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Das geheime Prinzip der Liebe

Das geheime Prinzip der Liebe

Titel: Das geheime Prinzip der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hélène Grémillon
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Unglück war, dass ich insgeheim überzeugt war, mein Kind werde in Madame M.s Welt eine größere Chance haben, glücklich zu sein, als in meiner. War ich nicht deswegen mit ihr weggegangen?
    Verzweifelt zählte ich die Tage, die mich der Entbindung näher brachten. Es war, als könnte sie meine Gedanken lesen. Eines Abends ist sie zu mir gekommen, um mich zu beruhigen. Ich würde das Kind sehen, wann immer ich wolle, wir würden zusammenbleiben, wenn ich mochte, zumindest, bis ihr Mann aus dem Krieg zurückkehrte, auch danach. Er würde sicher einverstanden sein, es hinge nur von mir ab. Sie würde mich als Amme anstellen und später, wenn das Kind alt genug wäre, um alles zu verstehen, würden wir weitersehen. Wir würden versuchen, es ihm zu erklären.
Sie glaubte selbst kein Wort von dem, was sie sagte. Ich schon. Ich konnte die Vorstellung nicht mehr ertragen, mein Kind zu verlieren, also musste ich ihr glauben. Ich fühlte mich so allein.
    In diesen langen Monaten in Paris habe ich keinen einzigen Brief von meinen Eltern bekommen. Ich dachte, mein Vater hielte Wort. ›Du willst sehen, wie es ist, so weit weg? Na gut, du wirst es sehen. Rechne nicht damit, dass wir dir schreiben.‹ Das hatte er mir entgegengeschleudert, gerade, nachdem er mir die Staffelei geschenkt hatte. Ich kannte sein Temperament, aber ich fand seinen Groll übertrieben. Andererseits hatte ich ihn nie zuvor so zornig gemacht wie mit dieser Reise, und ich dachte, jetzt sehe ich endlich, wie wütend er sein kann. Maman tat mir leid. Sie verbrachte sicher alle Tage damit, mich zu verteidigen. Sie fehlte mir sehr. Ich hätte diese Erfahrungen so gern mit ihr geteilt und erfahren, was sie empfunden hatte, als ich in ihrem Bauch war.
    ›Deinen Eltern geht es gut.‹ Madame M. wiederholte diesen Satz regelmäßig. Lächelnd. ›Deinen Eltern geht es gut.‹ Verdammte Lügnerin.
    Der Hausdiener Jacques war in L’Escalier geblieben. ›Um das Haus bis zu unserer Rückkehr instand zu halten‹, sagte sie. Jacques hatte ein krankes Bein und war deshalb nicht zu den Waffen gerufen worden. Einmal in der Woche kam er hinauf nach Paris, um mir Nachricht von meinen Eltern zu bringen, aber ich sah ihn nie und hörte nur seine Stimme. Er durfte es ja auch nicht wissen. Die Einzige, die außer uns beiden eingeweiht war, war Sophie. Madame M. gab meine Briefe Jacques, und er überbrachte sie als Hilfspostbote meinen Eltern. Denn ich schrieb ihnen. Nicht viel. Aber oft. Es war schwierig, etwas zu finden, worüber ich
schreiben konnte. Sogar das Wetter war ein heikles Thema. Ich musste so tun, als wäre ich in Collioure. Und vor allem, als wäre ich nicht schwanger.
    Meine Eltern dachten, meine Briefe wären in den Paketen, die Madame M. Jacques schickte. Sie musste ja darauf achten, dass uns der Poststempel nicht verriet. Nichts überließ sie dem Zufall. Vor unserer Abreise hatte sie sogar zwei Dutzend Postkarten aus Collioure besorgt. Manche waren doppelt, sie fand, das wirke noch echter. Es sei immer so, viele Leute schickten die gleiche Postkarte zweimal, ohne es zu merken.
    Sie las meine Briefe, ehe sie sie Jacques gab, da bin ich sicher. Sie wäre nie ein Risiko eingegangen. Ich hätte ja etwas schreiben können, das uns verrät. Sie sagte es mir nicht, aber ich wusste es. Aber es war ein fairer Kampf, es gab auch Sachen, die ich ihr nicht sagte.
    Oft wollte sie meinen Bauch sehen. Sie starrte ihn an, bis die kleine Beule auftauchte. Ich bemerkte, wie sehr sie dieser Anblick bewegte. Sie schaute mich mit dem Blick der Besitzlosen an. Ich tröstete sie nicht. Jedem seine eigenen Qualen, dachte ich. Ihr die heutigen. Mir die von morgen. Wenn das Kind in ihren Armen liegt.
    Und ich habe sie angelogen. Je weiter die Wochen voranschritten, desto mehr log ich bei den Fragen, mit denen sie mich bestürmte. Wenn sie wissen wollte, ob ich etwas spürte, wenn das Kind mich trat, sagte ich nein, ich würde gar nichts spüren. Was überhaupt nicht der Wahrheit entsprach. Aber sie glaubte mir. Wie hätte sie es auch wissen sollen? Ich stellte mir gern vor, wie sie bei ihren Diners in der Stadt immer wieder erzählte, nein, sie würde gar nichts spüren. Dann genoss ich den Gedanken an die misstrauischen Blicke, die die Frauen ihr zuwarfen.

    Das Einzige, was ich gern malen wollte, war mein Körper. Aber ich wusste, dass es ihr unerträglich sein würde, wenn Bilder von meiner Schwangerschaft das Zimmer ausfüllten. Also nutzte ich die Gelegenheit, wenn sie nicht

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