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Das Gegenkreuz

Das Gegenkreuz

Titel: Das Gegenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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jetzt offen legen.
    »Geh weiter, Kelly.«
    Er schlurfte vor. Nach ihm verließ ich den Turm und stand wieder im Innenhof, der natürlich leer war. Wohin ich den Blick auch wandte, von meinen Freunden war nichts zu sehen.
    Das machte mich nicht weiter nervös. Es gab noch die beiden anderen Türme zu durchsuchen und möglicherweise auch die Insel.
    »Du weißt wirklich nicht, wo sie sich aufhalten?«
    »Nein. Er hat sie mitgenommen. Sie lagen auf dem Boden. Sie waren aber nicht tot, glaube ich.«
    So etwas hatte ich mir schon gedacht. Bewusstlos und wehrlos in den Klauen des Todesengels.
    »Kennst du den Namen des Herrschers?«
    »Nein, aber er ist sehr mächtig, denn er herrscht in dieser Welt.«
    »Ein toter Engel oder ein verstoßener?«
    »Nicht immer. Nur wenn die Insel wieder zurück in die Normalität kommt, ist es anders.«
    »Werden sie da zu Stein?«
    »Ja, aber sie erwachen wieder.«
    So ähnlich hatte ich mir das verdammte Spiel vorgestellt. Weitere Fragen erübrigten sich zunächst. Ich musste allerdings nicht nur mit dem Todesengel rechnen, sondern auch mit seinen Helfern, denn ich glaubte nicht, dass sie nur auf den einen beschränkt waren, den ich hatte ausschalten können.
    Wie Recht ich mit dieser Vermutung hatte, erlebte ich wenig später. Es war an Kellys Unruhe zu merken, der nicht mehr nur auf der Stelle stand. Er bewegte sich jetzt, war zur Seite gegangen und deutete auf den Eingang des Turms.
    »Jemand kommt.«
    Er hatte die Worte kaum ausgesprochen, da sah ich es selbst. Und ich hatte das Gefühl, unter Spannung zu stehen, als ich das gleiche Wesen sah wie vorhin im Turm. Es hatte bereits den Bereich des Eingangs erreicht und schob sich nach draußen. Wieder erinnerte mich die Gestalt an ein menschliches Drahtgestell, und ich stellte mich erneut auf einen Kampf ein.
    Kelly wich zur Seite, während der durchscheinende Engel im Ausgang wartete.
    Ich sah, dass er seinen Kopf bewegte, als würde er etwas suchen. Möglicherweise mich, aber ich war schneller als er. Die Entfernung zwischen uns schmolz zusammen, und plötzlich strahlte mein Kreuz dicht vor ihm auf.
    Der Engel zuckte hoch. Er flog nicht weg, denn das Licht ließ ihn nicht mehr los, und ich konnte zuschauen, wie die Gestalt zusammenschmolz.
    Es war vorbei.
    Der zweite.
    Ich drehte mich um, wollte mit Kelly sprechen und stellte entsetzt fest, dass dies nicht mehr möglich war.
    Er lag am Boden, ohne dass er sich bewegte. Sein Kopf war gerissen, in zwei Hälften gespalten, aber kein Blut rann aus dieser tiefen Wunde.
    Ich bückte mich und erkannte, dass ihm nicht mehr zu helfen war. Ein Engel war vernichtet, und damit gab es auch für Kelly keinen Platz mehr in dieser Welt.
    Wahrscheinlich war es sein Engel gewesen, der ihn hatte beschützen sollen, was ich als Widersinn ohnegleichen ansah. Aber in dieser Dimension war eben alles anders.
    Seinen Körper hatte ich bisher nicht gesehen. Ihn anzuschauen, davon nahm ich Abstand. Es war jetzt wichtig, meine Freunde zu finden.
    Als ich mich wieder aus der gebückten Haltung erhob, überkam mich plötzlich das Gefühl einer großen Einsamkeit. Auf diesem Eiland war ich ein Verlorener und kein Sieger, auch wenn ich bisher alle Gefahren überstanden hatte.
    Noch aber gab es den Todesengel.
    Wo steckte er?
    Die Stille gab mir keine Antwort. Selbst die Geräusche des nahen Meeres waren zurückgedrängt. Ich stand in der Stille und war umgeben von vier mächtigen Türmen, die mir wie Wächter vorkamen.
    Der letzte Gegner war aus dem Turm gekommen, dessen Eingang nur wenige Schritte von mir entfernt lag. Musste ich da hinein, um den Todesengel zu finden?
    Ich entschied mich für den letzten Turm, aus dem ich bisher noch keine Botschaft bekommen hatte. Und mein Gefühl sagte mir, dass ich genau das Richtige tat...
    ***
    Es war das Gefühl zu fliegen, das Billy Conolly empfand. Es gab keinen Boden mehr unter seinen Füßen. Da war nichts, woran er sich hätte festhalten können. Er bewegte sich durch eine Sphäre, die er nicht erklären konnte. Sein Denken funktionierte wieder, aber die Glieder seines Körpers gehorchten den Befehlen nicht, die ihm das Gehirn gab. Es war bei ihm noch zu vieles tot.
    Das änderte sich. Der Zustand zog sich zurück. Stattdessen bewegte sich das normale Leben auf ihn zu, und so merkte er, dass ihn die Tiefe nicht mehr wollte und er sich allmählich an die Oberfläche herantastete, sodass er in der Lage war, die Augen zu öffnen.
    Er war wieder da, und er spürte keine

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