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Das geheime Lied: Roman (German Edition)

Das geheime Lied: Roman (German Edition)

Titel: Das geheime Lied: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrés Pascual
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tatsächlich angebissen wie die blinden Forellen der Seine. Der Wissenschaftler wandte sich an Matthieu.
    »Woher wusstest du, dass diese Verbrecher hier erscheinen würden?«
    »Aller Wahrscheinlichkeit nach haben sie einen Kontakt im Palast«, antwortete der junge Mann knapp. »Daher ging ich davon aus, dass sie mich seit meiner Ankunft überwachen und die erste Gelegenheit nutzen würden, die Partitur an sich zu nehmen.«
    »Einen Kontakt im Palast? Wie kommst du darauf?«
    »Weil sie La Bouche gekauft haben.«
    »Den Kapitän? Aber wie ist das bloß möglich?«
    »Ihr müsst mir in allen Einzelheiten erklären, was hier eigentlich vorgefallen ist!«, mischte sich nun de la Reynie ein. »Und wer seid Ihr?«, wandte er sich direkt an den Engländer.
    Dieser warf Charpentier einen flehentlichen Blick zu.
    »Dies kann Euch Minister Louvois zum angemessenen Zeitpunkt erklären«, versprach der Komponist und versuchte sich an einer Verbeugung, um nichts Konkretes verraten zu müssen. »Es handelt sich um eine Staatsangelegenheit, wir führen hier nur Befehle aus.«
    De la Reynie wandte sich an den Schreiber.
    »Ich dachte, es ginge hier um den Mord an Eurem Sohn.«
    »Beides ist richtig.«
    »Ihr verbürgt Euch also für diese Männer?«
    Während der Schreiber nickte, nutzte der Meuchelmörder die allgemeine Verwirrung, um mit dem Ellbogen das Glas des Fensters zu zerschlagen. Er setzte einen Fuß in den Rahmen und warf sich hoch über dem Kanal hinaus. Mehrere Männer des Polizeipräfekten feuerten gleichzeitig ihre Waffen ab.
    »Nicht!«, brüllte Matthieu und rannte zur Fensteröffnung. »Wir brauchen ihn doch lebend!«
    Der Meuchelmörder hatte sich an einer Tierhaut festhalten können, die vor dem Fenster einer Gerberwerkstatt zum Trocknen hing, und sprang nun gewandt hinunter auf den äußeren Rand der Brücke. Dieser war nur eine Hand breit, es war kaum zu glauben, dass der Mann dort mit dem Rücken zur Hauswand entlangbalancieren konnte. Rasch schätzte Matthieu die Situation ein. Zwischen all den Booten, die ständig unter den Brückenbogen hindurchfuhren, war kaum Wasser zu sehen. Wenn er fallen würde, käme er womöglich beim Aufprall auf einem der Kähne ums Leben … Dennoch überlegte er es sich nicht zweimal, holte tief Luft und kletterte hinaus. Dabei schob er die Finger in die Ritzen zwischen den morschen Backsteinen. Er hielt auf das Nachbarhaus mit der Taverne zu, das in schlechterem Zustand war und ihm deshalb den Abstieg erleichtern würde, verlor aber bald mit einem Fuß den Halt. Schaulustige, die auf die Verfolgung aufmerksam geworden waren und nun jede seiner Bewegungen vom Kai aus beobachteten, schrien entsetzt auf. Matthieu suchte fieberhaft nach einer Spalte, in die er die Stiefelspitze schieben konnte, seine Finger hielten sein Gewicht jedoch nicht mehr. Einen Moment lang glaubte er, dass alles verloren sei. Aber er hatte das Glück, auf einem Fensterbrett aus Holz zu landen, das der Kneipenwirt angebracht hatte, um mit einem Lastenzug Fässer direkt vom Fluss aus nach oben zu transportieren. Matthieu war so benommen, dass alles vor seinen Augen verschwamm und er nicht wieder auf die Beine kam. Der Meuchelmörder nutzte die Gelegenheit, um sich heranzuschieben. Geschickt erklomm er das Sims. Matthieu bäumte sich auf und versuchte, den Mann von den Füßen zu holen, dieser wich ihm allerdings aus und stieß ihm den Absatz seines Stiefels ins Gesicht.
    »Ich habe wirklich genug von euch allen!«, brüllte er.
    Er versetzte Matthieu noch einen Tritt und warf ihn damit vom hölzernen Brett. Die Schaulustigen schrien erneut auf, sahen dann aber, dass der Musiker den Arm ausstreckte und mit den Fingern an einer Büste von Ludwig XIII . hängen blieb, die den mittleren Brückenpfeiler zierte. Er schlug hart gegen den Stein, konnte sich jedoch festhalten. Aus seiner Kehle erklang ein dumpfes Stöhnen. Wutentbrannt griff der Meuchelmörder nach einem Eisenstück des Lastenzugs und holte damit aus, um es nach Matthieu zu werfen.
    »Warum siehst du nicht endlich ein, dass dein letztes Stündlein geschlagen hat?«
    In diesem Moment ertönte wieder ein Schuss.
    Nachdem er einige Sekunden reglos dagestanden hatte, stürzte der Mörder wie ein Sack Kartoffeln in die Tiefe und trudelte auf eine Ladung Holz auf einem Transportboot zu. Polizeipräfekt de la Reynie stand mit rauchender Waffe am zerborstenen Fenster im ersten Stock. Er hatte dem Geiger das Leben gerettet, gleichzeitig aber auch die Chance

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