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Das geheime Leben des László Graf Dracula

Das geheime Leben des László Graf Dracula

Titel: Das geheime Leben des László Graf Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roderick Anscombe
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aber ich konnte sie nicht deutlich sehen, weil sie halb von uns abgewendet dasaß.

    »Die mädchenhafte Frau mit dem blonden Haar!« erklärte Lothar triumphierend. »Habe ich recht?«
    »Ja«, bestätigte ich, aber es störte mich, daß er es so schnell herausgefunden hatte. »Aber ich habe sie noch nicht richtig sehen können.« Trotzdem war da etwas an ihrem Haar, das mir bekannt vorkam.
    Bevor ich ihn zurückhalten konnte, winkte Lothar Madame heran.
    »Ah, Suzanne«, sagte sie. »Ja, eine treffliche Wahl.«
    Sie ging direkt zu dem Tisch, an dem die Mädchen saßen, und ich zuckte innerlich zusammen, weil die Enthüllung meines heimlichen Verlangens mir peinlich war. Madame beugte sich über das Mädchen und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Langsam drehte sich Suzanne um, und als sie in unsere Richtung blickte, sah ich zum erstenmal ihr Gesicht. In diesem Moment machte mein Herz einen Sprung! Meine Gedanken weigerten sich zu funktionieren, aber mein Herz begann heftig zu klopfen.
    »Sie sehen aus, als wäre Ihnen gerade ein Geist erschienen«, sagte Lothar.
    Die Frau, die inzwischen auf mich zukam, war mir als Stacia bekannt.
    Ich drehte mich um und sah Lothar an, als könnte er bestätigen, daß diese Erfahrung, die ich gerade machte, kein Traum war, und ich bedaure noch jetzt, daß ich ihm Gelegenheit gab, meinen schockierten Gesichtsausdruck zu sehen.
    »Sie kennen sie, nicht wahr?« fragte er. Er sah mich prüfend an, und ich hatte das Gefühl, daß er in meinem Gesicht wie in einem Buch las.
    Es war zu spät, Madame zu sagen, daß ich meine Meinung geändert hätte, daß nicht sie es sei, die ich wollte. Stacia trug ihr Haar offen, so daß es ihr über die Schultern fiel. Sie war wirklich wie ein Mädchen gekleidet und kam mit lebhaften, unbekümmerten Schritten näher, strich dabei mit den Händen ihr Kleid glatt, so wie es ein Mädchen tut, das an Erwachsenenkleider nicht gewöhnt ist. Damit wollte sie auf ihre Jugend und ihre Unschuld hinweisen, was natürlich gespielt war, eine Hurenhaustäuschung, die niemanden täuschen würde, aber ich hoffte, daß sie, wenn sie mich erkannte, ihr Wissen zu verbergen verstand. Oder besser noch, ich betete den Zustand der Amnesie herbei, in den Charcot sie versetzt hatte. Schließlich hatte sie nicht mehr zu verlieren als ich, wenn man sie an einem solchen Ort wiedererkannte.
    »Einen Augenblick lang hat sie mich an jemanden erinnert, den ich in Ungarn kenne«, sagte ich zu Lothar und zuckte die Achseln, um anzudeuten, wie absurd meine Überreaktion gewesen war. Es gelang mir ein reuiges Lächeln, ein sehnsüchtiger Blick. »Das ist alles schon so lange her, aber es hat ein schlimmes Ende genommen. «
    Stacia – Suzanne – setzte sich an unseren Tisch. Sie lächelte mich professionell an, und ich dankte ihr stumm, daß sie kein Zeichen des Erkennens von sich gegeben hatte.
    »Sie ist ziemlich nett«, sagte Lothar zu mir. Er sprach in ihrer Gegenwart völlig offen über sie und sah Suzanne an, als würde er ein Bild bewundern.
    »Danke«, sagte sie ruhig und drehte sich zu mir.
    Ich war ihr auf der Treppe im Salpêtrière begegnet, aber ich hatte mir nicht mehr als einen kurzen Blick auf sie erlaubt, weil ich sie nicht auf mich aufmerksam machen wollte, um nicht vielleicht die Hypnose, die Charcot über ihr Unterbewußtsein gelegt hatte, zu gefährden. Jetzt sah ich, daß Stacia schon etwas älter war – ich würde sie auf fast dreißig schätzen –, als sie mir das erste Mal während der Demonstration vorgekommen war. Sie hatte sich das Gesicht stark angemalt, und die Farben und Schatten, die vom anderen Ende des Zimmers verschwommen und natürlich ausgesehen hatten, zerfielen aus der Nähe betrachtet wie bei einem Ölgemälde in einzelne Teile, so daß sie bizarr und wie ein Spielzeug anmutete. Im ersten Moment überlegte ich, ob ich mich vielleicht getäuscht haben könnte, ob es sich hier nicht vielleicht doch um eine andere Frau handelte, vielleicht sogar um eine ältere Schwester von Stacia.
    »Waren Sie es, der mich gewählt hat?« fragte sie.
    »Ja«, gestand ich. Es würde nicht so schwierig sein, wie ich befürchtet hatte.
    Irgendwie kam mir das Zusammentreffen jetzt nicht mehr so peinlich vor.
    »Ich habe es gern, wenn man mich wählt«, sagte Stacia fast scheu. Es hätte ehrlich sein können, aber das zählte nicht, nicht mehr als ein eintöniges Bühnenbild, das von dem sich darin entfaltenden Drama ablenkt. Sie war für mich ein genaues Abbild

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