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Das geheime Leben der CeeCee Wilkes

Das geheime Leben der CeeCee Wilkes

Titel: Das geheime Leben der CeeCee Wilkes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Chamberlain
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nicht gekommen?”
    “Nein, Liebes.” Sie kniff die Augen zusammen. “Du hast richtig Angst, oder?”
    Eve nickte.
    “Wie wahrscheinlich ist es, dass sie nach dir suchen?”
    “Sehr wahrscheinlich. Beängstigend wahrscheinlich.”
    “Dann werde ich für dich beten. Ich wusste nie, was genau dich zu mir gebracht hat. Ich wusste nicht, was mit dir geschehen ist oder was du getan hast. Aber was immer es war, du bist nicht mehr dieser Mensch – dieses kleine Mädchen. Falls die Polizei kommt, dann werde ich nur das sagen. Dass du eine fabelhafte Frau bist. Und eine fabelhafte Mutter.”
    “Was Cory betrifft, war ich wohl nicht ganz so fabelhaft. Ich habe sie erstickt. Habe einen ängstlichen Menschen aus ihr gemacht.”
    “Keine Mutter hat ihre Tochter jemals mehr geliebt. Und jede Mutter, die ich kenne, hat mit ihren Kindern irgendetwas falsch gemacht und dabei doch nur die besten Absichten gehabt. Wenn ich Kinder hätte, hätte ich’s bestimmt auch vermasselt.” Sie beugte sich vor und tätschelte Eves Hand. “Und jetzt sag mir, wann wir ins Theater gehen.”

47. KAPITEL
    D er Prozess gegen Tim sollte Ende August beginnen, doch sein Anwalt Len Edison bat um einen zweiwöchigen Aufschub.
    Weil sie mich nicht gefunden haben, dachte Eve. Sie brauchen mehr Zeit, um mich aufzuspüren.
    Ständig rechnete sie damit, eine Vorladung zu bekommen. Von ihrem Büro aus beobachtete sie den Eingang der Universität, immer in Erwartung eines Fremden, der ihr Leben und das ihrer ganzen Familie zerstören würde. Als würde man auf sein Ende warten und jeden, den man geliebt – und belogen – hatte, mit in den Tod nehmen.
    Manchmal sah sie Ken im Fernsehen, der über den Fall berichtete, und unter andern Umständen hätte sie sein selbstbewusstes Auftreten sehr beeindruckt.
    Tims Anwalt versuchte es mit einem Antrag auf einen weiteren Aufschub, doch diesmal wurde er nicht gewährt. Eve war sicher, dass sie die Suche nach ihr noch nicht aufgegeben hatten, und nach und nach wirkte sich ihre Angespanntheit auf ihre Gesundheit aus. Sie hatte ständig einen erhöhten Puls und lief mit weit aufgerissenen Augen durch die Gegend, immer auf der Suche nach dem Menschen, der ihr Handschellen anlegen würde. Bei Prozessauftakt hatte sie sechs Kilo verloren, die Kleider hingen schlaff an ihr herunter. Immer öfter war sie wieder auf den Motorroller angewiesen und musste besorgte Fragen ihrer Freunde und Kollegen über sich ergehen lassen. Ihre Gelenke waren so geschwollen, dass der Arzt die Medikamentendosis erhöhte und erklärte, wenn das nicht helfe, müsse man das Medikament absetzen und ein anderes ausprobieren. Er nahm ihr jede Menge Blut für die verschiedensten Tests ab, machte sich Sorgen über ihre Gewichtsabnahme, ihre Blässe und ihre Konzentrationsschwäche. Und sie wusste, dass kein Bluttest ihm verraten konnte, was sie wirklich quälte.
    Court TV übertrug den gesamten Prozess. Am liebsten wäre sie zu Hause geblieben, um alles zu verfolgen, aber das wäre gleichermaßen unmöglich wie unverantwortlich gewesen. Sie musste arbeiten, ob sie sich nun auf ihre Klienten konzentrieren konnte oder nicht. Abends aber saß sie vor dem Fernseher und schaute sich die Zusammenfassung des Tages an. Jack hatte sich mittlerweile an ihr Interesse gewöhnt, glaubte, dass sie sich auf diese Weise Cory näher fühlte, weil Ken über den Fall berichtete. Die letzten Monate hatte sie ihn ganz und gar aus ihrem Innenleben ausgeschlossen, nicht in der Lage, ihm zu sagen, was sie fühlte und dachte, und er versuchte diese Mauer zu durchbrechen, indem er mit ihr die Zusammenfassungen anschaute.
    Der Staatsanwalt Sal Schreiner war ein überraschend kleiner, unscheinbarer Mann – bis zu dem Moment, in dem er den Mund öffnete und durch den Gerichtssaal schritt. Er hatte eine kräftige Stimme und eine sehr lebhafte Art, sich zu bewegen, zudem war seine Fragetechnik so geschickt, dass Eve beinahe die Nerven verlor.
    Er begann mit Irving Russell persönlich. Im Zeugenstand wirkte Russell nicht so imponierend wie auf dem Campus, und mit bebender Stimme beschrieb er den ersten Abend der Entführung. Er hatte zu Hause in seinem Büro gearbeitet und darauf gewartet, dass seine Frau nach Hause käme, erklärte er. Der erste Hinweis darauf, dass etwas nicht stimmte, war der Anruf der Betreuerin, die ihm sagte, dass seine fünfjährige Tochter Vivian nicht zur üblichen Zeit abgeholt worden war. Er wollte gerade das Haus verlassen, um seine Frau zu

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