Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Geheimnis am goldenen Fluß

Titel: Das Geheimnis am goldenen Fluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Canter Mark
Vom Netzwerk:
Kompass und Landkarte wäre ich verloren. Ich habe null Orientierungssinn.«
    »Ich habe von unserem Hubschrauberflug noch ein ziemlich gutes Bild dieser Gegend im Kopf«, sagte Mason. »Im Westen gibt es zwei oder drei Flüsse, die zu einer großen Wasserstraße zusammenlaufen.« Er deutete auf den Halbmond, der wie ein Elfenbeinamulett am Himmel hing. »Dort geht der Mond unter, also ist dort Westen. Wir folgen dem Mond zum Fluss.«
    Domino rückte das dicke Bündel auf seinem Rücken zurecht. »Vamos«, sagte er.
    »Warte«, sagte Mason. »Hsiao Pi ist erschöpft. Wir ruhen uns hier bis zum Morgen aus. Hier oben sind wir sicher.«
    »Auch vor Jaguaren?«, fragte Tree.
    »Ich dachte eher an die Yanomorduro.«
    Dominos Augen weiteten sich, und er packte Masons Arm. »Yanomorduro? Machst du Witze? Das sind Kopfjäger, Mann.«
    »Korrekt«, sagte Mason und blickte auf den im Wind hin- und herwogenden Dschungel hinunter. »Wir schauen auf das Dach ihres Zuhauses.«

45
    Sobald es hell genug war, begann die Gruppe, von der Anhöhe herunterzusteigen. Nach einer Stunde Fußmarsch nach Westen klebte Masons Khakihemd wie eine zweite Haut an seinem Rücken. Ihm kam es vor, als schwitze der gesamte Dschungel: Dampfende Feuchtigkeit stieg von dem sumpfigen Kompost unter seinen Stiefeln auf; jedes Farnkraut, jedes Blatt und jeder Baum war tropfnass.
    »Trinkpause«, sagte Mason.
    Die Gruppe setzte sich auf einen umgekippten, moosüberwucherten Baumstamm und trank aus keramischen Feldflaschen. Jeder der fünf wurde von einer eigenen Mückenwolke umhüllt. Irgendwo in der Nähe kreischte ein Papagei, und Domino straffte alarmiert den Rücken.
    »Warum bist du so nervös?«, fragte Mason ihn.
    »Ich weiß nicht, wie es mit dir steht, aber ich habe keinen Bock darauf, mir von irgendwelchen Scheiß-Indianern den Kopf schrumpfen zu lassen.«
    »Genau genommen schrumpfen sie den Kopf gar nicht«, sagte Mason. »Sie ziehen die Haut vom Kopf, nähen sie auf einen Affenschädel und straffen sie, indem sie den Schädel stundenlang in einer speziellen Lösung kochen.«
    Angewidert wandte Domino sich von ihm ab.
    Mason genoss es, Domino Angst einzujagen. Er hatte ihm die Episode mit Tree nicht verziehen und würde es so bald auch nicht tun. »Deine Regierung hat die Kopfjagd doch für illegal erklärt«, sagte er. »Warum sagst du den Yanomorduro nicht einfach, du seist ein Bulle, Policia Especi al.«
    »Fick dich ins Knie, Amigo«, sagte Domino. »Als ob du nicht auch Schiss hättest.« Er nahm seinen Leinenhut ab und klopfte ihn auf dem Oberschenkel aus. Schweißspritzer stoben in alle Richtungen und zerstreuten für einen Moment seine persönliche Mückenwolke.
    »Genug, ihr beiden«, sagte Tree. »Haltet endlich die Klappe.«
    Mason schaute zu Tree hinüber. Die Feuchtigkeit hatte ihre Locken besiegt; sie klebten jetzt schlaff auf ihrer schweißnassen Stirn. »Die größte Gefahr droht uns nicht von Kopfjägern«, sagte er, »sondern von Dehydrierung. Wenn man sieht, wie schnell wir Flüssigkeit verlieren, schaffen wir es besser schnell zum Fluss, ansonsten bekommen wir ernste Probleme.«
    »Hsiao Pi, kannst du jetzt weitergehen?«, fragte Tree das Mädchen auf Mandarin.
    Hsiao Pi nickte.
    K’un-Chien nahm Hsiao Pis Hand, stand auf und zog das Mädchen auf die Beine. »Na dann los«, sagte sie.
    Mit einer Machete, die vom Floß stammte, hackte Mason eine Schneise durch das verschlungene Grün. Ihr Tempo war quälend langsam. Am späten Nachmittag schätzte Mason, dass sie seit ihrem Aufbruch im Morgengrauen höchstens fünf Kilometer vorangekommen waren. Tree und K’un-Chien trugen abwechselnd Hsiao Pi auf dem Rücken, während Domino die Bogen und Köcher und sein großes Bündel mit persönlichen Sachen schleppte.
    Mason blieb stehen, wischte sich den Schweiß aus den Augen und schnaubte seine Nase, um das Salz aus den Nasenlöchern zu bekommen. Und roch mit seinem nächsten Atemzug den Fluss.
    »Ich rieche Wasser«, sagte Tree im selben Moment.
    »Hoffentlich ist es trinkbar«, sagte Mason. »Unsere Flaschen sind fast leer.« Er hieb mit neuer Energie auf das Geäst ein, und nach zehn Minuten öffnete sich das dichte Unterholz plötzlich zum sumpfigen Ufer eines whiskeyfarbenen Flusses.
    Mason leckte sich über die Lippen. »Die Strömung ist stark«, sagte er. »Das ist gut – das Wasser steht nicht und ist wahrscheinlich trinkbar. Wir können ein Floß bauen und uns nach Norden treiben lassen.«
    »Sollten wir das Wasser nicht

Weitere Kostenlose Bücher