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Das geheime Leben der CeeCee Wilkes

Das geheime Leben der CeeCee Wilkes

Titel: Das geheime Leben der CeeCee Wilkes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Chamberlain
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Corinne zu sagen, weil es nicht an ihr war, dem Baby einen Namen zu geben – in dem Wäschekorb auf dem Boden vor dem Beifahrersitz. Das war zwar auch nicht gerade der beste Platz im Falle eines Unfalls, aber so lag sie wenigstens neben der Heizung.
    Ein Auto tauchte hinter ihr auf, der Fahrer hupte ungeduldig. Sie trat aufs Gas, ließ die Kupplung kommen, schlich vorwärts, ihr ganzer Körper verspannte sich, als sie auf die Straße einbog und sich langsam in den vierten Gang hocharbeitete. Aber dann, plötzlich, klappte es doch besser, als CeeCee zu hoffen gewagt hatte. Sie schien zu fliegen.
    Das Baby erwachte um neunzehn Uhr. CeeCee hielt auf einer ruhigen, von Bäumen gesäumten Straße, ließ den Motor laufen, damit es warm im Auto blieb, mischte Wasser und Milchpulver und begann, die Kleine zu füttern.
    “Das wird das letzte Mal sein, Gänseblümchen.” Sie küsste das weiche Haar. “Ich werde dich sehr vermissen. Du warst in den letzten Tagen mein kleiner Kumpel.” Sie blinzelte ein paar Tränen weg. Wie viel Verlust konnte ein einzelner Mensch ertragen? Ihre Mutter. Tim. Dieses wunderschöne Baby. Dass sie Tim wirklich für immer verloren hatte, wollte sie allerdings nicht glauben. Wenn sich erst mal alles beruhigt hatte, würde er sie finden. Und in der Zeitung würde sie immer mal wieder etwas über den Gouverneur und seine Familie erfahren. Sie konnte verfolgen, wie das kleine Mädchen aufwuchs, wissend, dass sie es gewesen war, die ihm auf die Welt geholfen hatte. Sie würde stolz darauf sein, das Kind dem Vater zurückgegeben zu haben, sie war schon jetzt stolz.
    Als Gänseblümchen wieder eingeschlafen war, ging die Fahrt weiter. Der Verkehr nahm langsam zu, als sie sich Raleigh näherte. Gegen zwanzig Uhr entdeckte sie erleichtert ein Schild nach Garner. Endlich ein Ortsname, der ihr etwas sagte. Sie fuhr auf den Seitenstreifen, öffnete so leise wie möglich die Straßenkarte und leuchtete mit der Taschenlampe auf das obere kleine Eck, in dem Raleigh dargestellt war. Der Lichtkreis zitterte. Sie wurde immer nervöser.
    Offenbar führte die Route 70 auf die Wilmington Street und dann ins Zentrum von Raleigh, aber was dann? Wie sollte sie das Haus des Gouverneurs finden? Sie beschloss, rechts in die Western Street zu fahren, die nach einer Hauptstraße aussah. Vielleicht würde sie dort etwas wiedererkennen.
    Sie fuhr wieder auf die Route 70, verpasste die Western Street und drehte an der nächsten Kreuzung um. Plötzlich entdeckte sie die Blount Street. Das war doch die richtige Straße, oder nicht? Irgendwie kam sie ihr bekannt vor. Gerade als sie einbiegen wollte, stellte sie fest, dass es sich um eine Einbahnstraße handelte. Sie musste die nächste Straße nehmen, ihr Magen krampfte sich nervös zusammen, als sie sich nach vorne beugte, in die Dunkelheit spähte, das Lenkrad umklammerte und noch ein paar Mal abbog. Die Häuser auf beiden Straßenseiten waren vom Mondlicht beleuchtet. Von dem Schulausflug hatte sie nur noch im Gedächtnis, dass das Gebäude groß und eindrucksvoll war, wahrscheinlich aus dunklem Backstein. Allerdings hatten sie und ihre Freundinnen sich damals mehr für die Jungs als für die Gebäude interessiert.
    Sie hielt an, um eine Nachricht zu schreiben, die sie mit dem Baby hinterlassen wollte, klemmte die Taschenlampe zwischen Kinn und Schulter und legte eine Windel unter ihre Hand, um keine Abdrücke zu hinterlassen.
    Lieber Gouverneur
, schrieb sie in Druckbuchstaben, die nichts mit ihrer eigentlichen Handschrift zu tun hatten.
Das ist Ihre kleine Tochter. Es tut mir so leid, aber …
    Aber was? Genevieve ist tot? Sie war sich nicht einmal ganz sicher, wie man den Namen Genevieve schrieb. Und wenn der Gouverneur gerade tief in den Verhandlungen mit Tim und Marty steckte und plötzlich vom Tod seiner Frau erfuhr? Sie riss das Blatt vom Notizblock und begann von vorne.
    Lieber Gouverneur. Das ist Ihre kleine Tochter.
Punkt. Mehr nicht. Sie befestigte den Zettel mit einer Nadel an der Bettdecke der Kleinen. Und wenn er der Nachricht keinen Glauben schenkte? Wenn er sich weigerte, das Kind als seines anzuerkennen, und es in einem Heim aufwachsen musste? Aber er würde doch bestimmt einen Vaterschaftstest machen, oder nicht? Sie legte vorsichtig eine Hand auf das schlafende Baby. “Das ist wirklich Ihre Tochter”, sagte sie laut. “Bitte stoßen Sie sie nicht weg.”
    Dann startete sie den Motor wieder und rollte langsam an riesigen viktorianischen Gebäuden vorbei,

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