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Das geheime Leben des László Graf Dracula

Das geheime Leben des László Graf Dracula

Titel: Das geheime Leben des László Graf Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roderick Anscombe
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lachten.

    »Sehr gut«, sagte Aristide. »Leicht aufzusitzen. Leicht zu reiten. Der Trick ist, zu wissen, wann man absteigen muß. Aber das müssen Sie allein tun«, sagte er, während er weiterging.
    »Sie haben auch für eine Sensation gesorgt«, sagte Lothar gedehnt und auf die gleiche konspirative Art, mit der er Aristide gedankt hatte.
    »Ich würde es vorziehen, die ganze Sache zu vergessen.«
    »Man vergißt niemals das erste Mal.«
    »Es ist nichts, worauf ich besonders stolz wäre.«
    »Das sollten Sie aber, alter Knabe. Sie haben bei den Damen ganz schön für Aufregung gesorgt, das kann ich Ihnen verraten. Ein erstaunliches Debüt.«
    »Ich bitte Sie, ich muß an meinen Ruf denken.«
    »Ihr Ruf ist gemacht.«
    »Ich wünschte, Sie würden schweigen.«
    »Das nächste Mal geht es auf Ihre Rechnung. Dazu können Sie Ihre unrechtmäßig erworbenen Gewinne von den abendländischen Handelsgesellschaften verwenden, die uns Onkel Aristide freundlicherweise in den Schoß gelegt hat.«
    »Was Sie mit Ihrem Geld machen, geht mich nichts an. Ich weiß nur, daß ich diesen verdorbenen Ort niemals wieder betreten werde.«
    »Finden Sie das fair? Ist denn der Ort selbst verdorben? Ganz bestimmt nicht.
    Sind es die Damen? Sie versuchen doch nur, gefällig zu sein. Oder sind es die Gäste? Was meinen Sie?«
    »Ich glaube, ich widme mich jetzt lieber der Poesie.« Damit ließ ich ihn stehen.
    »Die Jacke sitzt perfekt«, hörte ich ihn noch sagen.
    Ich ging direkt zu Nicole. Ihr Lächeln öffnete mir einen Weg durch die Menschenmenge. Ich nahm ihre Hand und glaubte zur Begrüßung einen Druck in ihren Fingerspitzen zu fühlen, ein leichtes Zögern, eine Andeutung von Verwirrung und Schüchternheit in meiner Gegenwart.
    »Mama«, sagte sie und drehte sich zu meiner Tante um. »Glauben Sie nicht, daß wir mit dem Programm beginnen sollten? Es sind schon alle hier.«
    »Sehr gut, meine Liebe.« Sie sah sich nach ihrem Mann um und winkte ihm mit ihrem Fächer. »Aristide, sollen wir vorangehen?«
    Nicole drehte sich zu mir, und ich nahm dieses Angebot sofort an. »Darf ich Sie begleiten?« fragte ich.
    »Natürlich«, erwiderte sie und nahm meinen Arm.
    Ich hatte das Gefühl, daß sie mir durch den Ton ihrer Stimme zu verstehen geben wollte, daß sie längst beschlossen hatte, daß ich sie begleiten sollte, noch bevor ich überhaupt gefragt hatte.
    »Und dichten Sie noch immer?« fragte sie unschuldig, als wir zu den Sitzreihen gingen, die die Diener vor dem Klavier aufgestellt hatten.
    »Sie haben meine letzte Arbeit gelesen«, erwiderte ich und verspürte eine unerwartete Traurigkeit.
    »Und war es Ihre beste Arbeit?«

    Ich zögerte, mich noch einmal vor ihr verwundbar zu zeigen, da ich spürte, daß das, was für mich eine köstliche schmerzliche Erinnerung war, für Nicole nur die Einleitung zu einem Spiel bedeutete. Trotzdem sagte ich: »Es war das Beste, was ich je geschrieben habe.«
    »Es war irgendwie verträumt«, sagte sie und seufzte sehnsüchtig. »Ich habe es noch, wissen Sie, in einer meiner Schatztruhen, irgendwo. Ich nehme es oft zur Hand und denke an jene Zeit.« Sie drehte sich plötzlich zu mir und sah mich ernst an. »Finden Sie mich hoffnungslos sentimental?«
    »Nein«, erwiderte ich hilflos.
    »Aber das bin ich. Ich bin eine Sklavin meiner Gefühle.«
    »Darauf wäre ich nie gekommen.«
    »Nein?« Sie klang überrascht.
    »Ehrlich. Ich finde, Sie haben soviel Selbstbeherrschung.«
    »Sie denken manchmal an mich?«
    »In jedem Augenblick, den ich wach bin«, entfuhr es mir. Auch wenn das nicht ganz stimmte, gab es für uns so selten eine Gelegenheit, privat miteinander zu reden, so daß ich die Übertreibung für gerechtfertigt hielt.
    »Jetzt werden Sie aber sentimental«, sagte sie mit tiefer und geheimnisvoller Stimme, während ich mich über sie beugte, um ihren Stuhl zurechtzurücken.
    Links von Nicole saß ihr Vater. Lothar hatte es irgendwie geschafft, sich auf den Sitz zu meiner Rechten zu schmuggeln, indem er Nicoles Freundin Amie begleitet hatte. Während wir darauf warteten, daß Stanislowski seinen Platz neben dem Klavier einnahm, lehnte sich Lothar ständig über mich, um Nicole irgendeine unwichtige Bemerkung zuzuflüstern. Die beiden schienen sich prächtig zu amüsieren. Lothar wieherte, und Nicole mimte mit gespitzten Lippen Mißbilligung, während ihr Gesicht nachsichtig Komplizenschaft ausstrahlte. Amie wurde mit schnell auf die Seite gesprochenen Worten von Lothar in die

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