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Das geheime Kind

Das geheime Kind

Titel: Das geheime Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
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Unglück?«
    »Das würde ich gern herausfinden. Hat er mit Ihnen über Corinne geredet?«
    Die Frau überlegte. »Ja. Die Kleine ist mit 17 ausgezogen. Davon war er stark beeindruckt.«
    »Wie stark?«
    »Er hat ein paarmal erwähnt, wie mutig das sei in diesem Alter. Soweit ich weiß, wohnte er in ihrem alten Zimmer.«
    »Das stimmt.«
    »Ich glaube, er machte sich Sorgen, ob sie allein zurechtkam. Ein bisschen fühlte er sich wohl verantwortlich für sie. Bedauerte das Zerwürfnis zwischen Mutter und Tochter. Er nahm seine neuen Familienpflichten, sehr ernst.«
    »Hat er Corinne in Mülheim besucht?«, fragte Raupach.
    »Kann sein. Einmal haben sie sich ganz in der Nähe in einem Weinlokal getroffen, das fällt mir gerade wieder ein. Vor ein paar Wochen war das.«
    »Wirklich? Kein Zweifel möglich?«
    »Ja. Er wollte von mir wissen, was man einer jungen Frau so mitbringt, als kleine Aufmerksamkeit.« Die Havemann steckte das Stofftier in eine Plastiktüte und gab sie dem Kommissar. »Ich hab ihm ein Paar Strickhandschuhe vorgeschlagen, jetzt, wo es auf den Winter zugeht.«
    »War das, bevor er Ihnen den Eisbär gebracht hat?«
    »Ich denke schon.« Sie betrachtete den leeren Bullenstuhl und hob tadelnd den Zeigefinger. »Jetzt bin ich doch noch ins Plaudern gekommen. Sie horchen eine alte Frau ja regelrecht aus.«
    »Muss an meinem Aszendenten liegen.«
    »Und der wäre?«
    »Irgendein Tier, dem man gut zuredet.«
    »Dackel?«
     
    MILAN SASS BEREITS IM VERNEHMUNGSRAUM. Er unterhielt sich mit seinem Pflichtverteidiger.
    »Wahrscheinlich rät er ihm, ein bisschen Drogenbesitz zuzugeben«, mutmaßte Photini. Sie hielten in Raupachs Büro eine Dienstbesprechung ab. »Der Versuch des Drogenhandels war freundschaftliches Entgegenkommen. Und mich hat er im Affekt geschlagen. Plavotic ist nicht vorbestraft, vielleicht kommt er mit einem Jährchen davon.«
    »Naheliegende Strategie.«
    Sie stieß sich von seinem Schreibtisch ab und klopfte auf ihr Notizbuch. »Der Anwalt weiß noch nicht, was wir wissen.«
    »Du meinst, er ist auf einem Auge blind«, sagte Reintgen. »Sollen wir klarmachen zum Entern?«
    Hilgers schaute aus dem Fenster und betrachtete eine Wolkenformation, um sich das Lachen zu verkneifen.
    Raupach verzichtete auf einen Kommentar und wartete ab, was geschah.
    Photini trug eine Augenklappe, nicht aus medizinischen Gründen, sondern um ihr Veilchen zu verdecken. Eigentlich sah es gar nicht so schlecht aus, hart und verwegen.
    Schon Mülder, mit dem sie im Aufzug hochgefahren war, hatte ihr »Alle Mann an Deck!« hinterhergerufen. Bullen waren bescheuert.
    »Nimm, was du kriegen kannst! Und gib nichts wieder zurück!«, sagte sie zu Reintgen.
    »Wie?«
    »Alte Piratenregel.«
    Raupach fand es in Ordnung, die Arbeitsatmosphäre hin und wieder aufzulockern. Doch an diesem Morgen gingen ihm diese Albernheiten gehörig auf den Wecker. Pennäler-Pingpong war das, und Photini machte auch noch mit. »Danke, dass Sie alle erschienen sind, damit wir mit vereinten Kräften Otto Wintrichs Mörder finden. Ich weiß, wir haben Wochenende, aber wer hier nicht bei der Sache ist, kann gleich wieder gehen. Hab ich mich deutlich ausgedrückt?«
    Verdutzte Blicke. Reintgen murmelte eine Entschuldigung.
    Raupach forderte Photini auf, mit ihrem Bericht fortzufahren.
    Sie räusperte sich. Zu spät kommen und auch noch herumpoltern, dachte sie. Aber ihr war nicht nach einer Kraftprobe. Also legte sie die jüngsten Ermittlungsergebnisse dar.
    In Plavotics Taxi waren Erdreste aus dem Kleingarten in der Heckenrose gefunden worden, unten im Fußraum, wo sich auch sein Drogenversteck befand. Die Entdeckung war Hattebier zu verdanken. Er hatte sich in der Nacht von seinen Ballistikdateien losgerissen und eine Reihe von Versuchen angestellt. Eine Bodenprobe, die Effie Bongartz von dem umgegrabenen Beet aus Parzelle Nummer 88 mitgebracht hatte, diente ihm als Vergleich. Der Gehalt an Phosphor, Kalium, Magnesium und Kalk stimmte mit dem des Bröckchens aus dem Taxi überein.
    Mit dem Haschisch vom Tatort verhielt es sich genauso. Es war die gleiche Sorte wie aus Plavotics Vorrat, »Charas« aus Indien, relativ weit verbreitet. Leider hatten sich auf dem Beutelchen keine Fingerabdrücke gefunden, so dumm stellte sich nicht mal ein Amateur an.
    Das waren keine schlagenden Beweise, dass Plavotic etwas mit dem Mord zu tun hatte. Aber die Indizien mehrten sich, zumal von dem Taxiunternehmen endlich die Auskunft eingegangen war, dass Milan

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