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Das geheime Prinzip der Liebe

Das geheime Prinzip der Liebe

Titel: Das geheime Prinzip der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hélène Grémillon
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Fruchtbarkeitschancen. Das muss ich gleich der armen Madame Werner mitteilen, vielleicht hilft ihr das ...«
    So reichten einige Bissen Flunder, um festzustellen, dass ich steril war.

    Da mir Dr. Pasquin nicht helfen konnte, blieben mir nur die Bücher. Irgendwo musste ich doch Hilfe finden! Ich schämte
mich so sehr, dass ich in eine Buchhandlung links der Seine ging, weit entfernt von unserem Haus. Ich gab sogar vor, die Bücher für eine Freundin zu suchen.
    Das Standardwerk zu diesem Thema war ein Buch von Auguste Debay: Der Mensch und die Ehe. Natur- und ärztliche Geschichte des Mannes und der Frau . Da der Buchhändler diesen komplizierten Titel so exakt verinnerlicht hatte, stellte ich mir vor, dass dieses Werk die Sterilität seiner Frau besiegt hatte.
    Ich klammerte mich an jeden Strohhalm. Das Buch war zwar von 1885, aber immer noch das Standardwerk. Es gab keinen einzigen aktuellen Titel zu diesem Thema. Mehr als fünfzig Jahre lang war nichts über die weibliche Unfruchtbarkeit erschienen. Sterile Frauen waren minderwertige Geschöpfe, die man lieber vergessen wollte.
    Offenbar war der Buchhändler in diesem Thema sehr bewandert. Während ich ihm zwischen den Regalen folgte, erfasste mich eine verrückte Hoffnung. In wenigen Sekunden würde ich »das Standardwerk« in den Händen halten, zwar etwas veraltet, aber trotzdem »das Standardwerk«. Und wenn die Hausmittel unserer Großmütter wirkten, konnte ich mir doch auch bei den Ärzten Rat holen, die unsere Großmütter behandelt hatten.
    Der Buchhändler reichte mir das Buch und wünschte mir leise Glück. Vielleicht war er daran gewöhnt, Frauen wie mich zu bedienen, die Bücher für eine Freundin suchten. Vielleicht erkannte er solche Frauen an der Art, wie sie die Bücher an sich drückten: wie einen Rettungsring, nicht wie Literatur.
    Die Diskretion des Mannes berührte mich, und ich dankte ihm aufrichtig. Ich wollte der einzigen Person, die mir in den letzten Monaten die Hand gereicht hatte, nichts vormachen.
Es ist tragisch, aber dieser Buchhändler war der letzte Mensch in meinem Leben, den ich nicht angelogen habe.
    Der Mensch und die Ehe. Natur- und ärztliche Geschichte des Mannes und der Frau .
    Ich stürzte mich blindlings in die Lektüre, und ich versichere Ihnen, das ist keine Floskel.
    Glaubte man den Darlegungen, so war es nicht schwer, Kinder zu zeugen. Alles sei nur eine Frage der Hygiene. Im verdummenden Strudel der verzweifelten Hoffnung gefangen, befolgte ich alle Ratschläge.
    Um die »Trägheit der Geschlechtsorgane« zu bekämpfen, sollte man »anregende Lebensmittel« bevorzugen. Mein Dienstmädchen Sophie servierte mir also nur »empfohlene« Speisen: Rauke, Sellerie, Artischocken, Spargel, Trüffel ... Ich verschlang sie heimlich und zwang mich trotzdem, abends noch mit meinem Mann zu essen, auch wenn ich längst keinen Hunger mehr hatte. Schon der Gedanke an die Mahlzeit wurde zur Qual. Aber ich tröstete mich, indem ich an die vielen sterilen Frauen dachte, die fruchtbar geworden waren.
    1 Liter Malagawein 30 Gramm Vanillestangen 30 Gramm Zimt 30 Gramm Ginseng 30 Gramm Rhabarber 15 Tage ziehen lassen
    Ich trank diesen angeblich »aphrodisischen« Wein und mischte das Aphrodisiakum in alle Soßen, Konfitüren und Sirups . Ich nahm sogar aphrodisische Bäder, bei denen man
je 500 Gramm Rosmarin, Salbei, Oregano, Pfefferminz und Kamillenblüten ins Badewasser gab, nachdem man sie zwölf Stunden hatte ziehen lassen. Mit der Zeit nahm meine Haut einen würzigen Geruch an, der mich ekelte.
    Dann begann ich, nach den Rezepturen des Buchs Medikamente herzustellen. Pillen. Einreibungen. Pflaster. Mein Badezimmer wurde eine regelrechte Apotheke.
    Alle meine Handlungen waren darauf ausgerichtet, schwanger zu werden. Aber die Zeit verging, und nichts ge schah . Meine Inbrunst führte dazu, dass ich jedes Maß verlor und die Behandlung entsetzliche Formen annahm. Anna von Österreich hatte schließlich auch nach dreiundzwanzigjähriger Unfruchtbarkeit ein Kind von Ludwig XIV. zur Welt gebracht.
    Waschungen mit kochend heißem Wasser unmittelbar vor dem Verkehr.
    Geißelung von Lenden, Oberschenkeln und Gesäß mit einem Birkenbesen.
    Und das Unerträglichste: die Urtikation, bei der ich mein Geschlecht mit Hagebutten einrieb, was entsetzlichen Juckreiz auslöste.
    Ich war mein eigenes Versuchskaninchen geworden. Nur eine Schwangerschaft hätte mir Einhalt gebieten können.
    Dann kam der Geburtstag der Großmutter meines Mannes.
    Am

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