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Das geheime Bild

Das geheime Bild

Titel: Das geheime Bild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliza Graham
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gern neue Sachen.«
    »Sie müssen bestimmt sehr hart arbeiten, um sie in Letchford unterzubringen.« Wie viele Jobs hatte sie wohl, fragte ich mich. Diesen hier und bestimmt noch ein paar andere. Vielleicht als Bardame im Pub an den Abenden, an denen Mrs. Smirnova sie nicht für ihre Dinnerpartys benötigte. Die Internatskosten für Letchford beliefen sich auf 28.000 £ im Jahr. Die meisten Eltern konnten sich das leisten, weil sie in der City arbeiteten oder eigene erfolgreiche Firmen leiteten. Es gab Stipendien, aber nicht viele, weil die Schule nicht auf eine jahrhundertelange Stiftungsgeschichte zurückblicken konnte, die es ermöglicht hätte, ein großes Vermögen aufzubauen.
    »Mir macht harte Arbeit nichts aus.« Dabei sah sie mir fest in die Augen. »Ich tue, was nötig ist. Für Olivia.«
    »Sie haben eine Reborn-Puppe bestellt, nicht wahr?« Zum Preis von 195 Pfund. Ein Schatten huschte über ihr Gesicht.
    »Und Sie haben veranlasst, dass die Puppe die Gesichtszüge eines echten Kindes bekam, habe ich recht?«
    Sie schüttelte den Kopf und zeigte mit angstgeweiteten Augen auf die Tür. »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
    »Aber die Puppe wurde an diese Adresse ausgeliefert.«
    Ich glaubte zu sehen, dass sie eine Verbindung herstellte, aber das kurz aufblitzende Begreifen war so schnell verschwunden, wie es aufgetaucht war.
    »Sie sollten jetzt gehen, Mrs. Smirnova wird gleich zurück sein. Ich bezahle die Gebühren, Olivia ist ein gutes Mädchen, hat immer gute Zeugnisse. Wie man mir sagt, arbeitet sie hart an der Schule.«
    »Der Direktor ist mein Vater.«
    Jetzt schien sämtliche Farbe aus ihrem Gesicht zu weichen, sodass sie tatsächlich aussah wie ihre Nichte. »Sie sind seine Tochter?« Sie starrte mich an. »Mr. Charles Statton ist Ihr Vater?«
    Ich nickte. Sie schien in eine Trance zu fallen. Dann blinzelte sie. »Sie gehen jetzt.« Sie öffnete die Tür und scheuchte mich hinaus. »Bitte kommen Sie nie wieder hierher, Mrs. Smirnova wäre sehr wütend. Wenn Sie mich sprechen wollen, rufen Sie mich auf meinem Mobiltelefon an. Oder schicken Sie mir eine E-Mail. Ich rufe immer zurück. Ich zahle immer pünktlich. Olivia ist ein gutes Mädchen, sie arbeitet hart. Wir wissen nichts über diese Puppe.«
    Die Tür fiel hinter meinem Rücken ins Schloss.

19
    I ch begreife das alles nicht.« Mein Vater wirkte erschöpft. »Warum sollte Olivia Puppen in einem Schrank verstecken? Sie macht mir nicht den Eindruck eines Mädchens, das an Schabernack interessiert ist.«
    Die Reborn-Episode war jetzt auf das Niveau von Schabernack herabgestuft worden. Was für ein Kontrast zur Paranoia von vergangener Woche. Dad war tatsächlich in der Lage, eine geistige Hundertachtziggradwende zu vollziehen.
    »Warum bist du dort hingefahren, Merry?« Er musterte mich scharf. »Ich habe dich nicht darum gebeten. Wir müssen sehr vorsichtig sein und dürfen die elterliche Privatsphäre nicht verletzen.«
    Wir saßen in seinem Büro.
    »Ich war vielleicht etwas zu impulsiv«, gab ich zu. Zwischen uns lag ein Stapel Bewerbungsbriefe. Er ging die Zeugnisse der Schüler noch einmal durch, die in dieser Woche hier ihre Aufnahmeprüfungen ablegen würden. Einige waren mit Buchstaben markiert: A, B und C. Ich wusste, dass dies seine ganz persönliche Methode war, die Kinder einzuordnen, an denen er wirklich interessiert war, ungeachtet ihrer theoretischen Begabung. Der Schulbeirat würde ihn bedrängen, die Klügsten zu nehmen, wie er das jedes Jahr tat. Aber Dads Interesse galt womöglich eher einem interessanten Einzelgänger, der die Prüfung nicht gut gemeistert hatte, oder einem talentierten Exzentriker.
    »Es wird der Tag kommen, da wählt er ein Kind aus, das eine Waffe mitbringt und euch alle niederballert«, hatte Clara mir am Wochenende erklärt. Ich hatte ihn verteidigt.
    »Sie blühen hier auf, selbst die Einzelgänger, weil wir mehr Zeit für sie haben. Aus manchen von ihnen wird etwas ganz Großartiges.«
    »Aus manchen«, hatte sie erwidert.
    Olivia war eines jener Kinder, das in dieser Umgebung mit ihren goldenen Mauern erblühte. Sie war noch immer schüchtern, aber jetzt, da wir fast die Hälfte des Trimesters hinter uns hatten, erzählten ihre Lehrer von neuem Selbstvertrauen. »Nein, Olivia scheint wirklich nicht der Typ für albernen Schabernack zu sein«, stimmte ich ihm zu. »Aber es war mit Sicherheit ihre Adresse. Oder die ihrer Tante.«
    »Ich habe die Tante nie kennengelernt. Sie kommt nicht oft zur

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