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Das Geheimnis am goldenen Fluß

Titel: Das Geheimnis am goldenen Fluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Canter Mark
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und Frösche zirpten und quakten. Ein Brüllaffe kreischte und versetzte einen Papageienschwarm in aufgeregtes Geschrei. Unter dieser hell tönenden Geräuschkulisse des Wolkenwalds hallte das gleichmäßige Rauschen des Wasserfalls durch das üppige, von nahezu senkrechten Felswänden eingeschlossene Tal.
    Tree und Mason lagen einander zugewandt auf einer Futon-Matratze in einem mit kunstvollen Schnitzereien verzierten Bett aus Bambusrohr. K’un-Chien schlief auf einer Strohmatte, die am Fuße des Betts aufgerollt war; Drachenköpfe aus Bambus lugten zwischen stilisierten Wolken hervor, die über ihrem Kopf dahinzogen.
    Tree und Mason trugen Seidenpyjamas: seiner grün, ihrer weiß. Sie sprachen mit gedämpften Stimmen.
    »Ich denke, wir sollten noch mal mit der Hauptfrage beginnen«, sagte sie. »Wieso werden hier nur Mädchen geboren?«
    Mason schüttelte ratlos den Kopf.
    »Wie du schon sagtest, es könnte an einem Umweltfaktor liegen«, sagte Tree.
    »Möglicherweise, aber ich zerbreche mir schon die ganze Zeit den Kopf darüber, welcher Faktor das sein könnte –«
    »Was ist mit deiner Idee von säurehaltigem Wasser?«
    »Nein, das halte ich mittlerweile für eine unsinnige Hypothese.«
    Sie hatten bereits über Methoden gesprochen, mit denen sich die Geschlechtsbildung des Babys beeinflussen lässt, indem man einem der beiden Spermientypen einen Vorteil verschafft. Gynospermien, die ›Mädchen-Macher‹, sind kräftiger und langlebiger, schwimmen aber langsamer, Angiospermien, die ›Jungen-Macher‹, sind schwächer, aber bessere Schwimmer und dazu zahlreicher. Unter für Spermien generell günstigen Voraussetzungen, wie beispielsweise einem leicht alkalischen Vaginalbereich, gewinnen für gewöhnlich die Angiospermien das Rennen zum Ei, weil sie schneller und zahlreicher sind. Doch in einem leicht säurehaltigen Vaginalbereich und über mehrere Stunden hinweg gewinnen die Gynospermien wegen ihrer stärkeren Konstitution und längeren Lebensdauer.
    Somit ergab sich eine simple Formel: Um Jungen zu zeugen, sollte der Sex während des Eisprungs stattfinden, mit tiefem vaginalem Eindringen von hinten – die beste Stellung, um Spermien nahe am Muttermund abzulagern –, zudem sollte die Frau möglichst einen Orgasmus haben, um ein verstärktes Ausschütten alkaliner Vaginalsekrete zu bewirken. Um ein Mädchen zu zeugen, sollte man zwei oder drei Tage vor dem Eisprung in der Missionarsstellung miteinander schlafen, die Frau sollte auf einen Orgasmus verzichten, und der Penis sollte im Moment der Ejakulation die Scheide möglichst flach penetrieren, so dass die Spermien den ganzen Vaginalkanal hochschwimmen müssen, wobei die meisten Angiospermien bewiesenermaßen absterben.
    Mason hatte gesagt, dass neunzig Prozent der Paare, die diese Methode anwendeten, tatsächlich den erhofften Jungen oder das erhoffte Mädchen bekamen.
    »Deswegen frage ich mich«, hatte er gesagt, »ob hier irgendein allgemeingültiger Faktor am Werke ist, zum Beispiel regelmäßiges Baden in Wasser, das aufgelösten Kalkstein enthält – de facto also eine säurehaltige Intimwäsche, die bewirkt, dass Frauen nur Mädchen bekommen.«
    Doch nun verwarf er diese Idee wieder.
    »Ich meine, dann müsste jede Frau, die hier irgendwann einmal schwanger wurde, direkt vor dem Sex in dem Wasser gebadet haben – oder sich, vorzugsweise, damit den Intimbereich gewaschen haben. Ziemlich weit hergeholt, es sei denn, es ist eine Art Ritual, das sie hier praktizieren. Außerdem würde das Wasser säuerlich schmecken, wenn es Säure enthielte. Hast du hier irgendwo säuerliches Wasser getrunken?«
    Tree schüttelte den Kopf. »Nein, es schmeckt süß und köstlich.«
    »Genau.« Er seufzte. »Nein, selbst wenn sie sich den Intimbereich mit Essig wüschen, sollte hin und wieder eine Angiospermie das Rennen machen – sie sind wesentlich zahlreicher als Gynospermien.«
    »Ich frage mich, ob es mit ihrer Ernährung zusammenhängen könnte«, sagte Tree. »Eine bestimmte Speise –«
    »Die als unüberwindbarer Hemmfaktor für Angiospermien wirkt? Ah. Welche könnte es sein?«
    »Keine Ahnung.«
    »Ich habe mal eine Studie gelesen, wonach Frauen, die sich kalziumreich und salz- und kaliumarm ernähren, hauptsächlich Mädchen bekommen«, sagte er. »Um einen Jungen zu bekommen, gilt das genaue Gegenteil: wenig Kalzium und viel Salz und Kalium. Die Frauen mussten diese Ernährungsweise für mindestens einen Monat beibehalten, bevor sie sich von

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