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Das Gegenkreuz

Das Gegenkreuz

Titel: Das Gegenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht verdienten.
    Und noch etwas wunderte mich. Es war der viele Platz, den man hier hatte. Wenn nur nicht die Dunkelheit gewesen wäre. So musste ich mich auf die einzige Lichtquelle verlassen. Der helle Strahl wanderte nicht nur über den Boden, ich sorgte auch dafür, dass er unter das Dach glitt, und ich entdeckte die kreuz und quer angebrachten Holzbalken und wunderte mich darüber, dass ich durch mein Licht keine Fledermäuse aufschreckte.
    »Kannst du mal nach rechts leuchten, John?«
    Die Stimme war mir vorgekommen, als hätte sie mich im Traum erwischt. Bill hatte zu mir gesprochen. In der Dunkelheit hatte ich ihn nicht gesehen, und natürlich drehte ich meinen Arm.
    Aber nicht Bill’s Gesicht streifte der Kegel, sondern das einer anderen Person. Es war Suko, der plötzlich zwinkerte. Er hockte am Boden und hatte es geschafft, einen senkrechten Stützbalken als Stütze zu bekommen. Das registrierte ich zwar, aber ich dachte nicht weiter darüber nach, warum er die Haltung eingenommen hatte, denn einen Moment später sah ich Bill Conolly.
    Auch er saß auf dem Boden und drehte den Kopf etwas weg, weil er nicht geblendet werden wollte.
    »Also hier seid ihr.«
    »Klar«, antwortete Bill. »Und bestimmt nicht freiwillig.«
    »Seid ihr gefesselt?«
    »Nur indirekt.«
    Ich verstand den Reporter nicht. »Wie meinst du das?«
    Jetzt lachte Bill wütend. »Wir hocken hier wie ausgeknockte Boxer, und das hat seinen verdammten Grund. Wir können uns nicht bewegen und nicht aufstehen.«
    Ich konnte es noch immer nicht richtig fassen. »Wieso das?«
    Allmählich wurde mir bewusst, dass die beiden wirklich außer Gefecht gesetzt worden waren, und ich merkte sehr wohl den kalten Strom, der über meinen Körper rann. Ich gab auch keinen Kommentar mehr ab und ging auf meine Freunde zu. Den Todesengel hatte ich zunächst vergessen, weil ich zuerst sehen wollte, was man mit Bill und Suko gemacht hatte.
    Sie saßen nicht mal weit voneinander entfernt. Nur dass Bill sich nicht hatte abstützen können und es darum kaum schaffte, in der Haltung zu bleiben, da er schwankte.
    Ich streckte ihm meine Hand entgegen. »Komm, ich helfe dir auf die Beine.«
    Sein Lachen klang schon fast verzweifelt und der Kommentar ebenfalls. »Ich weiß nicht, ob wir uns richtig verstanden haben, John, aber ich packe es nicht. Ich komme nicht hoch. Meine Knochen sind zwar noch vorhanden, aber sie haben sich in Gelee verwandelt.«
    Ich fühlte mich wirklich wie vor den Kopf geschlagen und starrte auf meine Hand, die Bill nicht ergreifen wollte oder konnte. Ich versuchte erneut, ihn zu locken, was nicht möglich war. Zwar unternahm er einen Versuch, aber er bekam seinen Arm kaum in die Höhe. Schon bei der geringsten Bewegung sackte er weg.
    »Es geht nicht, John, leider...«
    Jetzt wusste ich Bescheid und nickte. Mir war dabei gar nicht wohl. Verdammt, dieser Todesengel hatte es tatsächlich geschafft, meine beiden Freunde außer Gefecht zu setzen, und auf meinem Körper bildete sich eine dicke Gänsehaut.
    »Warte«, sagte ich zu ihm und stieß über seine Beine hinweg, weil ich zu Suko wollte.
    Der hatte es besser. Im Strahl der Lampe erkannte ich aber, dass es ihm im Prinzip nicht anders erging als Bill. Er hockte auf der Stelle, seine Arme hingen rechts und links seines Körpers nach unten, und mit den Händen berührte er den Boden, ohne sich wirklich dort abstützen zu können.
    »Das habe ich noch nie erlebt, John«, flüsterte er, als ich mich bückte. »Ich komme nicht mal an meine Waffe.«
    »Und wie konnte das passieren?«, flüsterte ich.
    Er lachte kratzig. »Das ist ganz leicht zu sagen. Aber du kannst es auch erraten.«
    »Das Kreuz?«
    »Genau, das Kreuz. Oder auch das verdammte Gegenkreuz. Bill und ich haben es gesehen. Es ist ungefähr so groß wie dein Talisman. Aber es besteht aus Gold, aus verfluchtem Gold, wie ich meine. Und an den Enden der kantigen Balken sind die Zeichen eingraviert, die du auch auf deinem Kreuz findest.«
    »In der gleichen Reihenfolge?«
    »Ja.«
    »Hat er auch eine Formel sprechen müssen, um die volle Kraft aus ihm hervorzuholen?«
    »Nein, das ist nicht nötig gewesen. Es entfaltete auch so seine volle Kraft.«
    »Und?«
    Suko lächelte verzerrt, aber die Antwort gab Bill, der meine Fragen ebenfalls gehört hatte.
    »Das verdammte Licht hat uns gebannt. Es war wie bei deinem Kreuz, aber es hat uns nicht vernichtet, sondern zu Marionetten ohne Fäden werden lassen. Wir sind kraftlose Geschöpfe und nicht

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