Das geheime Leben der CeeCee Wilkes
Vivian. Und Corinne Elliott lehnt es momentan ebenfalls ab, mit uns zu sprechen.”
Ob Irving Russell sie anrufen würde? Jetzt hatte sie mehr Eltern als je zuvor und fühlte sich doch vollkommen allein. Eve und Jack erschienen ihr wie Fremde. Und sie saß hier, verbarrikadiert in ihrem Schlafzimmer, und hörte, wie die Türen der Übertragungswagen geöffnet und wieder zugeknallt wurden, während die Reporter und Kameraleute miteinander plauderten. Sie saß in der Falle. Sie vermisste Ken. Er hatte recht, sie brauchte ihn. Er war der Puffer zwischen ihr und der Welt.
Zwei Tage lang verließ sie das Haus nicht. In der Schule musste sie gar nicht erst anrufen, die Sekretärin meldete sich bei
ihr
, um zu fragen, ob sie sich ein paar Tage freinehmen wolle.
Sie saß vor ihrem Computer, als das Telefon zum ungefähr tausendsten Mal klingelte. Als sie Kens Nummer auf dem Display sah, war sie überglücklich.
“Bitte, komm nach Hause”, sagte sie anstelle einer Begrüßung. “Es tut mir leid, wie ich mich benommen habe.”
Er zögerte. “Ich muss mich entschuldigen. Du hast in den letzten Tagen so viel durchmachen müssen, und ich kann nicht fassen, dass ich alles nur noch schlimmer gemacht habe.”
“Indem du mir die Wahrheit gesagt hast.”
“Aber das hätte ich dir schon vor Jahren sagen sollen.”
“Ich weiß nicht, was ich tun soll, Ken. Die Journalisten verfolgen mich.”
“Geh nicht ans Telefon, öffne die Tür nicht und zieh die Vorhänge zu.”
“Das habe ich schon gemacht.”
“Ich komme nach Hause”, sagte er. “Ich möchte dich jetzt nicht allein lassen.”
“Gut.” Sie war erleichtert. Ab jetzt konnte er sich wieder um sie kümmern.
“Deine Mutter hat dich tiefer verletzt, als ich mir je hätte vorstellen können”, sagte Ken.
“Ich bin so wütend. Ich kann diese Wut kaum ertragen. Am liebsten würde ich irgendwas durchs Fenster werfen.”
“Kann ich verstehen. Sie hat dich deiner Familie weggenommen. Hat Russell schon versucht, dich zu erreichen?”
“Nein. Es sei denn, er war einer von den Milliarden Anrufern, die ich ignoriert habe.”
“Weißt du, was ich in der Zwischenzeit getan habe?”
“Nein, was?”
“Ich bin zu meinem Anwalt gegangen und habe die Scheidung eingereicht. Und ich habe Felicia angerufen, um es ihr zu sagen.”
Sie lächelte. “Gut!”
“Corinne?”, fragte er. “Willst du meine Frau werden?”
Ken kontrollierte alle Anrufe. Corinne wollte nicht mit ihrem Vater – mit Jack – sprechen. Er würde sie ja doch nur anflehen, Eve im Gefängnis zu besuchen. Dabei war sie nicht mal in der Lage, sich ihre Mutter dort vorzustellen. Saß sie hinter Gittern? In einer winzigen, kalten Zelle? Darüber wollte sie nicht nachdenken.
Der einzige Anruf, auf den Corinne wartete – gleichermaßen sehnsüchtig wie ängstlich –, kam in unerwarteter Form.
Wie immer nahm Ken ab und reichte ihr nach ein paar Sekunden den Hörer. “Es ist der Anwalt von Irving Russell.”
Ihre Hände wurden feucht. “Hier spricht Corinne Elliott”, meldete sie sich.
“Mein Name ist Brian Charles.” Er sprach schnell und akzentuiert. “Ich vertrete Irving Russell. Präsident Russell lässt anfragen, ob Sie einem DNA-Test zustimmen, um festzustellen, ob Sie seine Tochter sind oder nicht.”
Einen Moment lang fühlte sie sich betrogen, ein Gefühl, das ihr nur zu bekannt vorkam. Hoffte Russell, dass sie gar nicht seine Tochter war? Vielleicht wollte er nicht, dass sie sein ganzes Leben durcheinanderbrachte.
“Natürlich hofft er sehr, dass Sie wirklich seine entführte Tochter sind”, fuhr Brian Charles fort, als sie nicht antwortete. “Aber Sie verstehen bestimmt, dass er sich sicher sein möchte. Und für Sie ist das doch auch wichtig.”
“Ja”, entgegnete sie. “Ich verstehe. Was muss ich tun?”
“Wir können es so einrichten, dass Ihr Hausarzt den Test macht. Wenn Ihnen das recht ist.”
War es ihr recht? Könnte das ein Problem sein? Hatten Sie vielleicht schon irgendwie den Namen ihres Arztes herausgefunden? Und hatten ihn dafür bezahlt, dass er … was? Sie fühlte sich wie ein kleines Kind, das nicht wusste, was das Beste war.
Sie bedeckte die Muschel mit der Hand und fragte Ken: “Sie wollen, dass ich bei meinem Hausarzt einen DNA-Test mache. Ist das okay?”
Ken nickte. “Das ist eine gute Idee. Du brauchst Sicherheit. Wer weiß schon, ob deine Mutter überhaupt jemals die Wahrheit sagt.”
“Gut, das ist in Ordnung”, erklärte sie dem
Weitere Kostenlose Bücher