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Das geheime Leben der CeeCee Wilkes

Das geheime Leben der CeeCee Wilkes

Titel: Das geheime Leben der CeeCee Wilkes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Chamberlain
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eine ganze Reihe von Ängsten. Manche hat sie überwunden, an den anderen arbeitet sie noch. Jedenfalls ist meiner Meinung nach ihre Mutter dafür verantwortlich.”
    “Sie war überfürsorglich”, erläuterte Corinne. “Krankhaft fürsorglich. Dadurch bekam ich Angst vor der ganzen Welt. Aber inzwischen komme ich damit schon viel besser zurecht.” Sie wollte kein Mitleid erregen.
    “Wenigstens hat sie dich nicht verwahrlosen lassen”, sagte Vivian. “Das hatten wir schon befürchtet – dass sie eine unfähige Mutter war.”
    “Es gibt die verschiedensten Formen der Unfähigkeit”, warf Ken ein.
    “Du bist Lehrerin geworden, nicht wahr?”, fragte Russ.
    Sie nickte.
    “Ist das nicht unglaublich? Deine Mutter war auch Lehrerin. Sie musste nicht arbeiten, aber sie liebte es, zu unterrichten, und wollte nicht aufhören.”
    “Ich liebe es auch.”
    “Und ab nächstem Jahr unterweist sie Lehrer in einer neuen Lehrmethode”, prahlte Ken. “Vorausgesetzt, sie bekommt ihre Reiseangst in den Griff.”
    “Das werde ich.” Sie wünschte, er würde vor ihrer brandneuen Familie nicht ständig ihre Ängste ansprechen. Sie war mehr als ihre Phobien, die Ken von Anfang an in den Mittelpunkt gestellt hatte, wie ihr mit einem Mal bewusst wurde. Er betrachtete sich gerne als ihren Retter.
    “Sie musste sich von ihrer Mutter lösen, um erwachsen zu werden”, fuhr Ken fort.
    “Was heißt das, von deiner Mutter lösen?”, fragte Russ.
    “Wir … wir haben uns entfremdet”, erklärte Corinne. “In den letzten Jahren haben wir kaum noch miteinander gesprochen. Kurz bevor sie verhaftet wurde, kam sie mit meinem Vater … mit Jack hierher, und das war das erste Mal nach Jahren, dass wir länger miteinander gesprochen haben. Wenn überhaupt, dann war sie eine
zu gute
Mutter. Zu beschützend. Damit erdrückte sie mich, und selbst meine Therapeutin war der Meinung, dass ich eine Zeit lang jeglichen Kontakt mit ihr abbrechen sollte.”
    Russ und Vivian schwiegen. Corinne fragte sich, ob das Wort Therapie, das so häufig in ihrem Elternhaus benutzt worden war, für die beiden womöglich ein Tabu war.
    Russ stieß einen langen Seufzer aus. “Es tut mir alles so leid, Corinne. Irgendwie habe ich das Gefühl, als ob ich versagt hätte. Als ob ich irgendetwas hätte tun können, um dich zu retten.”
    “Dad, was hättest du denn tun können?” Vivian wandte sich an Corinne. “Ständig quält er sich mit solchen Fragen. Was, wenn er Mom früher von der Universität abgeholt hätte. Was, wenn er …”
    “Ich war immer dagegen, dass sie abends allein auf den Parkplatz ging. Aber sie sagte, das sei albern. Ich würde übertreiben. Und dann frage ich mich manchmal, wenn ich sofort das Todesurteil dieses Mädchens rückgängig gemacht hätte, wäre Genevieve dann nicht vielleicht …”
    “Aber das konntest du nicht, Dad”, unterbrach Vivian ihn. “Du konntest dieser Art von Terrorismus nicht nachgeben, sonst hättest du solchen Verbrechen Tür und Tor geöffnet.”
    “Ich wünschte einfach nur, ich hätte dir das alles ersparen können.” Russell beugte sich nach vorne. “Bei mir wärst du so aufgewachsen, wie du es verdient hast. Ich …” Er griff wieder nach seiner Aktentasche und zog einen dünnen weißen Umschlag hervor. “Ich möchte, dass du etwas bekommst. Ich weiß, dass man damit nicht all die verlorenen Jahre gutmachen kann, aber ich hätte dich auf die besten Privatschulen geschickt, so wie Vivian. Du hättest dir jede Universität aussuchen können. Deswegen sollst du das haben. Und Vivian möchte es auch.”
    Vivian nickte. “Absolut.”
    Corinne öffnete den Umschlag und starrte auf den Scheck, der auf ihren Namen und über dreihunderttausend Dollar ausgestellt war.
    Sie spürte, wie ihr alle Farbe aus dem Gesicht wich. “Oh nein”, sagte sie. “Das kann ich unmöglich annehmen.”
    “Du musst”, sagte Russ. “Und bitte, fühl dich nicht beleidigt. Ich weiß, dass du Lehrerin bist und dein … Ken Reporter, ihr seid sehr gut in der Lage, zurechtzukommen. Darum geht es nicht. Es ist nur …”
    “Ich bin immer in Privatschulen gewesen”, sagte Vivian. “Dasselbe hätte Dad für dich getan.”
    “Aber … ich fühle mich damit einfach nicht wohl”, sagte Corinne.
    “Entschuldige”, murmelte Russ. “Ich hätte es dir nicht gleich geben sollen. Ich möchte … ich möchte dir einfach nur alles geben, was ich kann.” Er sah sie so liebevoll an. “Denk darüber nach. Du musst das Geld nicht

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