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Das Geheimnis am goldenen Fluß

Titel: Das Geheimnis am goldenen Fluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Canter Mark
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abkochen?«, fragte Tree.
    »Das wäre am sichersten«, sagte Mason, »aber man muss schon ein Indianer sein, um in all der Feuchtigkeit ein Feuer anzubekommen. Ich jedenfalls habe es nie geschafft.«
    »Ich werde es trinken«, sagte Domino. »Wenn mich das Wasser in meinem Viertel nicht umgebracht hat, kann ich alles trinken.« Er nahm sein Bündel ab und legte es ans Ufer, dann rutschte er die Böschung hinunter und sprang kopfüber ins Wasser.
    »Es frio!«, rief er lachend. »Es muss vom Berg runterfließen.«
    »Es ist kühl?«, fragte Tree. »Ich komme.«
    Dann eilten auch die restlichen drei die Böschung hinunter und sprangen juchzend ins Wasser. Mason stöhnte auf, als ihm das kühle Nass einen Kälteschauer über den Rücken jagte. Die Erlösung von der drückenden Hitze war ein so köstliches Vergnügen, dass es ihm fast die Besinnung raubte. Er glitt durch das flache Wasser zu Tree hinüber, die ihren Kopf zurückgelegt hatte und ihr Hirn von der Kühle durchtränken ließ. Er küsste sie und flüsterte: »Ich glaube, ich habe gerade eine neue Art Orgasmus entdeckt.«
    Sie grinste. »Erinnerst du dich noch an die Eiswürfel?«
    Er lachte und schaute ihr in die Augen und küsste sie wieder.
    Dann rief eine schwache, leise Stimme seinen Namen.
    Sie schauten beide auf. Hsiao Pi tauchte ihren Kopf ins Wasser und ließ ihre langen Haare wie eine Peitsche zurückfliegen. K’un-Chien und Domino gingen ihren eigenen Wasserspielen nach.
    Mason sah Tree fragend an.
    »Ich habe es auch gehört«, sagte sie.
    Sie stiegen beide das Ufer hoch und gingen zu ihren Sachen. Das Bündel, das Domino getragen hatte, wand sich am Boden wie ein zum Leben erwachter Kokon.
    »Mmay-Son. Mmay-Son«, drang eine gedämpfte Stimme aus dem Innern.

46
    Masons Magen zog sich zusammen. Eilig faltete er das Bündel auf und entdeckte Kiki, den Weisheitsaffen. Der zimtfarbene Pelz der kleinen Kreatur war schweißnass und hatte allen Glanz verloren; seine Augen waren eingesunken.
    »Mmay-Son«, stöhnte Kiki.
    Mason riss den Kopf herum und sah zu Domino hinüber, der lachend im Wasser planschte. »Dieser Hurensohn, ich werde ihn umbringen.«
    Tree packte seinen Arm. »Hör auf. Kümmere dich um Kiki. Er braucht deine Hilfe.«
    Mason schaute auf Kiki hinunter. »Bring mir etwas Wasser, schnell. Hier, nimm das.« Er reichte ihr eine der Feldflaschen.
    »Oh, kleiner Kiki. Es tut mir so Leid«, sagte Tree und eilte davon.
    Mason drückte ein Ohr auf den Pelz an Kikis Brust. Das kleine Herz schlug unregelmäßig. »Halte durch, kleiner Kerl. Du kommst wieder auf die Beine.«
    Du kommst besser wieder auf die Beine. Verdammt, sonst … Nie in seinem Leben hatte Mason solch einen rasenden Zorn empfunden. Es war, als hätte jemand absichtlich seinen kleinen Sohn verletzt. Am liebsten würde er Domino den Kopf abschlagen und ihn eigenhändig häuten.
    Tree kam zurück. »Ich habe dir Wasser gebracht, Kiki«, sagte sie mit sanfter Stimme. »Hier. Versuch, etwas zu trinken.«
    Mason hob den Kopf des Weisheitsaffen, und Tree hielt ihm die Flasche an den Mund. Wasser tröpfelte auf seine purpurne Zunge, und Kiki würgte und spuckte es aus.
    K’un-Chien kniete neben dem Gefährten ihres Bruders nieder. »O nein, armer Kiki.«
    »Er will das Wasser nicht trinken«, sagte Tree.
    »Weisheitsaffen saugen den Tau aus Blättern«, sagte K’un-Chien und hielt Kiki eine dicke Strähne ihrer triefnassen Haare an die Lippen. »Hier. Trink, süßer Kiki. Ich liebe dich. Meng Po liebt dich. Bitte, trink das Wasser.«
    Beim Klang des Namens ihres Bruders regte sich Kiki.
    »Ja, Meng Po liebt dich«, sagte K’un-Chien. »Meng Po liebt dich, Kiki.«
    Der Weisheitsaffe begann, das aus ihrem Haar tropfende Wasser aufzusaugen.
    Für Mason sah Kiki mehr denn je wie ein hundertjähriger Greis mit einem langen weißen Bart aus. Der alte Weise trank vom nassen Haar einer wunderschönen Jungfrau, die ihn mit anrührender Zärtlichkeit ansah. Mason betete, dass ein solch märchenhafter Zauber Kiki ins Leben zurückbringen würde.
    Tree begann, leise zu weinen. »Wird er wieder gesund werden?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Mason. »Gott. Ihn in dieser brütenden Hitze in ein Stoffbündel zu packen. Verdammt.« Eine Stimme in seinem Kopf ging alle Schimpfwörter durch, die ein ehemaliger Armee-Angehöriger kannte. Hierfür würde Domino bezahlen.
    Mason hielt die Flasche über K’un-Chiens Kopf und goss Wasser auf ihre Haare. Es floss die Strähne hinunter, an der Kiki saugte.

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