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Das Geheimnis am goldenen Fluß

Titel: Das Geheimnis am goldenen Fluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Canter Mark
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Träne über die Wange rann.
    Kung Fu Tse, der Große Lehrmeister, hatte geschrieben, körperliche Schönheit sei lediglich ein äußeres Merkmal; die äußere Erscheinung reiche nicht bis unter die Haut. Aber sein Gesicht war auch nicht von schrecklichen Narben entstellt gewesen. Lag Schönheit wirklich nur an der Oberfläche? Wieso war ihr dann bei ihrer Verstümmelung auch das Herz herausgerissen worden?
    »Bedrückt Euch etwas?«, fragte Yu Lin. »Ihr scheint die Jagd nicht zu genießen.«
    »Mir geht es gut.« Die Kaiserin hob den Kopf und schaute zu den beiden Sturmadlern auf, die über den Klippen kreisten und nach Beute Ausschau hielten. Es war leicht, ihren Vogel auszumachen – schwarzweiße Streifen auf Flügeln und Schwanz; blaugrauer Kopf und weißer Rumpf. Yu Lins Adler war schneeweiß, ein Albino.
    »Euer Blick poliert schon den ganzen Morgen Eure Stiefel«, sagte Yu Lin.
    »Ich muss gestehen, dass meine Gedanken heute wie ein steuerloses Schiff umhertreiben.«
    »Die ganze Stadt weiß, dass der Samen des Barbaren keine Wurzeln in Euch geschlagen hat«, sagte Yu Lin. »Ihr müsst es von neuem versuchen, vielleicht mit dem größeren Mann, May-Son.«
    »Ja«, sagte die Kaiserin müde. »Ich sollte es in einigen Tagen noch einmal versuchen, wenn ich wieder empfänglich bin.«
    Die Kaiserin beobachtete die Jagdadler, die in weit geschwungenen Kurven immer höher in den Himmel stiegen. »Der Barbar, May-Son«, sagte sie, »er scheint ruhelos, ungezähmt, wie ein gerade gefangener Adler.«
    »Wie wahr. Vielleicht sollte man dieselben Methoden anwenden, um den Mann zu zähmen: ihm eine Leine ans Bein binden und ihn in einen abgedunkelten Raum stecken, ihn nur aus Eurer Hand fressen lassen und seine Augen verbunden halten, bis er für seine Aufgabe bereit ist.« Yu Lin lächelte über ihren Scherz.
    »Ich hatte schon angefangen, den Gerüchten zu glauben, dass er unfähig sei«, sagte die Kaiserin. »Und jetzt trägt seine Erste Frau ein Kind in sich.«
    »Glaubt Ihr wirklich, dass sie einen Sohn gebären kann?«
    Die Kaiserin warf ihr einen finsteren Blick zu. »Wäre diese Fähigkeit so leicht zu erlangen, wozu dann mein Opfer?« Sie hob ihre Maske vom Gesicht. »Ist dies bloße Dekoration?«
    Yu Lin mied ihren Blick. »Verzeiht, Mutter-von-Söhnen. Ich werde anordnen, dass man May-Son gebadet und parfümiert in Euer Schlafgemach bringt und ihm vorher so viel Liebessamen verabreicht, dass seine Leidenschaft vom Abend bis zum Morgengrauen und weiter bis zum Mittag anhält. Wenn seine Größe auf seine Manneskraft schließen lässt, könnte er einen unfruchtbaren Schoß mit Zwillingen füllen.«
    Die Kaiserin setzte ihre Maske wieder auf, sah Yu Lin aber weiter funkelnd an. »Wollt Ihr andeuten, dass mein Schoß unfruchtbar geworden ist?«
    »Das habe ich nicht gesagt. Ich machte nur einen Scherz über seine Größe. Ich würde wetten, dass es in der Stadt nicht einen Brunnen gibt, dessen Grund er nicht berühren könnte.«
    »Das Tao beinhaltet Yin und Yang. Seine beiden Frauen sind hohe Töpfe, in denen für tiefe Wurzeln Platz ist.«
    Die Kaiserin dachte an K’un-Chien, und die Schönheit des Mädchens quälte sie, erinnerte sie an ihren Verlust. Ihre Tochter war noch schöner, als sie selbst gewesen war. Die blauen Augen hatte K’un-Chien von ihrem Vater geerbt, wenngleich sie wesentlich dunkler waren, mitternachtsblau.
    Als Huxley ihr erzählte, dass ihr Baby ein Mädchen sei, hatte sich die Kaiserin entwürdigt gefühlt. Aber sie hatte K’un-Chien nicht gehasst. Für eine Mutter-von-Söhnen war eine Tochter nun einmal ohne Wert. Sie erlaubte Huxley, das Mädchen alleine großzuziehen, und dachte jahrelang so wenig wie möglich an den beschämenden Umstand, eine Tochter zu haben. Doch seit dem Tag, als K’un-Chien überlebt hatte, während ihre Söhne ertrunken waren, war ihr Desinteresse in Abscheu umgeschlagen.
    Wie eigenartig. Denn nun schien es unausweichlich, dass K’un-Chien die neue Kaiserin werden würde. Fang-Shihs Glaube, Mutter des Lung-Hu zu werden, war zerbrochen. Sie hatte entschieden, dass ihre Vision bedeuten musste, dass der Lung-Hu dem Schoße ihrer Tochter entspringen würde – und damit indirekt auch ihrem.
    »Soll ich den Befehl nun geben?«, fragte Yu Lin.
    »Was?«
    »Soll ich Euch den Mann bringen lassen, wenn Ihr wieder empfänglich seid?«
    Die Kaiserin schaute zu Boden und antwortete nicht.
    »Kaiserin?«
    »Nein«, sagte die Kaiserin. »Ich habe mich in diesem Moment

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