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Das geheime Leben des László Graf Dracula

Das geheime Leben des László Graf Dracula

Titel: Das geheime Leben des László Graf Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roderick Anscombe
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Kein Zweifel, seine Milz war vergrößert, und mit einem flauen Gefühl gestand ich mir selbst ein, daß die Tarotkarten die Wahrheit vorausgesagt hatten.
    Ohne weiteres Aufhebens begann Theresa den Jungen zu säubern und nach frischem Bettzeug zu rufen. Ich wühlte in Czernins Tasche und fand eine Flasche mit einem schmerzstillenden Mittel.

    »Das wird den Durchfall stoppen«, sagte ich zu ihnen. Der Vater ignorierte mich, aber seine Frau nahm die kleine braune Flasche und betrachtete sie mit der gleichen neugierigen Skepsis, mit der ich den Lederbeutel betrachtet hatte.
    »Gib ihm viermal am Tag einen Löffel voll«, sagte ich zu ihr, und sie nickte ergeben. Später würde sie zusammen mit den anderen entscheiden, ob sie meinen Trank verwenden sollte oder nicht.
    »Werden Sie ihn zur Ader lassen?« fragte Theresa. »Das erwarten die Leute hier.«
    »Nein. Er hat ohnehin schon viel zu wenig Blut in sich.«
    »Dr. Czernin hat so gut wie jeden Patienten zur Ader gelassen. Diese Leute glauben nicht, daß Sie wirklich etwas getan haben, wenn sie nicht gutes rotes Blut fließen sehen.«
    »Ich glaube nicht daran«, sagte ich ruhig.
    Die Frau hatte die beschmutzten Bettücher aufgelesen.
    »Die mußt du verbrennen«, sagte ich zu ihr, und sie warf mir einen entgeisterten Blick zu, als wäre ich verrückt. Für diese armen Leute waren die zerschlissenen Laken Wertgegenstände. »Ich weiß«, sagte ich auf ihren stummen Vorwurf hin. »Aber sie sind infiziert.«
    Das war eine neue Maßnahme, auf der ich bisher noch nicht bestanden hatte, aber wenn man überleben will, darf man keine falschen Rücksichten nehmen.
    »Womit sind sie infiziert?« wollte Theresa wissen.
    »Wenn sie nicht verbrannt werden können, dann wascht sie in Karbolsäure«, sagte ich ausweichend und kramte wieder in Dr. Czernins geräumiger Tasche, um weitere Fragen zu vermeiden.

    24. DEZEMBER 1887

    In der Nacht war mir wieder wenig Schlaf vergönnt. Als ich im Einspänner den Hügel hinunterfuhr, um Mari und Helene abzuholen, muß ich wohl ein paar Minuten eingedöst sein, und wenn die Pferde mit den steilen Kehren in der Straße nicht so vertraut wären, hätte es böse ausgehen können.
    Ich wartete länger als sonst vor Czernins Haus, bevor Mari schließlich auftauchte. Sie sah schlecht aus, aber irgend etwas an ihr sagte mir, daß ich sie besser nicht darauf ansprechen sollte. Wie üblich streckte ich die Hand aus, um ihr heraufzuhelfen. Eigentlich ist es mehr eine Geste der Höflichkeit, da Mari eine kräftige Frau ist, aber heute stützte sie sich schwer auf mich, und ich mußte sie regelrecht auf den Sitz hinaufhieven.
    »Kommt Helene heute nicht mit?« erkundigte ich mich. Die Anstrengung, die es mich kostete, die Frage in beiläufigem Ton zu stellen, beunruhigte mich.
    Solche scheinbar belanglosen Wellenschläge lassen uns den gefahrvollen Sog in unserem Leben spüren.
    Ich war im Begriff, die Pferde mit einem Zügelschnalzen anziehen zu lassen, aber Mari antwortete nicht, und ich drehte mich besorgt zu ihr um. Sie schien am Rande der Erschöpfung zu sein.

    »Vielleicht sollten Sie sich heute lieber ausruhen?« schlug ich vor.
    »Schließlich ist heute Heiligabend.«
    »Mit mir ist alles in Ordnung«, sagte sie. »Helene kommt nicht mit. Sie wollte gern, aber ich habe ihr gesagt, daß es zu gefährlich ist.«
    »Ja, da haben Sie sicher recht.«
    »Wir sollten jetzt losfahren.«
    »Ich habe für Sie beide Weihnachtsgeschenke mitgebracht. Und auch für Theresa.«
    »Das sollten Sie nicht tun. Sie sind zu freundlich.«
    »Unsinn. Sie bekommen viel zu wenig für all das, was Sie leisten.«
    Elisabeth hatte für die drei Damen Schildpattkämme gekauft und sie in buntes Papier gewickelt, aber den für Helene hatte ich durch die Brosche ersetzt, die ich für Estelle gekauft hatte. Sie hatte ja keinen großen Wert, überlegte ich, und so brauchte ich Elisabeth auch nichts von dem Tausch zu erzählen. So fängt es immer an, mit diesen kleinen, zögernden Schritten auf vermeintlich festem Grund.
    »Sie haben richtig entschieden«, sagte ich zu Mari. »Es ist viel zu gefährlich für Helene. Sie gehört nach Hause.«
    Und so machten wir uns auf den Weg zu unserer morgendlichen Runde. Das Wetter war so grau wie meine Stimmung. Als ich mit der sterbenden Frau neben mir (denn was kann es sein, das Mari so schlecht aussehen läßt, wenn nicht der Typhus?) durch die Stadt fuhr, wandten sich die Passanten von uns ab. Frauen bekreuzigten sich und eilten

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