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Das Geheimnis am goldenen Fluß

Titel: Das Geheimnis am goldenen Fluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Canter Mark
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zulassen, dass Meng Po Kiki verliert. Ich weiß, wie es ist, seinen besten Freund zu verlieren.«
    »Aber du kannst nicht zurück«, sagte Tree. »Die Bienen. Außerdem, falls du es irgendwie in die Stadt zurückschaffst, würden sie dich dort umbringen.«
    Mason stieß den Atem aus. Er musste zugeben, dass sie Recht hatte. Wütend trat er ins Wasser und spritzte Domino eine Welle ins Gesicht.
    K’un-Chien watete zu ihnen hinüber, Kiki wie ein Kleinkind an ihren Busen geschmiegt.
    »Ich kann nicht erlauben, dass Kiki meinem Bruder gestohlen wird«, sagte sie. »Ich werde mit ihm zurückkehren.«
    »Du hast völlig Recht«, sagte Mason. »Aber was ist mit den Bienen?«
    »Ich kann Brennholz in den Tunnel mitnehmen und die Bienen ausräuchern.«
    »Sie würden dich totstechen, während du das Feuer entzündest«, sagte Tree.
    »Ja, wahrscheinlich«, sagte K’un-Chien. »Aber Kiki ist klein, behände und schnell. Sein Pelz ist dick, und ich kann ihm aus meinem Gewand einen schweren Schutzkittel anfertigen. Er kann weiter unten im Tunnel warten. Nachdem ich das Feuer entfacht habe und der Rauch die meisten Bienen getötet hat, kann er durch die Höhle zum Ausgang hochrennen. Er kennt den Weg nach Hause.«
    »Nein, K’un-Chien, das darfst du nicht«, sagte Tree. »Mason, sag du es ihr. Sie darf nicht gehen. Das wäre ihr sicherer Tod.«
    Mason stieß einen Seufzer aus. Der maskuline Geist, den er in K’un-Chien erkannt hatte – die Eigenschaft, die ihn an Gib erinnerte –, war jetzt unerschrocken zu vollem Leben erwacht. Sie fragte ihn nicht um Erlaubnis, und ihm fehlte jedwede Möglichkeit, ihr die Rückkehr zu verbieten. Sie würde zurückgehen, und er wusste es. K’un-Chien war frei.
    Die Härte in K’un-Chiens Gesicht wurde weicher. »Ich gebe zu, dass ich nie beabsichtigte, euch bis ans Ende eurer Reise zu begleiten«, sagte sie leise. »Ich bin sicher, dass ich nicht in euer Land gehöre. Ich gehörte nicht mal in mein eigenes. Deswegen ist es so am besten. Nun kann ich etwas Sinnvolles tun, statt nur zurückzubleiben und auf den Tod zu warten.«
    Plötzlich sah Mason die Trauer und Liebe, die in K’un-Chiens Augen schimmerten. Hastig wandte sie sich um und watete ans Ufer zurück.
    Mason starrte ihr nach und empfand auf einmal schreckliche Schuldgefühle. Ihm wurde klar, dass er und Tree nicht gemerkt hatten, wie sehr ihre private Liebesaffäre K’un-Chien verletzt hatte. Wie hatten sie so blind sein können? K’un-Chien hatte keinerlei Erfahrung mit Monogamie oder westlichen Moralvorstellungen. Sie konnte ihre exklusive sexuelle Beziehung nur als Ablehnung empfinden. Weshalb hatten sie die Dinge nie aus K’un-Chiens Perspektive betrachtet? Sie hätten sie in ihr Ehebett einladen sollen. Zum Teufel mit richtig oder falsch. Liebe ist Liebe. Liebe ist die einzige Moral. Das war ihm nun klar; er spürte die Wahrheit seiner Erkenntnis mit beinahe schmerzender Schärfe.
    Tree nahm Masons Hand. Sie weinte. »Baby, wir haben es vermasselt«, sagte sie.
    Er versuchte, den Kloß in seinem Hals hinunterzuschlucken. »Das sehe ich jetzt auch.«
    »Liebst du sie?«, fragte Tree schnaufend.
    Seine Augen folgten K’un-Chien, die die Uferböschung hochlief. Geheimnisvolle Seele. Er konnte sich sein Leben ohne sie fast nicht mehr vorstellen. In den letzten Monaten war sein Herz geheilt und gewachsen, und nun boten seine unendlichen Tiefen genügend Platz für beide Frauen, doch wie konnte er das Tree erklären?
    »Schon gut. Ich weiß, was du fühlst«, sagte Tree. »Und erst jetzt wird mir klar, wie sehr auch ich sie liebe.«
    Mason und Tree wateten ans Ufer. »K’un-Chien«, sagte Mason. »Tree und ich müssen mit dir reden. Bitte. Wir beide haben dir etwas Wichtiges zu sagen.«
    Hinter ihnen stieß Domino plötzlich einen Schrei aus.
    Mason fuhr herum. Domino hüpfte durch das Wasser und schrie erneut angsterfüllt: »Helft mir!«
    Mason rannte die Böschung hinunter. Domino schwankte ihm entgegen, und plötzlich sah Mason die Wasserschlangen, drei oder vier, die sich wie lebendige, glänzende Seile um Dominos Beine wanden. Domino grunzte laut auf, und sein ganzer Körper wurde von einem Schüttelkrampf gepackt. Seine Arme schnellten an den Seiten hoch, die Finger gespreizt, und er kippte rückwärts ins Wasser zurück, steif wie eine Schaufensterpuppe.
    Masons Füße stießen ins Wasser, und augenblicklich fuhr ein starker Stromstoß durch seinen Körper. Er blieb abrupt stehen, nur mühsam das Gleichgewicht

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