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Das Geheime Vermächtnis

Das Geheime Vermächtnis

Titel: Das Geheime Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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nicht weit.«
    Kurze Zeit später werde ich mir meiner selbst wieder bewusst. Meine Haut fühlt sich an wie geschält, meine Rippen, Arme und der Schädel tun weh. Meine Finger und Zehen brennen und pochen vor quälendem Schmerz. Ich sitze in nasser Unterwäsche in Dinnys Wagen, in eine Decke gewickelt. Neben mir steht ein Becher heißer Tee. Dinny kippt mehrere gehäufte Teelöffel Zucker hinein und befiehlt mir zu trinken. Ich nippe daran und verbrenne mir die Zunge. Ich zittere immer noch, aber es wird langsam besser. In dem umgebauten Krankenwagen ist es wärmer, als ich vermutet hätte. Die glühenden Kohlen im Ofen erhellen unsere Gesichter. Schmale Betten an einer Seite, Schränke und Regale und eine Arbeitsfläche an der anderen. Campinggeschirr. Ein Kessel auf dem Ofen, Pfannen an Haken.
    »Wie kommt es, dass du am Teich warst?«, frage ich. Ein ungesundes Rasseln klingt in meiner Stimme mit.
    »War ich nicht. Ich war auf dem Heimweg, als ich den gewaltigen Platscher gehört habe, als du reingesprungen bist. Du hast Glück, dass der Wind von Osten weht, sonst hätte ich es gar nicht mitbekommen. Weißt du eigentlich, was hätte passieren können, wenn ich nicht gekommen wäre? Selbst wenn du es geschafft hättest, dich rauszuziehen – wenn du eine hal be Stunde lang nass am Ufer gelegen hättest … verstehst du?«
    »Ja.« Ich bin zerknirscht, beschämt. Von dem Whisky ist jetzt keine Spur mehr in mir. Mein kleines Bad hat alles ausgewaschen.
    »Also, was hast du da gemacht?« Er setzt sich mir gegenüber auf einen Klapphocker, legt den rechten Fuß locker auf sein linkes Knie und verschränkt die Arme. Lauter Barrieren. »Ich habe versucht, mich zu erinnern. An diesen Tag. Den Tag, an dem Henry gestorben ist.« Gestorben sage ich. Nicht verschwunden . Ich halte inne und bin gespannt, ob Dinny mich korrigieren wird. Das tut er nicht.
    »Warum solltest du dich daran erinnern wollen?«
    »Weil ich es nicht kann , Dinny. Ich erinnere mich nicht daran. Das muss ich aber. Ich muss es wissen.« Er antwortet lange nicht. Er sitzt nur da und betrachtet mich mit verschlossenem Blick.
    »Warum? Warum muss das sein? Wenn du dich wirklich nicht erinnern kannst, dann …«
    »Sag jetzt nicht, dann wäre ich besser dran! Das behauptet Beth nämlich, und es stimmt nicht! Ich bin nicht besser dran. Es fehlt ein Stück … und ich kann nicht aufhören, darüber nachzudenken …«
    »Versuch es.«
    »Ich weiß, dass er tot ist. Ich weiß, dass wir ihn umgebracht haben.« Bei diesen Worten schaudere ich wieder, und ein paar Tropfen Tee fallen auf meine Beine.
    » Wir haben ihn umgebracht?« Dinny funkelt mich plötzlich mit blitzenden Augen an. »Nein. Wir haben ihn nicht umgebracht.«
    »Was soll das heißen? Was ist passiert , Dinny? Wohin ist er verschwunden?«
    Die Frage hängt einen langen Moment zwischen uns in der Luft. Ich glaube, er wird es mir sagen. Bestimmt. Das Schweigen zieht sich in die Länge.
    »Es steht mir nicht zu, über diese Geheimnisse zu entscheiden«, sagt Dinny schließlich mit bekümmerter Miene.
    »Ich will die Dinge nur wieder so haben wie früher«, sage ich leise. »Nicht Dinge – Menschen. Ich will, dass Beth so werden kann, wie sie geworden wäre, wenn das nicht passiert wäre. Damit fängt alles an, das weiß ich genau. Und ich will, dass wir wieder Freunde werden, so wie früher …«
    »Das hätten wir vielleicht sein können.« Seine Stimme klingt matt. »Ihr seid einfach nicht mehr gekommen!«, ruft er aus, und seine Augen weiten sich. »Was glaubst du, wie ich mich gefühlt habe, nach allem, was ich …«
    »Nach allem, was du – was?«
    »Nach all der Zeit, die wir zusammen verbracht haben. Wir sind zusammen groß geworden … Und ihr seid einfach nicht mehr gekommen.«
    »Wir waren noch Kinder! Unsere Eltern haben uns nicht mehr hierhergebracht … dafür konnten wir doch nichts …«
    »Sie haben euch im Sommer danach hergebracht. Und im übernächsten. Ich habe euch gesehen, auch wenn ihr mich nicht gesehen habt. Aber ihr seid nie herunter ins Lager gekommen. Meine Familie ist von der Polizei quasi umgekrempelt worden, als sie überall nach dem Jungen gesucht haben. Alle haben uns behandelt wie Verbrecher! Ich wette, das Herrenhaus haben sie nicht auf den Kopf gestellt, oder? Ich wette, sie haben im Kräutergarten nicht zehnmal nach einem Grab gesucht.« Ich starre ihn an. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich versuche mich zu erinnern, ob die Polizei das Haus durchsucht hat,

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