Das Geheimnis am goldenen Fluß
nicht meinem Willen.«
Meng Po warf das Frisbee, und die Scheibe kippte im Flug auf die Seite, touchierte mit der Kante das Geländer der Halbmondbrücke und fiel in den Teich.
Mason schaute sich nach einem langen Stock um. »Hmmmm. Was wir brauchten, wäre ein Retriever.«
»Was ist ein Retriever?«, fragte Meng Po.
»Ein Hund«, sagte Mason. »Genau gesagt, eine ganze Gattung von Rassehunden, die gerne schwimmen und einem Gegenstände aus dem Wasser holen. Mein Bruder war Jäger und züchtete eine Retriever-Rasse namens Labrador, die ihm die erlegten Enten aus den Teichen holten.«
»Ich habe über Hunde gelesen und Zeichnungen gesehen«, sagte Meng Po. »Hier jagen wir Enten mit Adlern.«
Mason schauderte. »Ich habe eure Adler in Aktion gesehen.«
»Vielleicht können wir Kiki beibringen, uns das Frisbee aus dem Wasser zu holen.«
»Kann er schwimmen?«
»In der Wildnis leben Weisheitsaffen an Flussläufen – sie schwimmen schnell genug, um Fische zu fangen.« Meng Po drehte sich zu dem Weisheitsaffen um. »Kiki, siehst du das Frisbee? Siehst du es? Schwimm raus und bring es zu Mason zurück.«
Kiki war schon im Teich, bevor Meng Po seinen Satz zu Ende gesprochen hatte. Der Primat glitt mit bemerkenswerter Leichtigkeit durchs Wasser. Er erreichte das Frisbee, nahm es zwischen die Zähne und schwamm zum Ufer zurück. Sein rötlicher Pelz klebte wie feuchter Lehm an seinem Körper. Er eilte mit seiner Trophäe über die Brücke zu Mason und hüpfte aufgeregt auf und ab.
»Kiki, möchtest du lernen, wie man ein Frisbee wirft?«, fragte Mason auf Mandarin.
Kiki quietschte wie ein Kind auf einer Achterbahn.
Mason lachte. »Ich betrachte das als ›ja‹.« Er hockte sich neben den Weisheitsaffen. Dessen Pelz roch wie nasser Hund. »Hier. Halte ihn so. Gut. Ups. Du musst ihn fester halten, er ist ein bisschen schwer für dich. Okay? So, nicht loslassen. Zuerst üben wir nur die Bewegung.« Er hielt Kikis Arm und ließ ihn einige Male vor- und zurückgleiten. »So, beim nächsten Mal lässt du das Frisbee los, wenn du den Arm ausgestreckt hast«, sagte Mason. »Bereit?«
Kiki knickte den Arm ein und ließ ihn vorschnellen. »Wirf!«, rief Mason.
Kiki warf das Frisbee, und es flog geradewegs in den Teich. Kiki sprang von der Brücke, schnappte sich die Scheibe und brachte sie Mason zurück.
»Du musst den Arm etwas höher halten. Versuch das Frisbee über den Teich zu werfen.«
Kiki warf die Scheibe in Richtung Teich und jagte ihr nach, noch bevor sie darin gelandet war. Er sprang ins Wasser und brachte sie zurück.
Meng Po lachte. »Er glaubt, das Spiel heißt Hol-das-Frisbee-aus-dem-Wasser.«
Hsiao Pi kam mit mit zwei Tassen Jasmintee aus Meng Pos Palast. Meng Po schaute seine Frau liebevoll an. Mason ging über die Brücke, um sich zu ihnen zu gesellen.
»Danke, Hsiao Pi«, sagte Meng Po und reichte seinem Gast eine Tasse Tee. Er nahm seine Tasse und setzte sich auf eine Bank.
»Bitte, nehmt Platz«, sagte Meng Po zu Mason und Hsiao Pi.
Mason setzte sich neben ihn, doch Hsiao Pi blieb stehen. Kiki rieb seinen nassen Pelz wie eine Katze an ihren kimonogewandeten Beinen.
»Bitte, entschuldigt mich, ich muss die Diener in der Küche beaufsichtigen«, sagte Hsiao Pi, wandte sich um und ging in den Palast zurück.
»Bestimmt hasst sie mich dafür, dass ich sie zur neuen Kaiserin gemacht habe«, sagte Meng Po. »Und das kann ich ihr nicht einmal verübeln. Aber was sie nicht weiß, ist, dass ich nie zulassen würde, dass sie ihre Schönheit opfert. Wir müssen einen Plan schmieden, um sie wohlbehalten in dein Land zu bringen.«
Mason rutschte näher an ihn heran. »Ich hoffte, dass du das sagen würdest. Das ist der wahre Grund für meinen heutigen Besuch.«
»Das hatte ich mir gedacht, aber ich wollte auf den richtigen Moment warten, bis ich die Leichtigkeit unseres Morgens in Blei verwandle.«
Mason nahm die Hand des Jungen. »Aber was wird aus dir? Was wird mit dir geschehen?«
»Keine Sorge, mir wird nichts passieren. Ich werde der einzige in der Stadt verbliebene Mann sein. Mein Leben ist äußerst kostbar.«
»Aber Domino ist auch hier. Er könnte versuchen, irgendwelche Intrigen zu spinnen – immerhin bist du noch ein Junge.«
»Nein. Domino möchte mit dir fliehen.«
»Tatsächlich? Seit wann?«
»Er erzählte mir, er hätte eine schreckliche Vision gehabt. Er nahm den Ling-Chih, um in seine Zukunft zu schauen, und was er sah, brachte ihn völlig aus der Fassung. Er möchte von
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