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Das Gegenteil von Schokolade - Roman

Das Gegenteil von Schokolade - Roman

Titel: Das Gegenteil von Schokolade - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirijam Muentefering
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gesagt, es handele sich um einen Lesben … ehm … lebensnotwendigen, meinte ich … Notfall.«
    Antonie lacht laut. Ich bin super im Versprechen. Besonders wenn ich irgendwie magnetisch anziehenden lesbischen Frauen erzähle, dass ich hetero bin und sie sich davon null beeindruckt zeigen.
    Null.
    Deswegen stottere ich noch ein bisschen herum, bevor ich wieder vernünftige Sätze sprechen und ihr von dieser Schwofnacht damals erzählen kann. Mein Sträuben, meine Scheu und Zurückhaltung und Michelins amüsierte Überlegenheit. Als ich, etwas mutiger geworden, meine diffuse Vorstellung schildere, alle Frauen hier würden sich auf jede Unbekannte mit einem lauten Aufkreischen gleich draufstürzen, quiekt Antonie auf.
    »Genau das hab ich auch gedacht!«, kickst sie. »Und dass sie diese Willenlose, sprich mich, in ihrem draußen mit laufendem Motor geparkten Auto gleich in die nächste Lotterwohnung entführen!«
    Jetzt lachen wir beide.
    Wir lachen doch tatsächlich beide. Ich mit einem leicht verwunderten Unterton.
    »Ist das nicht seltsam«, rutscht es mir da raus, »dass es uns da ähnlich gegangen ist. Solche Wahnvorstellungen!«
    »Warum sollte eine von uns davon verschont bleiben?«, entgegnet Antonie. »Eine solche Anhäufung von Frauen macht nicht nur Männern Angst!«
    »Ja«, sage ich, leiser. »Ja, aber ich meine …« und breche ab.
    Antonie nimmt einen tiefen Schluck und zeigt mir sofort wieder ihren schokobraunen Schnurrbart.
    »Ich sag dir was: Ist eben ein Irrtum, dass es da Unterschiede gibt!«, zieht sie dann ein Fazit.
    Ich weiß nicht.
    Ich weiß das wirklich nicht.
    Aber für diesen Augenblick, denke ich, kann ich es so stehen lassen.

    Drei Kakao mit Sahne und Schokostreuseln obendrauf reichen aus, um sich schließlich satt und zufrieden zu fühlen. Mehr als nur dreimal Antonies Zungenspitze an ihrer Oberlippe, in ihren Mundwinkeln, lächelnd, das süße Weiß aufsaugend.
    Was es alles für Geschichten gibt.
    Liebesgeschichten.
    Manchmal mit veränderten Namen.
    »Ich ändere jetzt mal die Namen«, sagte sie und erzählte diese zum Brüllen komische Story von der Kontaktanzeige, die Patricia, die nicht wirklich Patricia heißt, aufgab und auf die Corinna, die nicht wirklich Corinna heißt, antwortete.
    Eine gute Freundin von meiner Cousine Katja heißt aber wirklich Corinna. Und deshalb fiel mir diese andere Geschichte ein. Als Corinna nämlich, ich nannte sie Antonie gegenüber Katrin, sich in den Krankenpfleger Lukas, den nannte ich Paul, verliebte. Und daher bei ihrem Hausarzt vorgab, unter furchtbarem Bauchweh zu leiden. Der wies sie sogleich ins Krankenhaus ein, wo ›Katrin‹ tatsächlich auf ›Pauls‹ Station landete. Paul seinerseits mochte Katrin auch sehr und bemühte sich besonders um sie. Das war aber nur möglich, wenn Katrin starke Schmerzen hatte. Und die hatte sie, ja, und ob sie die hatte. Natürlich tat ihr in Wahrheit nichts weh. Erst recht nicht mehr, seit Paul ständig an ihrem Bett auftauchte und charmante Bemerkungen über ihren unglaublich sexy wirkenden Nicky-Schlafanzug machte. Damit Paul noch häufiger in ihrem Zimmer auftauchte, bekam Katrin noch stärkere Schmerzen. Und ehe sie sich versah, war für den nächsten Tag die OP anberaumt. Alle Beteuerungen, das Bauchweh sei plötzlich wie weggeblasen, halfen nichts. Und so können sich die beiden heute noch über die kleine, hübsche Blinddarmnarbe freuen, die Katrins Bauch ziert.
    »So kann es also laufen mit der Liebe«, sagte ich, und Antonie nickte lachend und erzählte eine neue Geschichte.
    Jetzt ist es halb fünf durch. Ich schließe die Wohnungstür auf und lasse die verpennte Loulou noch einmal zum Pinkeln raus. Stehe draußen neben ihr. Lächelnd. Michelin war irgendwann im Café aufgetaucht, »nur mal kurz Tschö sagen«. Einen Blick hatte die drauf. Die Luft heute Nacht ist wie im Frühling. Erdiger, wilder Duft.
    Ich wünschte, ich selbst würde genauso riechen und nicht nach Zigarettenqualm, der in all meinen Klamotten hängt, in meinen Haaren, auf meiner Haut.
    Nachts, kurz vor fünf unter der Dusche. Lächelnd. Warmes Wasser als Streicheln.
    Und später dann hineinschlüpfen in einen frischen Pyjama. Lächelnd. Das muss sein. Irgendwie ist mir nach neu. Am liebsten würde ich auch das Bett beziehen, wie ich es am Silvesterabend immer tue. Um zu Neujahr in einem frischen Kissen zu schlafen.
    Der Pfad zum Bett führt eigentlich aus dem Badezimmer direkt ins Schlafzimmer. Dazwischen liegt nur ein kleiner

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