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Das geheime Bild

Das geheime Bild

Titel: Das geheime Bild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliza Graham
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tut mir so leid«, begann Charles.
    Er erhob sich. »Ist schon gut.« Er sah John an, und seine Miene verdunkelte sich. »Kommen Sie, um wieder Einblick in die Bücher zu nehmen?«
    Charles spürte, wie er rot wurde.
    »Ich weiß, dass jemand sie durchgesehen hat.« Er schraubte seinen Füller zu. »Sie haben natürlich recht, Charles. Ich habe Geld entwendet.«
    Charles wünschte sich mit aller Macht, er möge diese Worte zurücknehmen, sagen, dass nicht er es gewesen und alles ein Irrtum war.
    »Ich zahle es Ihnen zurück«, sagte er. »Wenn Sie keine Anklage erheben, kann ich das natürlich sehr viel schneller, da ich dann einen anderen Job finde. Aber das würde bedeuten, dass Sie mir eine Referenz geben müssen.« Er spreizte seine Finger vor sich auf dem Schreibtisch und lachte kurz auf. »Das ist wohl nicht sehr realistisch, oder? Vermutlich müssen Sie die Polizei rufen.« Die Finger zogen sich zurück, und er klammerte sich an der Schreibtischkante fest.
    »Warum?«, fragte Charles. »Warum ausgerechnet Sie …« Noel Collins mit seinem offenen Gesicht und seinem Mitgefühl mit den Unglücklichen.
    Er zuckte mit den Achseln. »Ich könnte versuchen, es Ihnen zu erklären, aber was soll das bringen?«
    »Ich wünschte, Sie würden es erklären.«
    »Was bringt das denn?« Er zog sein Jackett von der Lehne seines Sessels. »Es hört sich vermutlich merkwürdig an, aber alles andere ist in bester Ordnung.« Charles hielt ihm den Brief der Bank hin. »Ach ja. Nun, der Kapitalfluss wird recht schnell wieder in Gang kommen, nachdem ich jetzt …« Kopfschüttelnd bückte er sich, um seine Aktenmappe aufzuheben. Er sammelte seine persönliche Habe auf dem Schreibtisch zusammen, das Foto von seinem kleinen Sohn im Leinenkleid und Mützchen und seiner kleinen Tochter, deren Namen Charles sicherlich erfahren, aber wieder vergessen hatte. Sein silberner Brieföffner bündelte einen Sonnenstrahl, bevor er ihn ins Futteral steckte.
    »Warum?«, fragte er wieder.
    Collins schüttelte den Kopf. »Familienangelegenheiten. Das zählt jetzt nicht mehr.« Er senkte seinen Blick. »Nicht, wenn Sie sich nicht mehr daran erinnern. Was aber keine Entschuldigung sein soll. Es tut mir sehr leid, Charles.«
    Er sah ihm hinterher, als er das Büro verließ. John Andrews hatte kein Wort gesagt, solange Collins im Raum war. Sobald dieser die Tür behutsam hinter sich geschlossen hatte, wandte er sich an Charles.
    »Du musst die Polizei einschalten.«
    »Ich weiß nicht, ob ich das tun kann.«
    »Du hast eine Verantwortung gegenüber dem Schulbeirat.«
    Charles schüttelte den Kopf, und sein Magen zog sich vor innerer Kälte zusammen. Familienangelegenheiten. Er ging die Gespräche durch, die er mit Collins während des letzten Monats geführt hatte. Doch er konnte sich nicht erinnern, von finanziellen Problemen gehört zu haben. Auch Collins’ Ehefrau arbeitete jetzt, oder? Er dachte an das Foto von dem kleinen Mädchen und dem Jungen. Da war was gewesen, hatte mit dem Baby zu tun. Dem ging es nicht gut. An mehr konnte er sich nicht erinnern. Verdammt, sein Gedächtnis war mit Einzelheiten über Ziegelsteine und Doppelglasur gesättigt.
    Eine Weile hatte eins der Gemälde seiner Tochter an der Wand gehangen. Ein Weihnachtsbaum mit Geschenken darum herum. Collins war auch zu Charles’ Mädchen immer gut gewesen. Ein- oder zweimal war er ins Büro gekommen und hatte gesehen, wie sie Vollkornkekse mit Schokolade aßen und auf Blättern von Collins’ Notizblock malten.
    »Ich weiß nicht, ob ich dazu in der Lage bin.«
    Aber nach etwa einem Tag hatte John ihn mit den Argumenten mürbe gemacht, er sei es der Schule und dem Schulbeirat schuldig, und auch den Schülern, denen man Geldmittel geraubt habe, mit denen Schulbücher und Lehrmittel hätten gekauft werden können. Charles hatte eingewilligt, die Polizei zu informieren. Aber da war es schon zu spät: Collins, seine Frau und seine Kinder hatten das Land verlassen.
    »Er muss darauf vorbereitet gewesen sein«, meinte John. »Hat seine Flucht womöglich schon vor einiger Zeit geplant. Und dabei darauf gesetzt, dass du ein wenig abwarten würdest, bevor du etwas unternimmst.« Sein Gesicht war unergründlich. »Du solltest wütender sein, als du bist, Charlie.«
    »Ich bin vor allem enttäuscht. Ich habe irgendetwas Wichtiges nicht mitbekommen.«
    »Du siehst in ihm immer noch den Freund.«
    »Er war mein Freund.«
    Die Polizei bestätigte Johns Vermutung, als sie eines Samstagmorgens

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