinter der dünnen Haut hüpfte. Er schien schwankend geworden zu sein.
    Bill lockte ihn weiter, indem er noch fünfzig Pfund auf die Summe drauflegte.
    »Ja«, sagte Shuman, dessen Alter schwer zu schätzen war, »der Winter ist zudem eine Zeit ohne Einkünfte.«
    »Das meine ich.«
    »Da könnte man ja mal nachdenken.«
    »Tun Sie das!«
    »Wie lange wollen Sie das Boot haben, und wo wollen Sie damit hinschippern?«
    »Bestimmt nicht länger als einen Tag, Mr. Shuman. Unser Ziel liegt auch nicht weit im Atlantik. Wir wollen eigentlich zu einer Insel, die nur ein paar Meilen von hier entfernt liegt. Einen Namen hat sie wohl nicht, aber Sie wissen sicherlich, welche ich meine.«
    Shuman schwieg.
    »He, was ist?«
    »Sie wollen dorthin?«
    »Klar.«
    Er lachte brüchig und schüttelte den Kopf. »Was wollen Sie dort?«
    »Wir haben gehört, dass es auf der Insel ein altes Kloster gibt. Das wollten wir uns ansehen. Man kann uns als Heimatforscher bezeichnen, und so ein Kloster auf der Insel ist selten.«
    »Stimmt. Aber dort lebt niemand.«
    »Wissen Sie das genau?«
    »Ja. Es ist leer, und seine Gebäude warten darauf, zu verfallen. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen.«
    Jetzt mischte ich mich ein. »Ist es nicht das Kloster der toten Engel?«
    Shuman zuckte zusammen. »Hören Sie auf, Mister. Fragen Sie nicht mehr weiter.«
    Da war er bei mir an der falschen Adresse. »Aber so hat es doch geheißen, oder nicht?«
    »Schon.«
    »Und es war auch bewohnt?«
    Die Hand des Mannes schnitt durch die Luft. »Aus und vorbei. Vergessen Sie es.«
    So leicht waren wir nicht einzuschüchtern, und ich sagte: »Sie haben Angst, nicht wahr?«
    Er blickte mich an. Jetzt sah ich kein Zwinkern mehr in seinen Augen. Hinter den Gläsern der Brille sahen sie starr aus. »Gehen Sie wieder. Es hat keinen Sinn.«
    »Wovor haben Sie Angst?«
    »Hauen Sie ab, verdammt!«
    Die Aufforderung war deutlich genug, doch Bill Conolly griff in seine rechte Hosentasche und holte einige Scheine hervor. »Sie können doch hier in Sicherheit bleiben.«
    Shuman zögerte. Es war zwar nicht die feine Art und Weise, wie Bill versuchte, ihn zu überzeugen, aber die Menschen hier waren nicht eben mit Reichtümern gesegnet, sodass der Mann anfing zu überlegen.
    »Und wenn euch was passiert«, flüsterte er, »bin ich dran. Dann macht man mich dafür verantwortlich, wenn drei Leichen an Land geschwemmt werden.«
    Ich holte meinen Ausweis hervor. »Sie wird man bestimmt in Ruhe lassen«, erklärte ich.
    Shuman schaute sich das Dokument an. »Polizei?«, fragte er dann mit leiser Stimme.
    »Ja, Scotland Yard.«
    Er räusperte sich. »Nun ja, wenn das so ist, kann ich wohl nicht ablehnen.«
    »Das liegt an Ihnen. Und das Geld ist nicht als Bestechung gedacht, sondern als Leihgebühr.«
    »Ich weiß.« Er nahm es an sich. Danach ging er vor uns her in den anderen Teil des Raumes. Auf einer

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