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Das Geheime Vermächtnis

Das Geheime Vermächtnis

Titel: Das Geheime Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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Du in Kürze Deine Reise hierher zu mir antreten wirst. Sorge dich nicht, Liebling – sehr bald schon werden wir den Rest unseres Lebens beginnen. Auf ewig Dein, C. Was sagst du dazu?«
    »Sie war also doch verheiratet!«, ruft Beth aus.
    »Sieht ganz so aus … da steht zwar nicht direkt etwas von einer Hochzeit, aber ich kann mir keinen anderen Grund vorstellen, weshalb er damals, zu dieser Zeit, einen solchen Brief hätte schreiben sollen – über den Anfang ihres gemeinsamen Lebens und dass sie eine neue Familie haben wird und so weiter.«
    »Wohin ist sie denn gereist? Was steht auf dem Poststempel?« Ich untersuche den Umschlag.
    »Ich kann es nicht erkennen. Er ist total verwischt.«
    »Schade. Was, wenn sie irgendwohin reisen sollte, um ihn zu heiraten, und etwas passiert ist, ehe sie dort ankam?«
    »Aber wie würde das zu dem Baby passen?«
    »Das stimmt. Sie hat also einen Ehemann und ein Baby verloren, ehe sie überhaupt hierherkam. Wie alt war sie noch mal damals?«
    »Einundzwanzig, glaube ich. Sie hatte gerade ihr Erbe angetreten.«
    »Unglaublich – dass nichts davon auf ihrer Heiratsurkunde steht und bisher überhaupt niemand etwas darüber wusste! Ich frage mich, wie das in Vergessenheit geraten sein kann«, überlegt Beth laut.
    Ich zucke mit den Schultern. »Wer weiß. Falls sie sich von ihm hat scheiden lassen, wollte sie vielleicht nicht, dass jemand davon erfährt? Mary hat gesagt, Caroline hätte nie über ihre frühen Jahre in Amerika gesprochen – vielleicht hatte sie etwas zu verbergen. Und denk mal an den Brief von dieser Tante B., den ich dir gezeigt habe – in dem stand, dass Dinge, die in Amerika geschehen sind, in Amerika bleiben müssten. Sie hat eindeutig irgendeinen Skandal befürchtet. Wenn ihr Mann gestorben wäre, dann hätte auf der Heiratsurkunde von Caroline und Lord Henry einfach ›Witwe‹ gestanden. Sie muss ihn also verlassen haben. Und wenn ihr Baby gestorben ist, könnte das vielleicht erklären, warum sie immer so frostig, so unnahbar war.« Beth wird auf einmal ganz still.
    Sie hat Dinnys Besuch noch nicht erwähnt. Sie hat mir seinen Dank nicht ausgerichtet, und ich kann nicht herausfinden, ob sie absichtlich schweigt oder es nur vergessen hat, ohne zuzugeben, dass ich gelauscht habe. Aber es nagt an mir. Ich will unbedingt wissen, was er ihr so dringend erklären wollte.
    »Was ist?«, frage ich.
    »Erica, warum bist du so versessen darauf, das alles he rauszufinden? Unbedingt alles zu wissen?« Sie sieht mich aus dem Schatten ihres Haars, ihrer langen Wimpern an. Das Feuer hinter ihr taucht sie in einen orangeroten Schimmer.
    »Findest du das denn nicht interessant? Ich will wissen, warum … warum unsere Familie die Dinsdales hasst. Die Dinsdales gehasst hat«, korrigiere ich mich. »Ich will wissen, wie Meredith so grausam geworden ist – so verbittert und verdreht, wie sie war. Und die Antwort scheint darin zu liegen, dass sie das von Caroline geerbt hat. Ich will nur wissen, warum …«
    »Und du glaubst, du hättest es herausgefunden?«
    »Warum sie die Dinsdales gehasst haben? Nein. Da habe ich keine Ahnung. Es können nicht nur Vorurteile und Standesdünkel gewesen sein – da muss es noch etwas anderes gegeben haben. Es war mehr als das. Es war persönlich . Und außerdem hören Merediths Briefe sich ganz danach an, als hätte es sie nicht weiter gestört, dass die Schranken zwischen den gesellschaftlichen Schichten im Krieg allmählich gefallen sind. Aber zumindest glaube ich, dass ich jetzt weiß, warum Caroline so kalt war. Warum sie Meredith nie liebte, wie Mum gesagt hat.«
    »Weil sie ein Kind verloren hatte?«
    »Es hört sich eher so an, als hätte sie ein ganzes Leben verloren. Erinnerst du dich an das Sommerfest damals, als Caroline dachte, sie hätte eine der Kellnerinnen wiedererkannt?«
    »Ja?«
    »Ich frage mich, für wen sie das Mädchen wohl gehalten hat. Und warum sie so außer sich war.«
    Wieder antwortet Beth nicht und verschließt sich vor mir auf diese Art, die ich nicht ausstehen kann. »Und mir gehen diese verflixten Sumpflilien nicht mehr aus dem Kopf. Ich bin sicher, dass mir das irgendetwas sagt …« Aber Beth hört mir gar nicht mehr zu.
    »Ein Kind zu verlieren … Ich kann mir nicht vorstellen, wie sich das anfühlen muss. Ein Kind, das die Chance hatte, zu wachsen und eine richtige kleine Person zu werden. Wenn sich deine Liebe zu diesem Kind im Laufe der Jahre immer weiter vertiefen konnte. Ich kann mir das einfach

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