Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das geheime Verlangen der Sophie M.

Das geheime Verlangen der Sophie M.

Titel: Das geheime Verlangen der Sophie M. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Morgan
Vom Netzwerk:
anlegte. »Natürlich gebe ich ausschließlich dir und deinen verführerischen Fähigkeiten die Schuld«, sagte er und beugte sich zu einem letzten Kuss vor. Ich gab ihm ein Zeichen, dass er zurückweichen solle, denn wenn ich ihm rückwärts über den Fuß fuhr, wäre das nach diesem Abend ein echter Stimmungskiller.
    »Du hast angefangen.«
    Ich sah ihn noch im Rückspiegel lächeln, als ich losfuhr, aber er wirkte nachdenklicher und weniger sorglos als im Schlaf.
     
    Das nächste Mal trafen wir uns zum Mittagessen. Ich hatte die ganze Woche über Spätdienst, und es war völlig sinnlos, Pläne für den Abend zu machen, denn wenn ich Feierabend hatte, dachten normale Leute bereits daran, ins Bett zu gehen, vor allem wenn sie so früh mit der Arbeit begannen wie James. Ein Teil von mir war versucht, ihm einen Besuch eben darum vorzuschlagen  – um ins Bett zu gehen. Doch obwohl wir beide den Abend nach meinem lang ersehnten Essen bei ihm genossen hatten, hatte er nicht vorgeschlagen, so etwas zu wiederholen, und ich wollte mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Doch fairerweise muss ich sagen: Wenn er es vorgeschlagen hätte, wäre ich bei ihm gewesen wie der Blitz, mit anmaßendem Übernachtungsgepäck und allem.
    Das Essen war schön. Er hatte einen netten Pub am Fluss
ausgesucht. Wir nutzten das für diese Jahreszeit ungewöhnlich gute Wetter und saßen wacker draußen, während die meisten Gäste lieber innen saßen und sich um ein Kaminfeuer scharten. Wir sprachen über die Arbeit. Ich erzählte ihm von einer telefonischen Auseinandersetzung zwischen Ian und einer empörten Leserin  – ein so sagenhafter Streit, dass alle im Raum eine Weile in der Arbeit innegehalten hatten, um Ians Gegenargumenten auf die zunehmend abstruser werdenden Anschuldigungen zu lauschen, die er sich anhören musste. Als er dann zwei Minuten lang immer wiederholt hatte: »Wenn Sie mich weiter auf diese Art und Weise beschimpfen, werde ich auflegen und das Gespräch beenden«, applaudierten wir. Er tat es, drehte sich entnervt um und berichtete uns, dass die gegnerische Seite die alte Misses Vickers gewesen sei, eine Kirchengemeinderätin, die sich über eine nicht allzu überschwängliche Kritik der Inszenierung von Ein Inspektor kommt durch eine Laienschauspieltruppe beschwert hatte.
    James erzählte mir mehr über die Pläne zur Goldenen Hochzeit seiner Eltern, die er um eine Geschäftsreise nach Genf herum organisierte. Er und seine Schwester wollten für ein langes Wochenende ein Cottage in Cornwall mieten, wo alle hinkommen konnten, um dem glücklichen Paar zu gratulieren, bevor es dann ein Festessen in einem Fischrestaurant gab. Beim Gespräch über seine Eltern war er angeregter, als wenn es um seinen Job ging, und es war schön, ein Gefühl für diesen Mann zu bekommen, den die ersten Sprechversuche seines Neffen zu solcher Heiterkeit veranlassten.
    »Meine Schwester Emily ist eine tolle Mutter, und Joseph ist ein süßes Kind. Aber er ist nun in diesem Alter, in dem er irgendetwas brabbelt, und ich nicke, aber Emily erklärt mir dann feierlich, dass er mich gerade gebeten hat, ihm den Joghurtlöffel zu reichen. Ich versuche, ernst zu bleiben, aber es ist das menschliche
Gegenstück zu Lassies Gebell, das der kleine Timmy auch immer versteht.«
    Ich lachte. »Ich wette, er macht auch eine gute Figur, wenn er durch den Garten rennt!«
    James nahm einen schnellen Schluck und nickte. »Und wie! Ich werde auf jeden Fall einen Fußball mitnehmen, dann können wir dort unten herumtoben, wenn wir fertig sind. Wer braucht schon Worte? Worte werden weithin überschätzt.«
    Ich weiß, ich bin schrecklich, aber ich bin ziemlich rot geworden, denn mir kam auf einmal eine andere Situation in den Sinn, in der Worte völlig überflüssig waren. Ich starrte kurz auf meinen Teller und zwang die Röte kraft meines Willens zu verschwinden. Auf einmal lag seine Hand in meiner, und als ich aufblickte, lächelte er mich an.
    Ich wusste nicht, ob ich es beruhigend oder nervtötend finden sollte, dass er mich offenbar so gut einschätzen konnte.
    Nach dem Essen winkte ich schnell einen Kellner herbei und bezahlte die Rechnung, bevor James sie übernehmen konnte. Es war ein triumphierendes Gefühl, und es amüsierte mich auch, dass er dies für so ungewöhnlich hielt. Er versuchte vergeblich, den Kellner zurückzurufen, aber der hatte natürlich keine Zeit für solche Spielchen. James fuhr sich durchs Haar.
    »Danke fürs Essen. Das ist

Weitere Kostenlose Bücher