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Das Geheimnis am goldenen Fluß

Titel: Das Geheimnis am goldenen Fluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Canter Mark
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gewesen, über die Stadtmauer zu klettern und unbemerkt zur Westwand zu gelangen. Die Neuigkeit, dass es im Tunnel einen riesigen Guan Di- Bienenstock gab, reichte den Wachen aus, um keine zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Wenn überhaupt, waren sie eher laxer, denn soweit es Yu Lin und ihr Gefolge betraf, gab es kein Entkommen aus Jou P’u T’uan.
    Mason stieg auf den nächsten Felsvorsprung hinunter, und sein Stiefel trat auf einen halb verwesten Drachenkadaver; die Sohle rutschte zur Seite weg, als wäre er auf feuchten Käse getreten. »Igitt. Ist das eklig. Die Viecher stinken noch schlimmer, wenn sie tot sind.« Die ölige gelbe Fackelflamme ließ raue, unebene Granitwände erkennen. »Okay, K’un-Chien. Komm jetzt runter.«
    K’un-Chien stieg auf den ersten Felsvorsprung hinunter. »Ich bin hinter dir, May-Son.«
    Mason ging weiter und blieb nach einigen Schritten stehen, bis er hinter K’un-Chien die Schritte der anderen vernahm. Dann liefen die fünf nacheinander den engen Tunnel hinab, der die tödlichen Bienen beherbergte.
    Hoffentlich funktioniert der Plan, dachte Mason, während er die Gruppe durch einen steil abfallenden Gang führte. Der gelbe Lichtball der Fackel reichte nur sechs bis sieben Meter weit. Ein Königreich für eine starke Taschenlampe.
    Er sah zu K’un-Chien zurück. »Wie weit noch?«, flüsterte er.
    »Noch hundert Schritte«, sagte K’un-Chien. »Gleich hinter der Stelle, wo der Tunnel nach links abbiegt.«
    Er ging weiter, mit jedem Schritt nervöser werdend. »Bis jetzt keine Bienen«, krächzte er heiser. Er räusperte sich. »Wo ist Tree?«
    »Ich bin hier hinten«, sagte Tree und schwenkte ihre Fackel.
    Mason erreichte die Biegung und blieb stehen. »Jetzt. Ich höre ein Summen.«
    »Caramba, eigentlich sollten die Biester schnarchen«, zischte Domino.
    Mason holte tief Luft. »Was meinst du, Tree?«
    »Es ist zu spät, um umzukehren«, flüsterte sie. »Lass es uns durchziehen.«
    Mason hob die schwarze Sprühdüse des Feuerlöschers und legte den Zeigefinger an den Abzug. »Macht euch bereit«, sagte er auf Mandarin.
    »Gut«, sagte K’un-Chien, »ich bin so weit.«
    »Also los«, sagte Mason und trat um die Ecke. »Oh, Scheiße.« Der Bienenstock war gigantisch, reichte etwa zwölf Meter vom Höhlenboden bis zur Decke und war mindestens doppelt so breit. Ein furchtbares Summen ließ die grauen, papierartigen Wände vibrieren.
    »Zum Teufel mit den Scheißbiestern!« Mason trat einen Schritt auf den Bienenstock zu und beschoss ihn mit eiskalten weißen Schaumwolken. Sekunden später kam der Schaum aus K’un-Chiens Feuerlöscher dazu. Augenblicklich schwärmten Bienen aus dem unteren Teil des Bienenstockes heraus. Der Schaum stoppte die meisten der Bienen im Flug, und sie prasselten, knallend wie dicke Kaubonbons, auf den Granitboden.
    Eine Drohne grub ihren Stachel in Masons Stirn, eine andere stach ihn in den Nacken. »Au«, rief er, »vergesst nicht – nicht nach den Bienen schlagen.«
    Domino und Hsiao Pi lagen auf dem Höhlenboden unter einer dicken Flickendecke. »Hey, haltet uns die Biester vom Leib«, rief Domino mit gedämpfter Stimme. »Sie stechen wie wild auf uns ein.«
    Tree besprühte die Decke, und eine Hand voll Bienen fiel herunter. Tausende daumenkuppengroßer schwarzer Formen übersäten den Boden. Die drei mit den Feuerlöschern sprühten weiter auf den Bienenstock, und mittlerweile waberten dichte, eisige Dunstschwaden durch die Höhle.
    Plötzlich begann Masons Fackel zu flackern und ging aus, und tiefe Schatten durchzogen den Raum.
    »Scheiße!«, rief er. »Hört auf zu sprühen!«
    Er gab den Befehl zu spät. Trees Fackel erlosch als Nächste, und in der Höhle wurde es fast völlig schwarz, bis auf das schwache Flackern von K’un-Chiens Fackel. Im nächsten Moment erstickte der Dunst auch diese Flamme. Mason konnte den Bienenstock nicht mehr erkennen, obwohl er nur einen halben Meter von ihm entfernt war.
    Hsiao Pi schrie unter der Decke.
    »Schhh!«, sagte Mason.
    Hsiao Pi schrie weiter.
    »Domino, bring sie zum Schweigen!«, sagte Tree.
    Mason hielt den Atem an und lauschte in der Dunkelheit. Hsiao Pi keuchte vor Furcht.
    »Mierda!«, brüllte Domino.
    »Seid still, Leute«, zischte Mason.
    In der Stille das Plip-Plip tropfenden Wassers – kondensierter Schaum an den Höhlenwänden.
    Und aus dem Bienenstock ein tiefes, wütendes Brummen.

44
    Mason richtete die Düse seines Feuerlöschers auf das Brummen im Bienenstock,

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