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Das geheime Kind

Das geheime Kind

Titel: Das geheime Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
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Außerdem gibt es ja noch Klaus Bahling.« Er blätterte in Photinis Bericht. »An dem bist du schon dran, Fofó. Wackliges Alibi und der Einzige mit einem erkennbaren Motiv.«
    »Einem offensichtlichen. Mit dem er auch noch kokettiert.«
    »Frechheit siegt, alles schon da gewesen. Nehmt ihn euch nach seiner Tochter vor.«
    Es klopfte. Mülders Kopf erschien im Türspalt. Er war eine Art Mädchen für alles, Laufbursche, Wachmann, wandelnder Terminkalender.
    »Ich komme.« Raupach stand auf. »Noch Fragen?«
    »Was ist mit mir?«, wollte Reintgen wissen.
    Darauf konnte nur Jakub eine Antwort geben, fand Raupach. Was war mit Reintgen? Im Psychologenkauderwelsch war sein Charakter bestimmt leicht auf den Punkt zu bringen. »Heide Thum hat Sie angefordert«, log er. »Sie braucht mehr Leute.«
    »Die Babyleiche am Rhein?«
    »Hässliche Sache. Die Hundestaffel ist sicher schon im Einsatz. Suchen, jagen, zur Strecke bringen, das kommt Ihnen bestimmt entgegen.«
    »Wenn er nicht den Anschluss verliert«, sagte Photini.
    Reintgen schüttelte den Kopf. »Ich sag lieber diesem Kotissek hallo.«
    »Tütentünn. Das ist sein Spitzname.«
    »Ich treib ihn schon auf.«
    Raupach überlegte kurz. Viel Schaden konnte Reintgen wohl nicht anrichten. »Dann sind wir uns einig. Jeder weiß, was er zu tun hat.«
    »Behandeln Sie mich bitte nicht wie den letzten Arsch.« Reintgen schnappte sich ein Telefon, um von Höttges mehr Informationen über Kotissek einzuholen.
    »Verstehen Sie keinen Spaß?«, fragte Photini.
    Spaß? Den hätte er, wenn er dieser Zicke mal eine Abreibung verpassen könnte. Manche Wünsche gingen leider nie in Erfüllung.
     
    DER PFLICHTVERTEIDIGER drängelte sich an Mülders Uniform vorbei. »Fertig?«, fragte er in die Polizistenrunde.
    »Was ist denn?« Raupach hielt wenig von Verallgemeinerungen. Doch Juristen unterteilte er in drei Gruppen: Bosse, Amphibien und Kümmerer. Es zog sich durch alle Stufen der Hierarchie, vom Bundesgerichtshof bis in die Amtsstuben der Verwaltung.
    »Herr Plavotic wünscht keinen Anwalt«, erklärte der Anwalt. »Das hat er mir gesagt, nachdem ich eine geschlagene Stunde auf ihn eingeredet habe.«
    »Tut mir leid für Sie«, sagte Photini.
    »Wer nicht will, der hat schon. Ich muss jetzt zu meinem nächsten Termin. Lassen Sie noch was übrig, wenn Sie ihn auseinandernehmen.«
    »Keine Unterstellungen, bitte. Wir gehen ganz zart vor.«
    »Das sieht man. Gute Besserung, Verehrteste.« Er nickte Photinis gesundem Auge zu.
    Raupach brachte den Mann selbst zum Aufzug. Eine Amphibie. Kam in jedem Gelände zurecht und schlängelte sich so durch. Spätestens in der Gerichtsverhandlung würde er ihn wiedersehen. Bei einer Mordanklage durfte Milan sich nicht selbst verteidigen.
    Er tätigte noch einen Anruf. Kurz darauf traf Jakub ein, wie immer zu spät. Nachdem er in der Nacht am Niederländer Ufer geholfen hatte, war er seit halb sieben damit beschäftigt gewesen, seine Sprösslinge für die Schule fertig zu machen und ein weiteres fruchtloses Beziehungsgespräch mit Franziska zu führen, weil er angeblich zu wenig Zeit mit seiner Familie verbrachte. Das Rauchen sollte er auch endlich aufgeben.
    Raupach brachte ihn auf den neuesten Stand. Jakub zog zwei schnelle Zigaretten durch. Dann betraten sie den Vernehmungsraum.
    Plavotic trug eine Halsmanschette, der Medizinaldirektor hatte ihn am Morgen für haftfähig erklärt. Inzwischen wartete er schon seit über zwei Stunden. Unruhig lief er an der Fensterfront auf und ab und warf immer wieder einen Blick nach draußen, über die Dächer der Stadt. Er wirkte wie jemand, der in der Rushhour aufgehalten wurde und darauf wartete, dass es an der Ampel endlich weiterging. Weil es Dinge zu erledigen gab, die keinen Aufschub duldeten.
    Die Nacht in der Zelle und die Schmerzen in seinem Kiefer hatten ihm mehr zugesetzt, als er sich anmerken ließ. Das mit dem Shit hatte er vergeigt, das wusste er, und jetzt steckte er in der Klemme. Die erzwungene Untätigkeit war zermürbend. Hier bei den Bullen konnte er nichts tun, um in Ordnung zu bringen, was schiefgelaufen war, nicht das Geringste.
    Oder?
    »Hinsetzen«, sagte Raupach knapp und ließ sich mit Jakub an dem nackten Tisch nieder.
    »Ich bleib lieber stehen.«
    »Du hast deinen Anwalt gerade gefeuert, Junge. Jetzt bist du mutterseelenallein. Mach’s dir nicht noch schwerer.«
    »Scheiß drauf.«
    Jakub übernahm zunächst das Reden. Er stellte sich und Raupach vor. Dann zählte er nacheinander

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