Das geheime Leben der CeeCee Wilkes
Anwalt.
“Schön. Wenn Sie mir die Nummer Ihres Arztes geben, dann setze ich mich mit ihm in Verbindung. Wir übernehmen natürlich alle entstehenden Kosten.”
Ken brachte sie noch am selben Nachmittag zum Arzt. Sie fuhren an den wartenden Reportern vorbei. Corinne trug eine große Sonnenbrille. Ihre Augen waren zwar nicht mehr rot geweint, aber sie wollte nicht riskieren, einem der gierigen Reporter aus Versehen direkt in die Augen zu sehen. Dann fiel ihr plötzlich ein, dass Ken sonst auch einer von ihnen war. Wie oft war er nach Hause gekommen und hatte ihr stolz von irgendwelchen sensationellen Aufnahmen erzählt.
“Es tut mir leid, dass du …” Sie wusste nicht, wie sie es ausdrücken sollte. “Dass du diese Story verloren hast.”
Er lachte. “Von wegen verloren. Ich bin
Teil
der Story geworden.” Er war so unglaublich nett, seit er wieder nach Hause gekommen war. “Denk nicht darüber nach, ja? Was jetzt mit dir geschieht, ist viel wichtiger als dieser blöde Rosedale Award.”
Sie hielten an einer Ampel, Autos links und rechts neben ihnen, und Panik stieg in ihr hoch. Ihr Herz klopfte so heftig, dass sie es im Hals spüren konnte. Sie schluckte und versuchte, gleichmäßig zu atmen.
“Wir sind fast da.” Ken warf ihr einen Blick zu. “Nur noch ein paar Straßen.”
Sie war erleichtert, als der Wagen wieder anfuhr. Kurz darauf bog Ken auf einen Parkplatz. Als er eine Frau vor dem Eingang des Gebäudes entdeckte, stöhnte er auf.
“Bei deinem Arzt muss es einen Spitzel geben”, sagte er grimmig. “Steig noch nicht aus.”
Er lief ums Auto und öffnete ihre Tür, ohne den Blick von der Frau zu wenden. “Komm.” Er nahm ihren Arm. “Bleib ganz nah bei mir.”
Die Frau kam auf sie zu. Sie war älter, als Corinne anfangs gedacht hatte. Ihr Haar war in einem ordinären Blondton gefärbt, dickes Make-up verdeckte Aknenarben.
“Verschwinde, Liz”, rief Ken. Offenbar war sie seine Kollegin beim Sender.
Sie ignorierte ihn. “Corinne”, begann sie mit gezücktem Notizbuch. “Warum sind Sie hier? Wegen eines DNA-Tests?”
“Gib ihr keine Antwort”, sagte Ken. Er zog sie so eilig hinter sich her, dass ihre Beine auf einmal zu lang für ihren Körper schienen, hölzern und steif, und sie wäre beinahe gestolpert. “Kein Kommentar”, verkündete Ken, stieß die Tür auf und schob Corinne hindurch. “Wage es nicht”, rief er dann, als die Reporterin ihnen folgen wollte. Corinne war froh, als die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel.
Niemand erwähnte den Grund, aus dem sie hier war. Sie bekam nicht einmal den Arzt zu Gesicht, sondern nur eine Arzthelferin, die so tat, als sei es das Normalste der Welt, Zellproben aus ihrem Mund zu entnehmen.
“Wie lange wird es dauern, bis wir das Resultat bekommen?”, erkundigte sich Ken.
“Ungefähr eine Woche.”
Und dann, fragte sich Corinne, während die Arzthelferin ihren Namen auf den Plastikbehälter schrieb. Wer würde sie dann sein?
58. KAPITEL
A uf dem Display erschien eine Telefonnummer aus Virginia, was normalerweise bedeutete, dass Dru anrief, und deswegen zögerte Corinne auch keine Sekunde.
“Hallo Dru”, sagte sie.
Schweigen.
“Dru?”
“Ich möchte mit Corinne Elliott sprechen.” Eine tiefe Stimme. Männlich. Erwachsen.
Sie hielt den Atem an. Irgendetwas sagte ihr, dass es sich bei diesem Anrufer nicht um einen Journalisten handelte. “Am Apparat.”
“Corinne, hier spricht Irving Russell.”
“Oh. Hallo.”
“Ich habe das Ergebnis des DNA-Tests bekommen. Er beweist, dass du meine Tochter bist.” Brach seine Stimme bei dem letzten Wort? “Ich bin so … froh. So glücklich, dass du am Leben bist, Corinne. Ich hatte schon jegliche Hoffnung aufgegeben.”
Sie schloss die Augen. Seit Tagen wartete sie auf diesen Anruf, und nun wusste sie nichts zu sagen. Sie öffnete den Mund, doch kein Ton kam heraus.
“Bist du noch dran?”
“Ja. Tut mir leid. Ich schätze, ich stehe unter Schock. Das lässt plötzlich alles, was meine Mutter sagte, so real werden.”
“Du meinst die Frau, die du für deine Muter gehalten hast”, korrigierte er sie.
“Ja.” Ich hasse sie, hätte sie am liebsten hinzugefügt.
“Es tut mir so leid, dass du deine richtige Mutter nie kennengelernt hast.”
“Mir auch.” Sie hätte am liebsten geweint. Endlich sprach sie mit jemandem, der ihre Mutter gut gekannt hatte. “Und ich möchte alles über sie erfahren.”
“Natürlich.” Ein Lächeln lag in seiner Stimme. “Vivian
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