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Das Geheime Vermächtnis

Das Geheime Vermächtnis

Titel: Das Geheime Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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Dinny lächelt.
    »Das fand ich immer am schönsten daran, Tante zu sein«, sage ich und nicke Beth zu. Und einfach so sind wir mitten im Gespräch. Wir sitzen zusammen und unterhalten uns wie Nachbarn, wie Beinahe-Freunde. Ich versuche, nicht darüber nachzudenken, wie wundersam das ist – ich will den Zauber nicht brechen.
    »Wie kommst du mit deiner Familiengeschichte voran?«, fragt Dinny mich etwas später, als mein Körper endlich wieder aufgewärmt ist. Ich sehe ihn prüfend an.
    »Du meinst unsere Familiengeschichte?«
    »Ach? Wie soll ich das denn verstehen?«
    »Na ja, kurz zusammengefasst habe ich herausgefunden, dass wir so was wie deine Cousinen sind«, sage ich mit breitem Grinsen. Beth sieht mich stirnrunzelnd an, und Dinny betrachtet mich mit diesem typischen fragenden Blick.
    »Was soll das heißen, Rick?«, fragt Beth.
    »Nicht direkt Cousinen – Halbcousinen zweiten Grades oder so. Im Ernst!«, füge ich hinzu, als ich lauter skeptische Blicke auf mich gerichtet sehe.
    »Dann schieß mal los«, sagt Patrick und verschränkt die Arme.
    »Also. Wir wissen, dass Caroline einen Sohn zur Welt gebracht hat, noch vor ihrer Hochzeit mit Lord Calcott. Es gibt ein Foto, und sie hat den Beißring des Kindes ihr Leben lang aufbewahrt …«
    »Das Baby ist wahrscheinlich nicht mit ihr herübergekommen, denn sonst hätte sie wohl kaum als Jungfer heiraten können, was sie aber offenbar getan hat«, wirft Beth ein.
    »Hör doch erst mal zu. Also: Bei einer der antiken Bettwäschegarnituren im Haus fehlt ein Kissenbezug – aus Leinen, mit gelben Sumpflilien bestickt. Dein Großvater, Dinny, hat mir selbst die Geschichte erzählt, wie er zu seinem Spitznamen gekommen ist, und deine Mum hat mich daran erinnert, als ich neulich zu Besuch war. Aber ich glaube, ein paar Einzelheiten sind über die Jahre hinweg durcheinandergeraten. Mo hat gesagt, Flag wäre auf einem Teppich Sumpflilien gefunden worden – marsh flags –, und daher hätte er seinen Namen. Aber die Wälder um Barrow Storton sind ziemlich hügelig und gut drainiert, das ist eigentlich kein Boden, auf dem Sumpflilien wachsen würden. Ich bin mir sicher, dass Grandpa Flag selbst mir damals etwas von einer Decke mit gelben Blumen darauf erzählt hat, in der er gefunden wurde. Das muss dieser Kissenbezug gewesen sein – doch, so muss es gewesen sein!«, beharre ich, als Patrick spöttisch schnaubt und Dinnys Miene noch skeptischer wird. »Und heute war ich bei George Hathaway …«
    »Ist das der, der früher die Werkstatt an der Hauptstraße hatte?«, fragt Patrick.
    »Genau der. Seine Mutter hat im Herrenhaus gearbeitet, als Caroline hier ankam. Sie wurde gefeuert – angeblich, weil sie etwas gestohlen hatte. Aber George sagt, sie hätte steif und fest behauptet, sie sei weggeschickt worden, weil sie wusste, dass ein Baby im Haus gewesen war – genau zu der Zeit, als die Dinsdales Flag gefunden haben. Ein Baby war im Haus, und dann ist es plötzlich verschwunden. Euer Großvater war der Sohn meiner Urgroßmutter. Da bin ich ganz sicher«, sage ich und zeige, inzwischen ein wenig angetrunken, mit dem Finger auf Dinny. Er mustert mich, reibt sich das Kinn, denkt nach.
    »Das ist …« Beth sucht nach Worten. »Lächerlich!«, endet sie schließlich.
    »Warum denn?«, frage ich. »Es würde Carolines Feindseligkeit gegenüber den Dinsdales erklären – sie setzt ihren Sohn aus, weil sie ihn loswerden will, und sie nehmen ihn auf und ziehen ihn praktisch vor ihrer Haustür groß. Jedes Mal, wenn sie wieder herkamen, haben sie ihr Baby mitgebracht. Das muss sie wahnsinnig gemacht haben. Deshalb hat sie sie so sehr gehasst.«
    »Dann erklär mir eines«, sagt Dinny. »Sie bringt das Baby mit nach England. Sie hat ihn also bei sich, während sie wieder heiratet – aus irgendeinem Grund gibt es keine Aufzeichnungen über ihre erste Ehe, aber sie hätte unmöglich einen Lord heiraten können, wenn sie ein uneheliches Kind gehabt hätte. Also behält sie das Baby, bis sie hier landet, in Barrow Storton, und dann setzt sie es im Wald aus. Meine Frage lautet: Warum? Warum hat sie das getan?«
    »Weil …« Ich verstumme und betrachte eingehend mei nen Drink. »Ich weiß es nicht«, gebe ich schließlich zu. Dann kommt mir eine Idee. »Hatte euer Großvater vielleicht irgendeine Behinderung?«
    »Kerngesund und blitzgescheit.« Dinny schüttelt den Kopf.
    »Vielleicht hat Lord Calcott ihr nicht erlaubt, den Sohn eines anderen Mannes zu behalten?«
    »Wenn ihm

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