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Das geheime Leben der CeeCee Wilkes

Das geheime Leben der CeeCee Wilkes

Titel: Das geheime Leben der CeeCee Wilkes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Chamberlain
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warf sich aufs Sofa und vergrub das Gesicht in ihren Händen. “Ich bin so eine Versagerin.”
    “Hör auf, Cory. Das bist du nicht, und das weißt du auch.”
    “Mein Vater war ein Versager, und ich habe seine Gene bekommen.”
    “Er war kein Versager. Er war sehr klug. Er hat nur, als er jung war, ein paar falsche Entscheidungen getroffen.”
    Cory betrachtete den Zettel in ihrer Hand. “Habe ich Großeltern, die ich nicht kenne? Onkel und Tanten und Cousinen?”
    Eve setzte sich seufzend neben sie. “Ich weiß es leider nicht, Liebling.”
    “Nun, ich jedenfalls will es wissen.” Sie sah Eve mit Tränen in den Augen an. “Manchmal weiß ich nicht, wer ich bin, Mom.”
    “Ach, Cory.” Eve nahm sie in den Arm. “Es tut mir so leid, Süße.”
    “Kannst du meine Verwandten für mich suchen, Mom?” Cory legte den Kopf auf Eves Schulter. “Bitte?”
    “Ich finde, du solltest es tun”, meinte Jack, nachdem sie ihm von dem Gespräch mit Cory erzählt hatte. “Sie hat das Recht, ihre Verwandten kennenzulernen.”
    Es gibt diese Verwandten nicht, dachte sie. Wie sollte sie jemanden finden, der gar nicht existierte?
    “Ich habe nie einen von ihnen kennengelernt. Wie soll ich Patrick Smiths Familie in Portland finden, wenn ich nicht mehr weiß als diesen nicht gerade seltenen Nachnamen?”
    “Das weiß ich nicht, Evie. Aber ich finde, du solltest es versuchen.”
    Am nächsten Tag ging sie in die Universitätsbibliothek und kopierte aus dem Telefonbuch für Portland in Oregon zwei Seiten mit dem Namen Smith. Abends begann sie in Corys Anwesenheit zu telefonieren, auf der Suche nach den nicht existierenden Verwandten und dem nicht existierenden Vater. Sie hasste dieses Theaterspiel, das ihrer Tochter eine Enttäuschung nach der anderen bereitete. Manchmal hasste sie sich dafür selbst.
    “Ich glaube, wir sind in einer Sackgasse gelandet, Liebling”, sagte sie am Freitagabend, als sie sich an Corys Bett setzte. Sie war es leid, netten Menschen mit dem Namen Smith, die ihr zu helfen versuchten, all diese Fragen zu stellen. “Vielleicht gibt es keine Familie mehr. Womöglich war er das einzige Kind, und seine Eltern sind gestorben.”
    In dem schummrigen Licht war Corys Gesichtsausdruck nur schwer zu erkennen. “Hast du jeden einzelnen angerufen?”
    “Ja”, antwortete Eve wahrheitsgetreu. Über die Telefonrechnung für diesen Monat durfte sie gar nicht nachdenken.
    Corys Kinn zitterte. “Letzte Nacht habe ich geträumt, dass ich ein Mädchen treffe, das mit ihm verwandt ist. Sie war meine Cousine oder so was. Sie sah genauso aus wie ich und war so nett, und ich war so froh, sie kennenzulernen. Als ich aufwachte …” Sie begann zu weinen und Eve ergriff ihre Hand. “Mir wurde klar, dass es sie nicht gibt. Aber ich möchte so gern, dass es sie gibt, Mom.”
    “Manchmal ist es schwer, aus einem schönen Traum aufzuwachen.”
    “Ich meine, ich habe dich und Dad und Dru so lieb und alles …” Ein Schluchzen erschütterte ihren Körper. “Ich will mich nur …
ganz
fühlen.”
    “Ich weiß, Liebling. Und es tut mir so leid.” Diese Anrufe waren ein Fehler gewesen. Sie hätte Cory niemals so viel Hoffnung machen dürfen.
    Cory holte tief Luft. “Wenn ich älter bin, kann ich vielleicht nach Portland gehen und selbst nach meiner Familie suchen.”
    Eve nickte und wischte ihrer Tochter die Tränen weg. “Vielleicht”, sagte sie und hoffte, dass Cory später Besseres zu tun haben würde. Denn wenn nicht, würde sie sich auf eine sehr, sehr lange Suche begeben.

37. KAPITEL
    1 993
    Wieder saß sie beim Arzt und erwartete einmal mehr zu hören, dass sie sich die Schmerzen in ihren Füßen nur einbildete. Doch diesmal wirkte der Arzt bei der Untersuchung besorgt. Ihre Füße waren geschwollen, die Knöchel heiß und dick.
    “Nun.” Er legte eine Hand auf ihren Spann, als wollte er die Temperatur messen. “Ihr Blutbild ist gekommen. Der Rheuma-Faktor ist erhöht.”
    “Was bedeutet das?”
    “Sie haben rheumatische Arthritis.” Er beobachtete ihre Reaktion.
    Das habe ich verdient, war Eves erster Gedanke. Das ist meine Strafe. Nie hatte sie das Gefühl verlassen, dass sie irgendwann und irgendwie würde bezahlen müssen für das, was sie getan hatte.
    “Wissen Sie, was das bedeutet?”, fragte er.
    “Na ja … ich weiß, was Arthritis ist. Eine Gelenkentzündung.” Die Schmerzen waren in den letzten zwei Jahren immer schlimmer geworden. Manchmal, wenn sie eine Weile gesessen hatte, konnte sie

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