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Das Geheime Vermächtnis

Das Geheime Vermächtnis

Titel: Das Geheime Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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vor, wenn dies tatsächlich Carolines gesamte persönliche Sachen sein sollen. Nicht viel für mehr als hundert Jahre Leben. Aber alte Häuser wie dieses sind mehr als vollständig ausgestattet, denke ich. Die Leben darin kommen und gehen, aber der Inhalt bleibt zum größten Teil derselbe.
    Begierig sehe ich die Unterlagen durch. Einladungen zu diversen Festlichkeiten; ein Infoblatt der Regierung, wie man sich im Falle eines Luftangriffs zu verhalten hat; das Glückwunschtelegramm der Königin zu Carolines hundertstem Geburtstag; irgendein Rezept mit der typischen wilden Handschrift eines Arztes, die ich unmöglich entziffern kann. Ich packe ein paar der in Zeitungspapier gewickelten Sachen aus und finde ein goldenes Döschen Kompaktpuder mit dazu passendem Lippenstift; einen exquisiten Perlmuttfächer, so zerbrechlich, dass ich mich kaum traue, ihn anzufassen; ein silbernes Frisierset mit Perlmutteinlagen – die Bürsten sind seidig weich, der Spiegel hat in der Mitte einen Sprung. Da ist noch ein seltsamer beinerner Ring, glatt und glänzend wie Satin, an dem ein silbernes Glöckchen hängt, dessen Klimpern mich in der Stille überrascht. Ich frage mich, was diese Gegenstände für Caroline so besonders gemacht hat und was Meredith davon abgehalten haben mag, sie ebenso zu verkaufen, wie sie es mit so vielen anderen Kostbarkeiten getan hatte. Nach einer Weile wird es mir klar. Sie sind alle graviert. CC , zwei schwungvolle Buchstaben im Metall. Ich drehe den beinernen Ring herum und suche nach einer solchen Markierung. Ich finde eine Gravur am Rand der angelaufenen Silberglocke, klein und beinahe abgewetzt, und sie lässt mich innehalten. Für einen prächtigen Sohn, steht da.
    Ich wickele die Schätze wieder ein und lege sie zurück in die Truhe. Ich weiß nicht recht, was daraus werden soll. Offiziell gehören sie jetzt Beth und mir, aber in Wirklichkeit ist das natürlich nicht so. Ebenso wenig, wie sie Meredith gehörten, weshalb sie sie ja auch hier oben verstaut hat. Der Deckel des kleinen Koffers hat altmodische Scharniere, er ist leer. Von der rosaroten Seide, mit der er einmal ausgeschlagen war, sind nur noch Fetzen übrig. Ich nehme stattdessen die Schreibmappe heraus, die so voll ist, dass die Bänder sie nur mit Not verschlossen halten. Darin finde ich Briefe, manche noch im Umschlag. Kleine, weiße Umschläge, viel kleiner als die, die man heutzutage benutzt. Ich blättere sie durch und stelle fest, dass die meisten in derselben Handschrift adressiert sind – eine zierliche Schrift mit zur Seite geneigten Buchstaben in schwarzer Tinte, ein wenig zu eng und verkrampft, um sie als elegant zu bezeichnen. Vorsichtig öffne ich einen Umschlag und schaue nach der Unterschrift am Ende des Briefes. Die meisten dieser Briefe sind von Meredith und tragen einen Poststempel aus Surrey.
    Es zieht mir ganz seltsam das Herz zusammen. Ich blättere wieder zur ersten Seite des Briefs, den ich in Händen halte, und lese.
    28. April 1931
    Liebe Mutter,
    ich hoffe, dieser Brief erreicht Dich bei guter Gesundheit, und das Rheuma macht Dir weniger zu schaffen als letzthin? Du wirst Dich gewiss freuen zu hören, dass ich mich hier gut einlebe und mich allmählich daran gewöhne, meinen eigenen Haushalt zu führen – obgleich ich Dich und auch Storton natürlich vermisse. Charles ist recht freizügig, was die häuslichen Arrangements angeht – er besteht einzig darauf, dass das Frühstück um acht und das Abendessen um neun Uhr serviert wird! Ein Mann, den zufriedenzustellen nicht schwerfällt, weshalb ich die Freiheit genieße, die geeignete Ordnung selbst zu finden. Das Haus ist so viel kleiner als Storton, dass es Dich zweifellos amüsieren würde, wie viele und genaue Instruktionen ich dem Personal geben musste, um alles in Gang zu bringen! Ich fürchte, seine Bediensteten haben sich allzu sehr daran gewöhnt, nur einen Herrn im Hause zu haben, der dem Umlauf von Linnen, der Ausstattung mit frischen Blumen oder dem Lüften von Gästezimmern naturgemäß wenig Aufmerksamkeit zollt.
    Es kommt mir allerdings recht seltsam vor, den ganzen Tag lang allein im Haus zu sein, wenn Charles in seinem Bureau ist. Die Nachmittage sind hier besonders still – oft wende ich mich zur Seite, um Dir etwas zu sagen, nur, um einen leeren Raum vorzufinden! Ich sollte den Frieden und die Ruhe wohl weidlich nutzen, ehe sie vom Trappeln kleiner Füße vertrieben werden … Ich bin ganz hin- und hergerissen zwischen zwei Gefühlen: der

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