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Das geheime Leben des László Graf Dracula

Das geheime Leben des László Graf Dracula

Titel: Das geheime Leben des László Graf Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roderick Anscombe
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so lange wie möglich Zeitung lesend in der Halle herum, in der Hoffnung, sie abzufangen, sobald sie herunterkam. Das Zusammentreffen sollte ganz unbeabsichtigt scheinen, aber allzulang kann man nicht an solch einem zugigen und schlecht beleuchteten Ort herumlungern, ohne daß es auffällt.
    Dreimal schlenderte ich zur Tür, um nach dem Wetter zu sehen. Ich zog auch in Erwägung, geradewegs in ihr Zimmer zu gehen und sie mit einem Kissen zu ersticken, aber ernsthaft kam so etwas natürlich nicht in Betracht.
    Ich hatte mich gerade in den Salon zurückgezogen, als ich Elisabeths Schritte auf der Treppe hörte. Ich ging hinaus in die Halle, aber sie war zu schnell für mich, rannte fast zur Eingangstür und verschwand, ehe ich Gelegenheit hatte, mehr als »guten Morgen« zu sagen. Ich folgte ihr nach draußen und die Stufen hinunter, aber im selben Augenblick (sie mußte von oben Ausschau gehalten und ihren Abgang entsprechend geplant haben) fuhr Jakob mit der Kutsche vor.
    Elisabeth sprang hinein und hieß ihn sofort losfahren. Ich hätte ihm Einhalt gebieten können, aber es wäre jetzt unklug, irgend etwas zu tun, das aus dem gewohnten Rahmen fällt. Ich darf keine Aufmerksamkeit auf mich ziehen. Ich darf sie nicht zum Angriff zwingen. Jakob schwang die Peitsche, und schon waren sie fort.
    Ich habe keinen Zweifel daran, daß sie losgefahren ist, um mich anzuzeigen.
    Ich bin drauf und dran, mich in mein Schicksal zu fügen. Die Gerechtigkeit wird siegen; die Ordnung wird erhalten bleiben. Sicher hat sie die ganze Nacht im Kampf mit ihrem Gewissen verbracht, ohne ein Auge zuzutun, und hat nun eine Entscheidung von unangreifbarer moralischer Festigkeit getroffen. Ich habe nicht den Versuch unternommen, sie umzustimmen, weil ich weiß, daß es aussichtslos wäre. Welche Argumente könnte ich denn überhaupt vorbringen?
    Sollte ich mich etwa aufs Betteln verlegen? Wenigstens werde ich mir meine Würde bewahren. Ich könnte auch fliehen, aber die Vorstellung widerstrebt mir.
    Ich habe keine Angst um mich selbst. Hauptsächlich fürchte ich die Schande, die über den Familiennamen kommen wird, wenn meine Schuld bekannt wird.
    Also warte ich ergeben ab. Soll das Schicksal sich erfüllen, wie es mag. Aber ich gönne diesem Kauz von Detektiv den Triumph meiner Festnahme nicht.
    Wohl bin ich schuldig, aber ich werde mich nicht zum Gespött machen lassen.
    Ich habe einen Stallknecht losgeschickt, um mein Pferd zu satteln. Ich werde zu Kraus gehen und mich stellen. Es ist besser so.

    NACHMITTAG

    Ich ritt zu der Polizeistation, wo Kraus für die Dauer der Ermittlungen sein Hauptquartier eingerichtet hat. Aber ich sah nichts von der Kutsche. Drinnen sprang der diensthabende Wachtmeister sogleich von seinem Stuhl auf und stand stramm, als ich eintrat. Ich wies ihn an, mich seinem Vorgesetzten zu melden, worauf er zu der rückwärtigen Tür ging und anklopfte. Keine Stimme forderte ihn auf, einzutreten; statt dessen öffnete Kraus nach einer Pause die Tür einen Spaltbreit und spähte hinaus. Als er mich sah, trat er heraus und schloß die Tür hinter sich, aber nicht bevor ich Gelegenheit hatte, in das Zimmer zu sehen und einen kurzen Blick auf den jungen Sachsen zu werfen, der auf einem Stuhl saß. Er war nach vorn zusammengesunken, und sein Kopf hing mutlos herab.
    »Ah, Graf!« rief der Inspektor mir zu.
    Noch während er auf mich zukam, hatte ich meine Absicht schon verworfen.
    »Ihre Beobachtungen waren sehr aufschlußreich«, sagte er. »Sie werden erfreut sein zu hören, daß wir daraufhin bereits gehandelt haben.«
    »Wie denn?« fragte ich.
    Kraus blickte sich verschwörerisch nach allen Seiten um. »Wir stehen kurz vor einer Arrestierung«, flüsterte er, dann musterte er mich durchtrieben, um zu sehen, wie ich diese Neuigkeit aufnahm. »Sie scheinen gar nicht überrascht?«
    »Ich habe vollstes Vertrauen zu Ihnen, Inspektor.«
    »Wir hatten Glück«, fügte er bescheiden hinzu. »Wir haben von den Eltern des Mädchens erfahren, daß sie mit einem jungen Mann aus Budapest zurückgekommen ist.«
    »Hmm, daher die Rückfahrkarte nach Budapest?«
    » Genau!«
    »Und dieser Mensch ist Ihr Verdächtiger?«
    »Sein Name ist Preisich. Ein früherer Schulkamerad von ihr. Anscheinend gab es da früher mal so etwas wie eine kleine Romanze. Es ist aber nie etwas daraus geworden, sehr zu Preisichs Enttäuschung.«
    »Also ein eifersüchtiger Liebhaber... Könnte das das Motiv sein?«
    Er sah mich aufrichtig an. »Es würde Sie

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