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Das Geheimnis am goldenen Fluß

Titel: Das Geheimnis am goldenen Fluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Canter Mark
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Weisheitsaffen am Leben seien, keiner davon in freier Wildbahn.«
    »Das ist schrecklich«, sagte Mason. »Ich frage mich, wie wir helfen könnten.«
    Tree sah die heranschreitende Kaiserin und straffte unwillkürlich den Rücken. Sie stieß Mason in die Seite.
    »Ich haue ab«, sagte Domino. »Ich will nicht, dass sie mich sieht.« Er mischte sich unter die Menge.
    Die Kaiserin schritt zu dem kleinen Pavillon in der Mitte des Hügels und drehte sich zu der Versammlung um. Sie trug eine blutrot lackierte Maske, mit roten Haaren, die wie Fächer auf ihren Schultern lagen. Auf ein Zeichen sank das gesamte Auditorium auf die Knie und verneigte sich dreimal in den Kies.
    Die Kaiserin klatschte in die Hände, und alle erhoben sich und riefen: »Mutter-von-Söhnen!«

39
    Die Kaiserin machte eine dramatische Pause, bevor sie sprach: »Vor zwanzig Sonnen, im Jahr der Schlange, wurde ich auf eben diesem steinigen Pfad in das höchste und ehrenvollste Amt gewählt, das eine Tigerfrau in Jou P’u T’uan bekleiden kann. Ich wurde eine Mutter-von-Söhnen.
    Nun, da ich zu alt bin, um weitere Söhne zu gebären, ist es meine Pflicht, die nächste Kaiserin auszuwählen, meine Nachfolgerin. Deswegen befehle ich nun, im Jahr des Hundes, allen Tigerfrauen, sich vor diesem Pavillon in Zwölferreihen aufzustellen, um meine Wahl zu erwarten.«
    Nervös stellten sich die Tigerfrauen in Reihen auf. Auf einer Bühne begann ein Quartett zu spielen; jede der Musikerinnen blies in eine Orgelpfeife aus siebzehn zusammengebundenen Bambusröhren. Die komplizierte, atonale Melodie, begleitet von Beckenschlägen, Trommeln und Glocken, klang für Tree wie zwei Wagenladungen Dudelsäcke auf Kollisionskurs.
    Eine junge, beinamputierte Frau humpelte laut gähnend an Tree vorbei. Von den anderen Frauen, die ihre Plätze einnahmen, sah keine so gelassen aus. Einige scharfe Worte wurden gewechselt, als drei Freundinnen sich nicht voneinander trennen lassen wollten; alle drei waren schöne junge Frauen, die zu Tode erschrocken schienen; sie blieben zusammen. Tree umarmte K’un-Chien, bevor diese fortging, um sich zu den anderen zu gesellen.
    Etwa dreihundert Frauen zwischen zwölf bis Mitte zwanzig stellten sich auf wie ein Heeresbataillon, das auf die Inspektion wartet. Die Kaiserin, ihre oberste Befehlshaberin, General Yu Lin, und vier Soldatinnen kamen vom Hügel herunter. Die Kaiserin hielt eine einzelne rote Lotusblüte in den Händen. Sie lief langsam zwischen den Frauen umher und blieb dann und wann stehen, um ein bestimmtes Gesicht und die Figur zu begutachten, bevor sie weiterging. Einige Male packte die Kaiserin das Kinn einer Frau und drehte deren Gesicht in diese und jene Richtung, als suchte sie an einer edlen Porzellanvase nach winzigen Rissen. Auf ein Nicken der Kaiserin führten die Soldatinnen einzelne Frauen aus den Reihen fort, und diese Finalistinnen stellten sich in einer gesonderten Gruppe auf, gleichzeitig stolz und erschrocken aussehend.
    Die Kaiserin kam zu K’un-Chien, und Tree hielt den Atem an. Ohne zu zögern, packte Yu Lin K’un-Chien am Ärmel und zog sie aus der Reihe. K’un-Chien ging zu den anderen Finalistinnen hinüber, doch diese wichen kollektiv einige Schritte vor ihr zurück.
    K’un-Chien stand alleine da und sah tapfer und würdevoll aus, dachte Tree.
    Und viel zu schön.
    Das Auswahlverfahren setzte sich fort, bis die Gruppe der Finalistinnen auf rund zwanzig Frauen angewachsen war. Dann mussten sie sich in zwei Reihen aufstellen, und die Kaiserin und Yu Lin blieben vor jeder Kandidatin stehen und musterten sie minutenlang. Jedes der Mädchen zitterte, während es von dem einstmals schönsten Mädchen der Stadt, das nun sein entstelltes Gesicht hinter einer Maske verbarg, begutachtet wurde.
    K’un-Chien, noch immer abseits von den anderen stehend, wurde als Letzte in Augenschein genommen. Sie schien nicht furchtsam, sondern trotzig. Sie überragte die anderen Frauen um Haupteslänge, und für Tree war sie die mit Abstand Schönste von allen – ein alarmierendes Zeichen. Tree konnte nur hoffen, dass die Kaiserin, die zugleich K’un-Chiens Mutter und Richterin war, dies nicht ebenso sah.
    Die meisten der Frauen wurden zurückgeschickt; erleichtert mischten sie sich wieder unter die Menge. Nur vier Frauen blieben übrig, unter ihnen K’un-Chien.
    »Mason«, flüsterte Tree und biss sich auf die Unterlippe.
    »Bleib ganz ruhig.« Er drückte ihre Hand. »Wir müssen einfach abwarten.«
    Die Kaiserin trat

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