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Das geheime Kind

Das geheime Kind

Titel: Das geheime Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
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Schule, obwohl ihre Noten echt gut waren.«
    »Mit neun«, stellte Photini fest.
    »Wie haben Sie’s vorhin ausgedrückt? Manche Männer tun so etwas.«
     
    SIE SCHAUTEN NOCH EINMAL BEI CORINNE VORBEI. Ihr Zustand war unverändert. Jakub unterhielt sich leise mit Milan. Setzte ihm auseinander, wie es in dem Mädchen vermutlich aussah. Crashkurs über zerstörte Seelen.
    Milan hielt das aus, fand Raupach, der Junge würde für Corinne durchs Feuer gehen. Die Bahlings durften allerdings nicht rein, alle drei. Jakub musste die Familie hübsch draußen halten. Keine schmerzensreichen Szenen, kein Chaos, das gefährdete die Ermittlung. Reintgen mit seinem Pitbullhirn war der perfekte Türsteher.
    Raupach klaubte die Plastiktüte mit dem Eisbären vom Boden. Den hatte er fast vergessen. Er versprach, Numi zurückzubringen. Vielleicht half das Stofftier Corinne, wenn das Leben wieder in Sichtweite war.
    Photini wartete an der Tür. Die Cafeteria befand sich in einem Nebengebäude des Krankenhauses. Es war ein gutes Stück zu gehen.
    »Also doch Wintrich?«, fing sie an. »Seine Ersparnisse waren Schweigegeld für Corinne, egal wie fürsorglich er sich gab.« Das Gespräch mit Thorben Bahling hatte sie wieder auf Betriebstemperatur gebracht.
    »Und wer hat ihn getötet?«
    »So wie es aussieht, könnte es jeder von denen gewesen sein, alle Bahlings, einschließlich Corinne. Sogar Vera, so betroffen sie wirkt. Klaus ist eine Zeitbombe, die regelmäßig hochgeht. Thorben hat sich gerade als Mann für alle Fälle geoutet.«
    »Sein Alibi ist lächerlich«, sagte Raupach.
    »Die geben sich gegenseitig Alibis. Und sie haben alle ein Motiv.«
    »Lass uns anders fragen: Wer hat die Sporttasche mit der Babyleiche verschwinden lassen? Und wer ist dieser Person gefolgt?«
    »Kotissek? Nicolas?«
    »Sonst noch irgendwelche Verdächtige?«
    »Milan.«
    »Läuft außer Konkurrenz, da bin ich mir sicher.«
    Photini blieb stehen. Es kam ihr so vor, als verließen sie ihre Kräfte wieder, ein Strohfeuer. »Was haben wir überhaupt?«
    »Viele dunkle Stellen. Ein paar dunklere seit der Babyleiche. Die dunkelste wartet noch.«
    Seine üblichen Orakelsprüche. Sie nahm ihren Mut zusammen. »Das mit Patrick geschieht mir recht, oder?«
    »Tut’s weh?«
    »Nicht so richtig. Wahrscheinlich kommt das erst später.«
    Er nahm sie in den Arm. »Irgendwann heißt es wieder: Neue Fahrt, neues Glück.«
    »Ich bin’s leid.«
    »Wenn du tüchtig aufs Gas drückst, findest du schnell raus, ob ein Wagen was taugt. Beim Bremsen übrigens auch. Das ist das Pedal in der Mitte.«
    Photini lachte. »Seit wann kennst du dich mit Autos aus?«
    »Das war nur ein Vergleich, darauf reitet man nicht herum.«
    Sie probierte es direkter. »Du warst doch verheiratet. Bist du nach der Trennung einfach zur Tagesordnung übergegangen?«
    Geteiltes Leid? Raupach verbarg seine Überraschung. »Ging mir ziemlich an die Nieren damals. Sechs Jahre Ehe steckt man nicht so leicht weg.«
    »Sind noch Rechnungen offen?«
    »Nein. Das Ganze war ein Irrtum. Von beiden Seiten. Ich hab nur zu lange gebraucht, um’s zu kapieren.«
    »Und Clarissa?« Photini kannte nur die Fakten.
    »Hat’s früher kapiert. Die Frau hat mehr auf dem Kasten als du und ich zusammen.« Er tippte ihr an den Kopf. »Das Dumme war, dass sie meinte, mich weiter durchschleppen zu müssen. In guten wie in schlechten Zeiten, verstehst du?«
    »Was ist falsch daran?«
    »Ab einem bestimmten Punkt haben sich die guten Zeiten auf Nimmerwiedersehen verabschiedet. Weil sie’s mit mir nicht mehr aushielten. Das hab ich dann Clarissa angekreidet und im Geiste Strichlisten geführt.«
    »Irgendwie selbstgerecht.«
    »Also Vollbremsung. Ihr ist es zu verdanken, dass wir einigermaßen sauber aus der Sache rausgekommen sind. Danach hab ich mir meinen kleinen Knast gebastelt, Einzelhaft.« Er stieß die Luft aus. »Immer noch selbstgerecht, oder?«
    »Da hab ich’s ja ganz gut getroffen. Mit meinen guten Zeiten mit Patrick komme ich auf …«, sie überlegte, »zehn Tage?«
    »Pack sie in eine Schachtel und tu sie zu den anderen.«
    »Machst du das so?«
    »Ich versuch’s.«
    »Und gelegentlich öffnest du eine. Das verbeulte alte Ding, auf dem ›Heide‹ steht.«
    Er nahm den Arm von ihrer Schulter. »Wir schlafen nicht miteinander, falls dich das beruhigt.«
    »Hätte auch noch gefehlt.«
    »Könnte aber passieren. Wenn sie stockbesoffen ist zum Beispiel.«
    »Blödmann.«
    Raupach ging weiter. »Ich bin keiner

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